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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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törichter Befehlshaber bist, will ich dir erklären, warum ich so gehandelt habe. Eigentlich solltest du das allein begreifen.«
    Sulla zählte an den Fingern der rechten Hand einen Punkt nach dem anderen auf. »Erstens können wir uns nicht leisten, diese Männer zu verlieren. Sie wurden von Otacilius ausgebildet und sind erfahren. Zweitens bewundere ich sie dafür, daß sie sich klugerweise einen Mann vom Hals geschafft haben, der sie sehr schlecht geführt hätte, womöglich hätte er sie allesamt ins Grab gebracht. Drittens wollte ich für mein Teil Aulus Albinus auch nicht haben! Aber er ist ein Konsular, und man konnte ihn nicht einfach übergehen.«
    Mit drei ausgestreckten Fingern drehte sich Sulla um und blickte das glücklose Ferkel mit funkelnden Augen an: »Ich will dir mal was sagen, Quintus Caecilius. Wenn es nach mir ginge, gäbe es in meinem Stab keinen Platz — wirklich keinen! — für so unfähige und streitsüchtige Männer wie Aulus Albinus, den verstorbenen Konsul Lupus, dem niemand eine Träne nachgeweint hat, und unseren derzeitigen Konsul Cato Licinianus. Ich habe Aulus Albinus einen Posten bei den Seestreitkräften gegeben, weil ich gedacht habe, daß er dort am wenigsten Schaden anrichtet. Wie könnte ich also Männer für etwas bestrafen, was ich unter ähnlichen Umständen auch getan hätte?«
    Sulla streckte einen vierten Finger aus: »Viertens haben sich diese Männer in eine Lage gebracht, in der sie sich bewähren müssen. Wenn ihnen das nicht gelingt, werde ich ihnen wirklich die Staatsbürgerschaft aberkennen und sie auspeitschen lassen — das heißt, es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als zu kämpfen wie die Wildkatzen. Und fünftens« — jetzt mußte er noch den Daumen zu Hilfe nehmen — »ist es mir egal, wie viele Diebe und Mörder ich in meinen Truppen habe, solange sie nur wie die Wildkatzen kämpfen.« Die Hand fiel herunter und fuhr dabei durch die Luft wie die Axt eines Barbaren.
    Metellus Pius öffnete den Mund, verschluckte dann aber, was er hatte sagen wollen, und schwieg lieber.
    An der Stelle, an der sich die Straße nach Pompeji gabelte und eine Straße zum Vesuv-Tor, die andere zum Herkulaneischen Tor führte, ließ Sulla seine Truppen ein stark befestigtes Lager errichten. Bis er sich hinter Gräben und Schutzwällen eingerichtet hatte, war seine Flottille angekommen und schoß brennende Bündel über die Mauern mitten zwischen die Häuser von Pompeji hinein, schneller und präziser, als die ältesten und erfahrensten Zenturionen es je gesehen hatten. Angstvolle Gesichter schauten von den Mauern herab und ließen erkennen, daß mit einem solchen Angriff niemand gerechnet hatte und daß alle Angst hatten. Feuer war das Schlimmste.
    Am nächsten Tag zeigte sich, daß die Samniten von Pompeji dringliche Hilfeersuchen ausgesandt hatten. Eine Armee von Samniten tauchte auf, die um gut zehntausend Mann stärker war als die Sullas. Erst dreihundert Schritte vor Sullas Lager machten die Samniten halt. Ein Drittel von Sullas zwanzigtausend Soldaten war unterwegs, um Verpflegung zu beschaffen, sie waren nun abgeschnitten. Mit finsterer Miene stand Sulla auf seinem Schutzwall, neben ihm Metellus Pius und Titus Didius, und hörte das Hohngelächter und die Buhrufe, die der Wind von der Stadtmauer herübertrug. Sie gefielen ihm ganz und gar nicht, ebensowenig wie ihm die Ankunft der samnitischen Armee gefiel.
    »Ruft die Männer zu den Waffen«, wies er seine Legaten an.
    Titus Didius wandte sich zum Gehen, als Metellus Pius ihn am Arm packte und festhielt.
    »Lucius Cornelius, wir können doch nicht gegen diese Massen kämpfen!« rief das Ferkel. »Sie schlagen uns kurz und klein!«
    »Wir können nicht hierblieben und nichts tun«, erwiderte Sulla kurz angebunden, ärgerlich darüber, daß sein Entschluß in Frage gestellt wurde. »Dort drüben steht Lucius Cluentius, und er hat die Absicht zu bleiben. Wenn ich ihn ein Lager bauen lasse, das so stark ist wie unseres, geht es wieder wie bei Acerrae. Und ich werde nicht vier gute Legionen monatelang hier festsetzen. Außerdem fehlt es mir gerade noch, daß Pompeji den übrigen rebellischen Hafenstädten zeigt, daß Rom sie nicht zurückerobern kann. Falls dir das noch nicht Grund genug ist, auf der Stelle anzugreifen, Quintus Caecilius, dann halte dir eins vor Augen: Die Soldaten, die uns Verpflegung beschaffen, werden auf dem Rückweg ohne Vorwarnung über eine samnitische Armee stolpern. Sie haben keine Chance,

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