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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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und Sextilius waren angewiesen worden, alle denkbaren Maßnahmen zur Erhöhung der Getreidelieferungen an die Hauptstadt zu ergreifen, auch wenn sie — unterstützt von ihren Soldaten — Weizen auf Schuldscheine ankaufen mußten. Proteste der Getreidebauern blieben wirkungslos, denn Konsuln und Senat wollten unter keinen Umständen eine Wiederholung der Ereignisse zulassen, die zu Saturninus’ Aufstieg und kurzem Ruhm geführt hatten. Damals hatten die besitzlosen Proletarier Roms Hunger gelitten. Sie mußten jetzt unter allen Umständen zu essen bekommen. Cinna entdeckte allmählich, mit was für großen Schwierigkeiten Sulla in seinem Jahr als Konsul hatte kämpfen müssen, und nutzte jede Einkommensquelle aus, die er auftreiben konnte. An die Statthalter der spanischen Provinzen schickte er Briefe mit der Anweisung, das Letzte aus ihren Provinzen herauszuholen. Der Statthalter der beiden Gallien, Publius Servilius Vatia, bekam eine ähnliche Anweisung. Als die erbosten Antworten eintrafen, brauchte Cinna nur die einleitenden Spalten zu lesen, um zu wissen, was in ihnen stand. Er verbrannte die Briefe und wünschte sich, Octavius würde sich mehr mit der Knochenarbeit des Regierens befassen. Sehnsüchtig dachte er an die Einkünfte, die Rom aus der Provinz Asia gehabt hatte.
    Außerdem wurde Rom von den Italikern unter Druck gesetzt, die das Bürgerrecht bekommen hatten. Sie wehrten sich erbittert dagegen, daß sie nicht auf alle fünfunddreißig Tribus verteilt worden waren, obwohl die Tribus durch Sullas Gesetze sowieso entmachtet worden waren. Die Gesetze des Publius Sulpicius hatten ihnen den Mund wässrig gemacht, deshalb protestierten sie gegen deren Aussetzung. Auch nach über zwei Jahren Krieg gab es bei den Bundesgenossen noch einflußreiche Männer, die den Senat jetzt mit Beschwerdebriefen in eigener Sache und im Namen ihrer weniger privilegierten italischen Brüder überschwemmten. Cinna wäre ihnen gerne entgegengekommen, indem er per Gesetz alle neuen Bürger gleichmäßig auf die fünfunddreißig Tribus verteilt hätte, aber weder der Senat noch die Fraktion, die Konsul Octavius anführte, waren dazu bereit. Und die Gesetze Sullas behinderten Cinna stark.
    Aber im Monat Sextilis sah er den ersten Silberstreif am Horizont: Aus Griechenland war die Nachricht gekommen, daß Sulla dort alle Hände voll zu tun habe und nicht daran denken könne, nach Rom zurückzukehren, um seine Verfassung abzusichern und seinen Anhängern Mut zu machen. Das gab Cinna Zeit, seine Differenzen mit Pompeius Strabo auszuräumen, der immer noch mit vier Legionen in Umbria und Picenum stand. Ohne einer Menschenseele etwas davon zu sagen — nicht einmal seine Frau wußte davon —, fuhr Cinna zu Pompeius Strabo, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erkunden, jetzt, da Sulla ganz mit dem Krieg gegen Mithridates beschäftigt war.
    »Ich bin bereit, mit dir dasselbe Geschäft zu machen, das ich mit Lucius Cornelius gemacht habe«, sagte der schielende Herr von Picenum. Die Begrüßung war nicht gerade herzlich ausgefallen, aber Pompeius Strabo hatte dem Konsul wenigstens zugehört. »Du läßt mich und meine Leute hier in Ruhe, und ich lasse dich in der Stadt in Ruhe.«
    »Einverstanden!« sagte Cinna.
    »Gut.«
    »Ich muß einige der Änderungen rückgängig machen, die Lucius Cornelius an unserem Regierungssystem vorgenommen hat«, sagte Cinna ruhig. »Ferner möchte ich die neuen Bürger gleichmäßig auf alle fünfunddreißig Tribus verteilen, und ich spiele mit dem Gedanken, dasselbe mit den römischen Freigelassenen zu tun.« Er ließ sich seinen Zorn nicht anmerken, von dem picentischen Schlächter die Erlaubnis für das einholen zu müssen, was getan werden mußte. »Was hältst du von alledem, Gnaeus Pompeius?«
    »Tu was du willst«, sagte Pompeius Strabo gleichgültig, »solange du mich in Ruhe läßt.«
    »Du hast mein Wort, daß ich dich in Ruhe lasse.«
    »Ist dein Wort so viel wert wie deine Schwüre, Lucius Cinna?«
    Cinna wurde rot. »Ich habe diesen Schwur nicht getan«, sagte er mit großer Würde. »Ich hatte dabei einen Stein in der Hand. Deshalb gilt der Schwur nicht.«
    Pompeius Strabo warf den Kopf zurück und lachte wiehernd. »Das ist köstlich, du kleiner Forumsadvokat!« rief er, sobald er sich etwas beruhigt hatte.
    »Ich bin an den Eid nicht gebunden!« beharrte Cinna mit immer noch rotem Gesicht.
    »Dann bist du ein viel größerer Narr als Lucius Cornelius Sulla. Wenn er zurückkehrt, wirst

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