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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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allgemeinen Schuldenerlaß winkt, wird er angesichts der vielen gierigen oder hungrigen Schlünde bekommen, was er will, selbst von der ersten Klasse und den Zenturien.«
    »Eins muß man ihm lassen, er ist klug genug, nicht zu versuchen, die Plebs oder das ganze Volk zusammentreten zu lassen und seine Maßnahmen dort durchzupeitschen«, sagte Lucius Caesar ärgerlich. »Wenn er seine Gesetze bei den Zenturien durchbringt, sind sie unter der gegenwärtigen Verfassung von Lucius Cornelius legal. Und wenn man bedenkt, wie es in der Staatskasse aussieht — und die meisten privaten Börsen sind noch leerer —, werden die Zenturien ihre Stimme für Lucius Cinna abgeben.«
    »Und die besitzlosen Proletarier werden einen Aufstand machen«, sagte Antonius Orator.
    Aber Octavius schüttelte den Kopf; er war der bei weitem gerissenste Geschäftsmann von ihnen. »Nicht die Proletarier, Marcus Antonius!« sagte er ungeduldig, denn er war ein ungeduldiger Mann. »Die untersten Schichten haben nie Schulden — sie haben einfach kein Geld. Borgen tun die Angehörigen der mittleren und oberen Klassen. Sie müssen Geld leihen, um weiter nach oben zu kommen — oder oft auch nur, um zu bleiben, wo sie sind. Kein Geldverleiher gibt Geld ohne Sicherheit weg. Je höher man also kommt, desto eher wird man auf Leute mit Schulden treffen.«
    »Du bist also überzeugt, daß die Zenturien annehmen, was Cinna ihnen vorlegt?« fragte Catulus Caesar.
    »Du nicht, Quintus Lutatius?«
    »Doch, leider auch.«
    »Was können wir also tun?« fragte Lucius Caesar.
    »Ich weiß, was getan werden kann«, sagte Octavius düster. »Ich werde es allerdings tun, ohne irgendwem davon zu erzählen, auch euch nicht.«
    »Was hat er vor?« fragte Antonius Orator, nachdem Octavius in Richtung Argiletum davongegangen war.
    Catulus Caesar schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht die geringste Ahnung.« Er runzelte die Stirn. »Wenn er wenigstens ein Zehntel des Verstandes und der Fähigkeiten von Lucius Sulla hätte! Aber das hat er nicht. Er ist ein Mann von Pompeius Strabo.«
    Lucius Caesar erschauerte. »Ich habe ein ungutes Gefühl«, sagte er. »Was auch immer er vorhat — das Richtige wird es nicht sein.«
    Antonius Orator machte ein energisches Gesicht. »Ich glaube, ich verlasse Rom für einige Tage«, meinte er.
    Alle kamen überein, daß dies das Klügste sei.

    Zuversichtlich setzte Cinna nun ein Datum für seine Rede vor den Zenturiatskomitien fest: den sechsten Tag vor den Iden des September, zwei Tage nach Beginn der ludi Romani. Wie verbreitet die Schuldenlast war und wie begierig die Schuldner darauf waren, sie loszuwerden, das wurde an diesem Tag schon früh am Morgen offenkundig, als rund zwanzigtausend Menschen auf dem Marsfeld zusammenströmten, um Cinnas Rede zu hören. Sie alle hätten am liebsten noch am selben Tag abgestimmt, aber Cinna hatte entschieden erklärt, das sei unmöglich; es wäre ein Verstoß gegen die lex Caecilia Didia prima gewesen, und er hätte sich damit dasselbe Vergehen zuschulden kommen lassen wie Sulla. Nein, sagte Cinna unbeugsam, die übliche Wartefrist von drei Marktagen müsse eingehalten werden. Er versprach allerdings, in weiteren Reden weitere Gesetze einzubringen, bevor der Tag der Abstimmung über das erste Gesetz gekommen sei. Diese Ankündigung beruhigte die Versammlung und gab jedermann das Gefühl, der allgemeine Schuldenerlaß werde lange vor Ablauf von Cinnas Amtsperiode Wirklichkeit werden.
    Cinna wollte an diesem ersten Tag gleich zwei Gesetze vorlegen: zum einen die Aufteilung der neuen Bürger auf alle Tribus, zum anderen die Begnadigung und Rückholung der neunzehn Flüchtlinge. Alle neunzehn, von Gaius Marius bis zu den namenlosen Rittern, hatten ihr Eigentum behalten können; Sulla hatte in den letzten Tagen seiner Amtszeit als Konsul keine Anstalten getroffen, es zu konfiszieren, und die neuen Volkstribunen — die im Senat immer noch ihr Veto einlegen konnten — ließen keinen Zweifel daran, daß sie von diesem Recht Gebrauch machen würden, sobald jemand seine Hand danach ausstreckte.
    Die zwanzigtausend Menschen, die sich auf dem offenen, grasbewachsenen Marsfeld versammelt hatten, begrüßten das Gesetz über die Rückholung der Flüchtlinge und wollten neugierig mehr darüber erfahren. Weniger erfreut waren sie über die geplante Verteilung der neuen Bürger auf die Tribus, weil das den Emfluß der einzelnen Mitglieder der Tribus einschränken würde, und jeder wußte, daß dieses Gesetz

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