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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Lucius Cornelius Cinna aufgrund religiösen Frevels zu verurteilen. Das entkleidet ihn zwar nicht seines Amtes als Konsul, aber da er dann mit einem Makel behaftet ist, macht es ihm die Ausübung seiner Pflichten als Konsul unmöglich. Dasselbe gilt für die Volkstribunen.«
    Octavius machte inzwischen ein bitterböses Gesicht, aber er unterbrach Scaevola nicht. Scaevola schien einen Plan zu entwik- keln, der die Todesstrafe für Cinna ausschloß, und darauf wäre es Octavius gerade angekommen. Cinna mußte unbedingt ausgeschaltet werden!
    »Der Jupiterpriester war es, der das Omen im Tempel des Jupiter Optimus Maximus gesehen hat. Er ist der persönliche Priester des großen Gottes, und sein Amt ist älter als die Könige Roms. Er darf keine Kriege führen, sich nicht in Gegenwart des Todes aufhalten und keine Metalle berühren, aus denen Waffen gemacht werden. Deshalb schlage ich vor, den Jupiterpriester Lucius Cornelius Merula zum consul suffectus zu ernennen, der nicht die Aufgabe haben soll, Lucius Cinnas Stelle einzunehmen, sondern ihn nur in seinem Amt vertritt, damit Konsul Gnaeus Octavius nicht allein regiert. Denn außer im Krieg gegen die Italiker, als die Umstände die ordnungsgemäße Aufstellung zweier Konsuln verhinderten, darf niemandem erlaubt werden, allein Konsul zu sein.«
    Octavius entschied, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, und nickte. »Einverstanden, Quintus Mucius. Soll der Jupiterpriester auf dem kurulischen Stuhl Lucius Cinnas als Amtsverwalter sitzen! Ich bitte die Senatoren also, über zwei miteinander zusammenhängende Gegenstände abzustimmen. Wer dafür ist, daß der Volksversammlung empfohlen wird, erstens den Konsul Lucius Cinna und die sechs Volkstribunen zu religiösen Frevlern zu erklären und aus Rom und den Ländern Roms zu verbannen und zweitens den Jupiterpriester zum consul suffectus zu ernennen, stelle sich rechts von mir auf, wer dagegen ist, links. Nun tretet auseinander.«
    Der Senat verabschiedete die doppelte Empfehlung ohne eine einzige Gegenstimme, und auf dem Aventin, also außerhalb des pomerium, aber innerhalb der Stadtmauern, versammelten sich die Zenturiatskomitien, die an diesem Tag fast ausschließlich aus Senatoren bestanden, und verabschiedeten die Maßnahmen, die somit Gesetzeskraft erhielten.
    Konsul Gnaeus Octavius schien zufrieden, und die römischen Regierungsgeschäfte gingen ohne Cinna weiter. Aber Octavius tat nichts, um seine Position zu sichern und Rom vor den Frevlern zu schützen. Er stellte keine Legionen auf und schrieb auch nicht an seinen Herrn und Meister Pompeius Strabo, denn Octavius war felsenfest davon überzeugt, Cinna und seine sechs Volkstribunen würden so schnell wie möglich zu Gaius Marius und den anderen achtzehn Flüchtlingen auf die afrikanische Insel Kerkena fliehen.

    Cinna hatte jedoch nicht die Absicht, Italien zu verlassen, und seine sechs Volkstribunen auch nicht. Nachdem sie dem Massaker auf dem Marsfeld entkommen waren, rafften sie Geld und ein paar Habseligkeiten zusammen und trafen sich anschließend an der Via Appia kurz vor Bovillae an einem Meilenstein. Hier entschieden sie über ihr weiteres Vorgehen.
    »Ich nehme Quintus Sertorius und Marcus Gratidianus mit mir nach Nola«, sagte Cinna knapp. »In Nola steht eine Legion unter Waffen, und sie hat einen Befehlshaber, den die Legionäre verabscheuen, nämlich Appius Claudius Pulcher. Ich will Appius Claudius die Legion abnehmen und dann dem Beispiel meines Namensvetters Sulla folgen und sie nach Rom führen. Allerdings erst, wenn wir noch mehr Anhänger vereint haben. Vergilius, Milonius, Arvina, Magius — ihr nehmt euch die Italiker vor und trommelt jede Unterstützung zusammen, die ihr finden könnt. Sagt allen dasselbe — daß der Senat von Rom seinen rechtmäßig gewählten Konsul vertrieben hat, weil dieser versuchte, die neuen Bürger ordentlich auf die Tribus zu verteilen, und daß Gnaeus Octavius Tausende anständiger, gesetzesfürchtiger Römer abschlachten ließ, die zu einer rechtmäßig einberufenen Versammlung gekommen waren.« Er brachte ein Lächeln zustande. »Jetzt ist es noch ein Glück, daß wir auf der Halbinsel so heftig Krieg geführt haben! Cornutus und ich haben den Marsern und anderen die Ausrüstung für Tausende von Soldaten abgenommen. Sie lagert in Alba Fucentia. Milonius, du wirst sie holen und verteilen. Wenn ich Appius Claudius die Legion abgenommen habe, werde ich die Lagerhäuser von Capua plündern.«
    So tauchten vier der

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