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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Gaius Marius.«
    »Mehr als das will ich auch nicht«, sagte Caesar überrascht.
    »Du hast mich nicht verstanden. Ich spreche nicht von konkreten Ämtern, sondern vom Ehrgeiz. Du, Caesar, willst vollkommen sein. Dir darf nichts passieren, was dich im geringsten unvollkommen macht. Nicht die Ungerechtigkeit des Makels erbittert dich; was an dir nagt, ist die Tatsache, daß er deiner Vollkommenheit Abbruch tut. Vollkommene Ehre, vollkommene Laufbahn, vollkommene Vergangenheit, vollkommener Ruf. In der Amtszeit immer und auf jede Weise. Und weil du von dir selbst Vollkommenheit verlangst, verlangst du sie auch von allen anderen um dich — und wenn sie sich als unvollkommen herausstellen, läßt du sie links liegen. Die Vollkommenheit frißt dich auf wie mich der Kampf um mein Geburtsrecht.«
    »Ich betrachte mich nicht als vollkommen.«
    »Das habe ich auch gar nicht behauptet. Hör mir doch zu! Ich sagte, du willst vollkommen sein. Gewissenhaft bis zur höchsten Potenz. Daran wird sich nichts ändern. Du wirst dich nicht ändern. Aber du wirst immer tun, was du tun mußt. Und jedesmal, wenn deine Vollkommenheit schwindet, wird es dich erbittern, und du wirst dich selbst hassen.« Sulla hob ein Stück Papier hoch. »Das ist ein Dekret, das morgen an der Rostra ausgehängt wird. Du hast den Bürgerkranz errungen. Nach meinen Gesetzen hast du damit Anrecht auf einen Sitz im Senat, einen reservierten Sitzplatz im Theater und Circus sowie auf stehende Ovationen bei jedem öffentlichen Auftritt mit Bürgerkranz. Du wirst ihn im Senat, im Theater und im Circus tragen müssen. Die nächste Senatssitzung ist in einem halben Monat. Ich erwarte, dich in der Curia Hostilia zu sehen.«
    Damit war das Gespräch beendet. Als Caesar zu Hause ankam, fand er eine weitere Auszeichnung Sullas vor. Einen sehr eleganten, langbeinigen jungen braunen Hengst, in dessen Mähne ein Blatt mit einer Bemerkung geheftet war: »Du brauchst jetzt kein Maultier mehr, Caesar. Du hast meine volle Erlaubnis, dieses Tier zu reiten. Es ist allerdings nicht ganz vollkommen. Schau dir seine Füße an.«
    Als sich Caesar die Füße ansah, brach er in Gelächter aus. Statt gewöhnlicher Pferdehufe hatte das Tier paarzehige Hufe ähnlich denen einer Kuh.
    Lucius Decumius erschauderte. »Du läßt ihn besser verschneiden!« sagte er völlig verständnislos. »Ich will so etwas nicht mehr um mich!«
    »Im Gegenteil«, sagte Caesar und rieb sich die Augen. »Ich kann ihn zwar nicht oft reiten, da man ihn nicht beschlagen kann. Aber der junge Paarzeh wird mich in jede Schlacht tragen, in der ich kämpfe! Und wenn er das nicht tut, wird er meine Stuten in Bovillae decken. Dieses Pferd bedeutet Glück, Lucius Decumius! Paarzeh muß immer bei mir sein. Dann werde ich keine Schlacht verlieren.«
    Caesars Mutter hatte die Veränderung an ihrem Sohn nach der Rückkehr aus Asia sofort bemerkt und sich gefragt, warum er so bedrückt war. Alles hatte doch so gut geklappt! Er war mit dem Bürgerkranz zurückgekommen und war in den Kriegsberichten in den höchsten Tönen gelobt worden. Er hatte ihr sogar mitteilen können, daß die finanzielle Belastung geringer war, als sie befürchtet hatte. König Nikomedes hatte ihm Gold geschenkt, und sein Anteil an der Beute aus Mytilene war wegen des Bürgerkranzes entsprechend größer ausgefallen.
    Gaius Matius saß im Garten unter dem Lichtschacht und hielt mit den Händen die Knie umschlungen. »Das verstehe ich nicht«, sagte er und blickte Caesar an, der in der gleichen Haltung am Boden hockte. »Du sagst, man hat deine Ehre angegriffen, und trotzdem hast du von dem alten König einen Sack Gold angenommen? Ist das kein Fehler?«
    Caesar hätte sich die Frage von niemandem sonst gefallen lassen, aber Gaius Matius war ein Freund aus der Kindheit.
    »Wenn ich das Gold angenommen hätte, nachdem man mich verleumdet hatte, dann schon«, sagte er. »Aber es war so, daß mir der alte Mann das Gold in meiner Eigenschaft als Staatsgast geschenkt hat. Es war ein passendes Geschenk des Klientelkönigs an den offiziellen Abgesandten Roms, seines Patrons. Da er den Tribut zahlt, kann er dem römischen Abgesandten schenken, was er will.« Caesar zuckte die Achseln. »Ich war sehr froh darüber, Pustula. Das Lagerleben ist teuer. Ich bin nicht sehr anspruchsvoll, aber man muß ständig mitmachen, wenn auf den Putz gehauen wird, zu besonderen Festessen und zum Luxus beitragen, den alle verlangen. Immer müssen es die besten Weine und die

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