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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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der ersten Reihe auf dem Boden. Beim Vorübergehen entdeckte Valeria eine dicke purpurne Wollfussel auf den weißen Falten der Toga über Sullas linker Schulter. Unwillkürlich streckte sie die Hand nach ihr aus und nahm sie weg.
    Sulla, der in der Öffentlichkeit niemals auch nur einen Anflug von Angst zeigte und immer über der Sache zu stehen schien, zuckte bei der leichten Berührung zusammen, fuhr von seinem Stuhl auf und drehte sich so rasch um, daß Valeria erschreckt zurückwich und dem Hintermann auf die Zehen trat. Als der letzte Funken des Schreckens in seinen Augen verglommen war, ließ er den Anblick dieser entsetzten schönen jungen Frau mit dem roten Haar und den blauen Augen genüßlich auf sich wirken.
    »Ich bitte dich um Entschuldigung, Lucius Cornelius«, stammelte sie mit feuchten Lippen, während sie nach einer Erklärung suchte. Möglichst unbefangen hielt sie die Fussel vor sich hin. »Siehst du? Das war auf deiner Schulter. Ich dachte, ich nehme es an mich, vielleicht bekomme ich damit auch etwas von deinem Glück.« Ihre Augen füllten sich rasch mit Tränen, die sie aber entschlossen wegblinzelte, und ihr schöner Mund bebte. »Ich brauche nämlich etwas Glück!«
    Er lächelte sie mit verschlossenen Lippen an, ergriff ihre ausgestreckte Hand und schloß mit sanftem Druck ihre Finger um die Fussel, die so viel Aufregung verursacht hatte. »Behalte sie, mein Fräulein; möge sie dir das ersehnte Glück bringen«, sagte er und wandte sich wieder um.
    Allerdings versuchte er immer wieder während der Gladiatorenkämpfe mit flüchtigen Blicken herauszubekommen, wo Valeria und Messala Niger, Metellus Pius mitsamt der übrigen Gesellschaft saßen. Und sie bemerkte diese suchenden Blicke genau, warf ihm ein kurzes Lächeln zu, errötete und sah weg.
    »Wer ist das?« fragte Sulla das Ferkel, als sich die Menge, die mit dem ausgezeichneten Schauspiel zufrieden gewesen war, langsam auflöste.
    Natürlich hatte die gesamte Gesellschaft — und mit ihr ein Großteil des Publikums — Sullas Blicke bemerkt, so daß Metellus Pius keine Ausflüchte machte. »Valeria Messala«, sagte er. »Die Cousine von Niger und die Schwester von Rufus, der nach der Belagerung von Mytilene gerade auf dem Rückweg nach Rom ist.«
    »Oho!« Sulla nickte. »Ihre Geburt ist so erlaucht, wie sie selbst schön ist. Und seit kurzem geschieden, nicht?«
    »Völlig unerwartet und grundlos. Sie ist darüber tatsächlich sehr betrübt.«
    »Unfruchtbar?« fragte der Mann, der sich aus diesem Grund von einer Frau getrennt hatte.
    Das Ferkel schürzte verächtlich die Lippen. »Ich bezweifle es. Eher die fehlende Praxis.«
    »Hmm!« Sulla dachte einen Augenblick nach und sagte dann energisch: »Sie muß morgen zum Essen kommen. Bitte auch Niger und Metellus Nepos zu mir. Und komm du natürlich auch. Aber keine andere Frau.«

    So kam es, daß der junge Militärtribun Marcus Valerius Messala Rufus nach der Ankunft in Rom zur Audienz beim Diktator geladen wurde. Sulla kam gleich zur Sache. Er liebe seine Schwester, sagte er, und wolle sie heiraten.
    »Was hätte ich sagen sollen?« fragte Rufus seinen Vetter Niger.
    »Hoffentlich hast du gesagt, du bist entzückt«, sagte Niger trocken.
    »Ich habe gesagt, ich bin entzückt.«
    »Sehr gut!«
    »Aber was meint die arme Valeria dazu? Er ist so alt und häßlich! Ich hatte nicht einmal Gelegenheit, sie zu fragen, Niger!«
    »Sie wird schon glücklich werden, Rufus. Ich weiß, er ist keine Freude für das Auge, aber er ist inoffiziell König von Rom — und reich wie Krösus! Das ist zumindest Balsam für die Wunde, die ihr die unverdiente Scheidung geschlagen hat«, sagte Niger mit Nachdruck. »Ganz zu schweigen von den Vorteilen der Heirat für uns! Ich glaube, er sorgt dafür, daß ich Pontifex werde und du Augur. Halte einfach deine Zunge im Zaum und sei dankbar.«
    Als Rufus sich vergewissert hatte, daß seine Schwester Sulla tatsächlich für anziehend und begehrenswert hielt und diese Heirat selbst wollte, nahm er den vernünftigen Rat seines Vetters an.
    Pompeius, der zur Hochzeit geladen war, fand einen günstigen Augenblick, um mit dem Diktator ein privates Gespräch zu führen.
    »Wenn ich nur die Hälfte deines Glücks hätte«, sagte der junge Mann trübsinnig.
    »Ja, bei den Frauen hattest du nicht so viel Glück«, sagte Sulla. Er genoß sein Hochzeitsfest in vollen Zügen und war fast allen in seiner Umgebung wohlgesonnen.
    »Valeria ist eine sehr hübsche Frau«, gab

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