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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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gehalten hatte, aus Angst um ihn und weil sie sich Wärme und Freundlichkeiten ihm gegenüber nicht hatte leisten können.
    Er blieb stehen, eine Augenbraue hochgezogen. »Ja, Mater?«
    »Setz dich. Ich möchte mit dir reden.«
    Er setzte sich mit fragendem Gesichtsausdruck. Was konnte sie jetzt schon Wichtiges zu sagen haben?
    »Caesar, was ist im Osten passiert?« fragte sie schlicht.
    Etwas Amüsiertes trat in den fragenden Ausdruck. »Ich habe meine Pflicht getan, einen Bürgerkranz errungen und Sulla erfreut«, sagte er.
    Ihr wunderschöner Mund wurde ernst. »Ausflüchte passen nicht zu dir.«
    »Ich habe keine Ausflüchte gemacht.«
    »Aber du hast mir nicht gesagt, was ich wissen wollte!«
    Er lehnte sich mit kälter werdenden Augen in seinen Stuhl zurück. »Ich kann dir nicht sagen, was ich nicht weiß.«
    »Du kannst mir mehr sagen, als du gesagt hast.«
    »Worüber?«
    »Über das Problem.«
    »Welches Problem?«
    »Das Problem, das ich in jeder deiner Bewegungen, in jedem deiner Blicke und in jeder deiner ausweichenden Gesten sehe.«
    »Es gibt kein Problem.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Er klopfte sich auf die Oberschenkel, stand auf und schickte sich zum Gehen an. »Was du glaubst, ist gleichgültig, es gibt kein Problem.«
    »Setz dich!«
    Er setzte sich leise seufzend wieder hin.
    »Ich bekomme es auch so heraus, Caesar. Aber mir ist es lieber, ich erfahre es von dir.«
    Er legte den Kopf auf eine Seite, schloß die Augen und ballte die langen Finger zur Faust. Dann seufzte er erneut und zuckte die Achseln. »Ich habe bei König Nikomedes von Bithynien eine herrliche Flotte beschafft. Diese Tat war offenbar vollkommen einzigartig. Man hat mir nachgesagt, ich hätte sie vollbracht, indem ich mit dem König sexuelle Kontakte gehabt hätte. Ich kehrte nach Rom also nicht mit dem Ruf eines Mannes zurück, der besonders tapfer, tüchtig oder schlau ist, sondern der seine Ziele erreicht, indem er seinen Körper verkauft«, sagte er, die Augen noch immer geschlossen.
    Sie zerfloß weder vor Mitgefühl, noch schrie sie entsetzt auf oder machte eine empörte Bemerkung. Sie schwieg vielmehr, bis ihr Sohn die Augen wieder öffnete und sie ansah. Es war ein gleichberechtigter Austausch von Blicken, zwei starke Persönlichkeiten, die sich eher Schmerzen bereiteten, als daß sie Trost beieinander fanden, die zu einem Gespräch aber bereit waren.
    »Ein ernstes Problem«, sagte sie.
    »Eine unverdiente Anschuldigung.«
    »Das natürlich schon.«
    »Ich werde nicht damit fertig, Mutter.«
    »Das mußt du wohl, mein Sohn.«
    »Dann sag mir wie!«
    »Du weißt wie, Caesar.«
    »Ich weiß es ehrlich nicht«, sagte er ernst und mit unsicherer Miene. »Ich habe versucht, es zu ignorieren, aber das ist sehr schwierig, wenn man weiß, daß alle es denken.«
    »Wer hat es in die Welt gesetzt?«
    »Lucullus.«
    »Ich verstehe... Ihm würde man glauben.«
    »Man glaubt ihm in der Tat.«
    Einen langen Augenblick sagte sie nichts mehr und blickte nachdenklich vor sich hin. Ihr Sohn sah sie an, wieder verblüfft über ihre Selbstbeherrschung, ihre Fähigkeit, keine Gefühlsregung zu zeigen. Sie öffnete die Lippen und sprach sehr langsam und vorsichtig. Jedes Wort war überlegt.
    »Du must es ignorieren, das ist das Allerwichtigste. Wenn du dich auf einen Streit einläßt, bist du in der Defensive. Und das zeigt, wieviel es dir ausmacht. Denk nach, Caesar. Du weißt, was dieser Vorwurf für deine zukünftige Karriere bedeuten kann. Du darfst keinem zeigen, daß du dir bewußt bist, wie ernst diese Sache ist! Du mußt das bis zum Rest deiner Tage ignorieren. Es ist sehr gut, daß es jetzt passiert ist und nicht zehn Jahre später — ein Mann mit Dreißig wird damit schwerer fertig als ein Zwanzigjähriger. Dafür mußt du dankbar sein. In den nächsten zehn Jahren wird viel passieren. Aber der Vorwurf, den man dir macht, wird sich nicht wiederholen. Du mußt sehr hart daran arbeiten, diesen Makel auszulöschen.«
    Der Schatten eines Lächelns glomm in ihren ungewöhnlichen Augen auf, »Bisher hat sich dein Schürzenjägertum auf gewöhnliche Frauen aus der Subura beschränkt. Ich schlage vor, du richtest deinen Blick weiter nach oben, Caesar. Ich weiß nicht warum, aber auf Frauen hast du eine ungewöhnliche Wirkung! Von jetzt an müssen die Männer deines Standes von deinen Erfolgen wissen. Das heißt, du mußt dich auf Frauen konzentrieren, die bedeutend und bekannt sind. Keine Kurtisanen wie Praecia, sondern Adelige. Große

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