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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Mädchen steht, mein lieber Lucullus, dann ist es wohl auch besser, wenn Du die schmutzige Aufgabe selbst übernimmst. Früher oder später findest Du einen verarmten Adeligen, der bereit ist, Dir seine minderjährige Tochter zu verkaufen. Was aber, wenn sie älter wird. Das tun doch alle!«
    Als Marcus Valerius Messala Rufus in Rom eintraf, bahnte sich dagegen tatsächlich eine Heirat an. Seine Schwester, auf die er sehr stolz war, war von ihrem Ehemann im Schnellverfahren geschieden worden, wie er ihren tränenbefleckten Briefen hatte entnehmen können. Während sie weiterhin hoch und heilig schwor, daß sie ihn mit ganzer Seele liebe, machte er mit der Scheidung deutlich, daß ihm an ihr überhaupt nichts lag. Warum, begriff keiner. Valeria Messala war schön, intelligent, gebildet und keineswegs langweilig. Sie tratschte nicht, war nicht verschwenderisch und machte den anderen Männern keine schönen Augen.
    Als Ende Juni einer der reichsten Plutokraten der Stadt starb, veranstalteten seine beiden Söhne zu seinem Andenken im Forum Romanum prachtvolle Bestattungsspiele. In herrlichen silbernen Rüstungen sollten zwanzig Paare Gladiatoren gegeneinander kämpfen, und zwar nicht wie gewohnt nacheinander, sondern in zwei Kämpfen zu je zehn Paaren — ein Thraker und ein Gallier. Dies waren allerdings nicht Nationalitäten, sondern die beiden Kampfstile, die zur damaligen Zeit praktiziert wurden. Und die gemieteten Kämpfer kamen aus Capuas bester Gladiatorenschule. Da Sulla Sehnsucht nach einer kleinen Zerstreuung hatte und sich diese Schaukämpfe nicht entgehen lassen wollte, waren die trauernden Brüder sorgsam darauf bedacht gewesen, für den Diktator in der Mitte der ersten Reihe einen Sitzplatz umfrieden zu lassen, damit er das Schauspiel unbehelligt vom Gedränge verfolgen konnte.
    Keine altüberlieferte Anstandsregel hinderte Frauen daran, an diesem Spektakel teilzunehmen, und sie durften sogar neben den Männern sitzen. Die Spiele, die zu Bestattungen gegeben wurden, galten weniger als Theateraufführung als vielmehr als eine Art Circus. Und Marcus Valerius Messala Niger, der noch seinen Triumph genoß, daß er Cicero für die Verteidigung von Roscius aus Ameria gewonnen hatte, kam auf den Gedanken, seine arme geschiedene Cousine Valeria Messala mit einem Gladiatorenkampf aufzuheitern.
    Als die beiden eintrafen, hatte es sich Sulla auf seinem Ehrenplatz bequem gemacht, und die Sitze waren schon fast alle belegt. Die ersten zehn Gladiatoren ließen auf dem Sägemehl im Ring bereits bei ersten Übungen Muskeln spielen, während sie darauf warteten, daß die Brüder mit Gebeten und einem sorgfältig ausgewählten Opfer an den Verstorbenen die Spiele eröffneten. Bei einer solchen Gelegenheit war es besonders nützlich, wenn man vornehme Freunde und vor allem eine Tante hatte, die ehemalige Vestalin und noch dazu Tochter eines Metellus Balearicus war. Die ehemalige Vestalin Caecilia Metella Balearica, die neben ihrem Bruder Metellus Nepos, seiner Frau Licinia und ihrem — als Konsul damals besonders wichtigen — Vetter Metellus Pius das Ferkel saß, hatte den beiden zwei Sitze freigehalten.
    Um zu ihnen zu gelangen, mußten sich Messala Niger und Valeria Messala allerdings durch die bereits besetzte zweite Reihe und am Diktator vorbei vorarbeiten. Wie jedermann bemerkte, sah er erholt und gesund aus, vielleicht wegen Ciceros Takt und Geschicklichkeit, ihn von den unangenehmen Seiten der Proskriptionen reinzuwaschen, und weil ihm das Problem Chrysogonus, der vom Tarpeischen Felsen gestoßen worden war, vom Hals geschafft worden war. Im ganzen Forum wimmelte es von Menschen; einfache Leute drängten sich auf jedem Dach und auf jeder Treppe, und alles, was Rang und Namen hatte, saß jetzt auf der ungedeckten Zuschauertribüne um den Ring, ein mit Seilen umgrenztes Quadrat von vierzig Fuß Seitenlänge.
    Rom wäre nicht Rom gewesen, wenn sich die Zuspät- gekommenen nicht üble Beschimpfungen hätten anhören müssen, als sie sich durch die dicht besetzten Reihen quälten. Während Messala Niger sich nicht im geringsten darum kümmerte, stammelte die arme Valeria immer wieder Entschuldigungen. Schließlich mußte sie sich direkt am Sitz hinter dem Diktator Roms vorbeizwängen. Vor Angst, sie könne ihn anrempeln, heftete sie die Augen auf seinen Hinterkopf und seine Schultern. Sulla trug natürlich seine lächerliche Perücke und die purpurgesäumte toga praetexta, und seine vierundzwanzig Liktoren kauerten vor

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