MoR 03 - Günstlinge der Götter
erlesensten Delikatessen sein, und ob ich selbst einfach esse, spielt da keine Rolle. Das Gold war mir also eine große Hilfe. Als mich Lucullus beleidigt hatte, dachte ich daran, es zurückzuschicken, aber dann fiel mir ein, daß dies den König beleidigen würde. Ich kann ihm doch nicht sagen, was Lucullus und Bibulus mir vorgeworfen haben.«
»Ja, das sehe ich ein.« Gaius Matius seufzte. »Weißt du, Pavo, ich bin sehr froh, daß ich nicht Senator oder Magistrat werden muß. Es ist viel angenehmer, wenn man einfacher Zahlmeister ist!«
Das verstand Caesar freilich überhaupt nicht, so sagte er auch nichts darauf und kehrte statt dessen zum Thema Nikomedes zurück. »Ich habe mein Wort gegeben, daß ich zurückkomme«, sagte er, »und das wird den Gerüchten neue Nahrung geben. Zur Zeit, als ich noch Jupiterpriester war, dachte ich immer, keiner interessiere sich für das Tun von Leuten wie Jungtribunen. Aber das ist nicht so. Jeder tratscht! Die Götter wissen, wo Bibulus überall über meine angebliche Affäre mit König Nikomedes geklatscht hat. Lucullus traue ich das auch zu. Und ebenso den Lentuliern. Sulla kennt bestimmt schon alle pikanten Details.«
»Er hat dich begünstigt«, sagte Matius nachdenklich.
»Allerdings. Obwohl ich nicht verstehe, warum.«
»Dann verstehe ich es schon gar nicht!« Matius, ein leidenschaftlicher Gärtner, bemerkte die winzigen Blättchen eines aufkeimenden Unkrautes und machte sich sofort daran, es aus dem Gras zu rupfen. »Jedenfalls glaube ich, du mußt diese Geschichte einfach durch deinen vorbildlichen Lebenswandel vergessen machen, Caesar. Die Gerüchte werden mit der Zeit verstummen. Das ist immer so.«
»Sulla sagt das Gegenteil.«
Matius rümpfte die Nase. »Weil die Gerüchte um ihn nicht verstummt sind? Komm, Caesar. Er ist ein übler Mensch. Du nicht. Du bist nicht so.«
»Ich bin zu einem Mord fähig, Pustula. Das ist jeder.«
»Ich habe nicht gesagt, daß du es nicht seist, Pavo. Der Unterschied ist, daß Sulla ein übler Mensch ist und du nicht.«
Und von dieser Ansicht ließ sich Gaius Matius nicht abbringen.
Sullas Hochzeit kam und ging vorüber. Das frischvermählte Paar verließ Rom und verbrachte die Ferien in der Villa in Misenum. Allerdings kehrte der Diktator zur nächsten Senatssitzung zurück, zu der er auch Caesar befohlen hatte. Er war mit seinen zwanzig Jahren jetzt einer von Sullas neuen Senatoren. Zwanzig Jahre, und zum zweiten Mal Senator!
Es hätte einer der schönsten Tage seines Lebens werden müssen, mit dem Eichenkranz auf dem Haupt in den vollbesetzten Senat hineinzuschreiten, wo das gesamte Haus einschließlich so ehrwürdiger Konsularen wie der Senatsvorsitzende Flaccus und Marcus Perperna Beifall klatschte, nach Sullas neuer Hausordnung die einzige Gelegenheit, bei der überhaupt noch geklatscht werden durfte.
Statt dessen suchte der junge Mann ein Gesicht nach dem anderen nach Anzeichen von Spott oder Verachtung ab und fragte sich, wer bereits von der Affäre wußte. Er machte Höllenqualen, durch, und daran änderte auch die Tatsache nichts, daß Sulla ihm, als er in der hintersten Reihe bei den zweitrangigen Senatoren seinen Platz suchte, zurief, er solle sich in den mittleren Reihen zu den Kriegshelden setzen. Einige kicherten natürlich, ein wohlmeinendes Kichern, das seiner Verlegenheit galt. Caesar nahm es als Spott und hätte sich am liebsten im hintersten Winkel des Saales verkrochen.
Immerhin weinte er während der ganzen Zeit nicht.
Als er nach der — eher langweiligen — Sitzung nach Hause kam, wartete seine Mutter im Empfangsraum. Dies war gar nicht ihre Gewohnheit, denn sie war immer beschäftigt und verbrachte lange Zeit am Tag in ihrem Arbeitszimmer. Jetzt wartete sie mit ihrem Ärger im Magen in stiller Geduld auf ihren Sohn und hatte keine Ahnung, wie sie ein Thema anschneiden sollte, über das ihr Sohn nicht sprechen wollte. Wäre sie gesprächiger gewesen, wäre es ihr leichter gefallen. Aurelia ließ ihn schweigend die Toga ablegen und wußte nicht, wie den Anfang machen. Als er dann schon in sein Studierzimmer gehen wollte, mußte sie einfach handeln.
»Caesar«, sagte sie und hielt inne.
Seitdem er die Toga des Mannes trug, redete sie ihn mit dem Beinamen an, vor allem deshalb, weil »Gaius Julius« für sie noch immer ihr Mann war, daran hatte sich seit seinem Tod nichts geändert. Im übrigen war ihr der Sohn sehr fremd geblieben, der Preis für all die Jahre, in denen sie ihn auf Distanz
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