MoR 03 - Günstlinge der Götter
väterlicherseits.
Und natürlich ist sie auch eng verwandt mit den Mädchen von Scaevola dem Auguren, also Mucia Prima und Mucia Secunda, daher ihr Name Mucia Tertia, obwohl zwischen ihr und den anderen beiden fünfzig Lebensjahre liegen. Mucia Tertias Mutter lebt übrigens noch. Scaevola ließ sich von ihr scheiden, weil sie mit Metellus Nepos, den sie dann auch geheiratet hat, Ehebruch beging. Mucia Tertia hat also zwei Halbbrüder aus der Familie Caecilius Metellus — Nepos der Jüngere und Celer. Beste verwandtschaftliche Beziehungen, nicht, Magnus? Zu gut, um für den Rest ihres Lebens Witwe eines Proskribierten zu bleiben! Das Ferkel, ihr Cousin, an dem mir sehr viel liegt, ist deshalb vor einiger Zeit auf mich zugekommen.« Sulla lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Nun, Magnus, ist sie richtig?«
»Richtig?« keuchte Pompeius. »Und ob!«
»Na ausgezeichnet.« Der Berg von Arbeit auf seinem Schreibtisch schien zu rufen; Sulla neigte den Kopf und vertiefte sich in die Papiere. Nach einem Augenblick hob er ihn wieder und blickte Pompeius an, der einen verdutzten Eindruck machte. »Ich habe ihr geschrieben, daß sie wieder heiraten soll, Magnus. Es gibt also kein Hindernis«, sagte er. »Laß mich jetzt bitte allein. Und sorge dafür, daß ich eine Einladung zur Hochzeit erhalte.«
Pompeius eilte sofort nach Hause, um ein Bad zu nehmen und die Gewänder zu wechseln, während seine Diener durch die Stadt hetzten und herauszubekommen versuchten, wo Mucia Tertia im Augenblick wohnte. Dann war er mit einer blendend weißen Toga und einer Duftwolke aus Rosenöl geradewegs zu Julias Haus gehastet. Scaevolas Tochter! Crassus Orators Nichte! Verwandt mit den meisten wichtigen Leuten aus der Familie Caecilius Metellus! Alle Söhne, die sie ihm gebären würde, wären mit diesen Leuten blutsverwandt! Keinen Sesterz interessierte es da, daß sie die Witwe des jüngeren Marius war! Und wenn sie so häßlich wäre wie die Sibylle von Cumae!
Häßlich? Das war sie keineswegs! Sie war sehr geheimnisvoll und sehr schön. Sie hatte kupferrotes Haar, dunkelgrüne Augen und eine blasse makellose Haut. Und was für Augen! Augen ohnegleichen! Ach, süß war sie wie Honig! Der erste Blick, noch kein Wort war zwischen ihnen gefallen, und Pompeius war bis über beide Ohren verliebt.
Da wunderte es nicht, daß er von den anderen im Raum, die ihm bereits vorgestellt worden waren, kaum Notiz nahm. Er rückte einen Stuhl neben den von Mucia Tertia und nahm ihre kraftlose Hand an sich.
»Sulla sagt, daß du mich heiraten wirst.« Pompeius strahlte Mucia Tertia mit blendend weißen Zähnen und leuchtend blauen Augen an.
»Das höre ich zum ersten Mal«, sagte sie und spürte auf unerklärliche Weise ihre Abneigung schwinden. Er war so offensichtlich glücklich und wirklich sehr anziehend.
»Nun gut, so ist Sulla eben«, sagte er und seufzte vor purem Entzücken. »Aber du mußt doch zugeben, daß ihm für alle das Beste am Herzen liegt.«
»Dafür würdest du diese Heirat natürlich halten«, sagte Julia.
»Worüber beklagst du dich? Du bist doch gar nicht schlecht weggekommen, verglichen mit den anderen Witwen der Proskribierten«, sagte der Verliebte taktlos und starrte seine künftige Frau an.
Julia hätte fast geantwortet, Sulla sei für den Tod ihres einzigen Kindes verantwortlich, aber sie überlegte es sich anders. Dieser alberne Kerl war als Parteigänger Sullas zu bekannt, um hoffen zu können, daß er auch die andere Seite sehen würde.
Und Caesar, der in einer Ecke saß, machte sich im stillen ein erstes Bild von Gnaeus Pompeius Magnus. Kein richtiger Römer, soviel war sicher. Die Stupsnase, das breite Gesicht und das gewölbte Kinn verrieten nur zu sehr den verderblichen picentischen Einfluß Galliens. Kein richtiger Römer, wenn man ihn reden hörte, auch das war sicher. Sein völliger Mangel an Feingefühl war erstaunlich. Kleiner Schlächter. Der Name war treffend.
»Was hältst du von ihm?« fragte Aurelia Caesar, als sie in der Mittagshitze schwitzend in die Subura zurückschritten.
»Wichtiger wäre zu wissen, was Mucia von ihm hält.«
»Nun, sie mag ihn rasend gerne. Sehr viel mehr, als sie den jungen Marius je gemocht hat.«
»Dazu gehört nicht viel, Mater.«
»Nein.« »Für Tante Julia wird es einsam werden ohne sie.«
»Ja. Aber sie wird sich zu beschäftigen wissen.«
»Schade, daß sie keine Enkel hat.«
»Das ist die Schuld des jungen Marius!« sagte Aurelia scharf.
Caesar sagte erst
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