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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Pollux!«
    Aus einem für Metellus unverständlichen Grund rief dieser recht zahme Wutausbruch bei Sulla einen Lachanfall hervor. Es dauerte eine Weile, bis der Diktator sich wieder soweit in der Gewalt hatte, daß er weiter über das lästige Thema Quintus Sertorius sprechen konnte.
    »Sieh mal, Ferkel, ich kenne Quintus Sertorius noch von früher, genau wie du. Hätte Carbo ihn in Italien gehalten, hätte ich an der Porta Collina nicht gesiegt, weil ich wahrscheinlich schon lange vorher geschlagen worden wäre. Sertorius ist Gaius Marius zumindest ebenbürtig, und Spanien ist seine zweite Heimat. Als Luscus ihn letztes Jahr aus Spanien vertrieb, hatte ich gehofft, der verdammte Kerl werde als mauretanischer Söldner enden und uns keinen Ärger mehr machen. Ich hätte es besser wissen müssen. Zuerst raubte er König Ascalis die Stadt Tingis, dann tötete er Paccianus und beschlagnahmte dessen römische Truppen. Jetzt ist er wieder im jenseitigen Spanien und versucht, aus den Lusitaniern tüchtige römische Soldaten zu machen. Du mußt als Statthalter in die Provinz — aber nicht erst im Frühjahr, sondern gleich zu Beginn des neuen Jahres.« Sulla nahm ein Blatt Papier und wedelte damit ausgelassen vor Metellus Pius’ Gesicht herum. »Du kannst acht Legionen haben! Das wären dann acht weniger, für die ich Land finden muß. Und wenn du Ende Dezember aufbrichst, kannst du mit dem Schiff direkt nach Gades fahren.«
    »Ein großes Kommando«, meinte der Pontifex Maximus zufrieden. Er war überhaupt nicht abgeneigt, Rom zu verlassen und einen langen Feldzug anzutreten — auch wenn das bedeutete, daß er gegen Sertorius kämpfen mußte. Keine religiösen Zeremonien mehr, keine schlaflosen Nächte, in denen ihn die Sorge quälte, er könnte sich versprechen. Er wußte genau, daß das Stottern verschwinden würde, sobald er Rom verlassen hatte — das war immer so. Da fiel ihm noch etwas ein. »Wer soll eigentlich das diesseitige Spanien verwalten?«
    »Ich dachte an Marcus Domitius Calvinus.«
    »Nicht Curio? Er ist doch ein g-g-guter General.«
    »Für Curio habe ich die Provinz Africa vorgesehen. Calvinus ist dir bei einem großen Feldzug eine bessere Hilfe. Curio könnte sich in seinen Ansichten als zu selbständig erweisen.«
    »Verstehe.«
    »Calvinus kann weitere sechs Legionen bekommen. Das sind zusammen vierzehn. Sicher genug, um Sertorius zu zähmen.«
    »Im Handumdrehen!« erwiderte Metellus eifrig. »K-K-Keine Sorge, Lucius Cornelius. Spanien ist g-g-gerettet!«
    Sulla begann erneut zu lachen. »Warum kümmert mich das alles überhaupt? Ich weiß es nicht, Ferkel, und das ist die Wahrheit. Ich werde tot sein, ehe du zurück bist.«
    Metellus Pius erschrak und streckte abwehrend die Hände aus. »Nein! Unsinn! Du bist doch noch verhältnismäßig jung!«
    »Mir wurde vorausgesagt, ich würde auf dem Höhepunkt des Ruhms und der Macht sterben«, sagte Sulla ohne Angst oder Bedauern. »Im Juli trete ich zurück und gehe nach Misenum. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, aber ich werde jeden Augenblick genießen.«
    »Propheten sind keine Römer«, sagte Metellus Pius streng. »Wir wissen beide, daß sie sich meist irren.«
    »Dieser Prophet nicht. Er war Chaldäer und Seher des Parther- königs.«
    Metellus Pius hielt es für klüger, nicht weiter über das Thema zu sprechen; statt dessen erörterte er mit Sulla den bevorstehenden Spanienfeldzug.

    Sullas Arbeitseifer wich allmählich der Trägheit. Das umfangreiche Gesetzeswerk war abgeschlossen, und es sah aus, als würde die neue Verfassung auch nach seinem Tod noch Bestand haben; selbst die Landverteilung an seine Veteranen war so weit gediehen, daß Sulla selbst nicht mehr gebraucht wurde. Volaterrae war endlich gefallen; lediglich Nola behauptete sich nach wie vor gegen Rom.
    Sulla hatte getan, was in seiner Macht stand, und an fast alles gedacht. Der Senat war gefügig, die Volksversammlungen waren im Grunde machtlos, die Volkstribunen bloße Galionsfiguren, die Gerichte populär und wirksam und die künftigen Provinzstatthalter handlungsunfähig. Die Staatskasse war gefüllt, ihre Beamten waren auf genaue Buchführung verpflichtet. Für den Fall, daß dem Ritterstand der Verlust von sechzehnhundert Rittern, die Sullas Proskriptionen zum Opfer gefallen waren, als Lektion nicht genügte, nahm Sulla zusätzlich noch den Rittern, die Anspruch auf ein Staatspferd hatten, alle sozialen Privilegien weg und ordnete an, daß alle Männer, die von aus Rittern

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