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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Rolle, wer Dolabella vor Gericht bringt, solange er nur seine gerechte Strafe erhält. Wenn es mir leid tut, daß ich nicht derjenige bin, dann deshalb, weil ich wegen meines Priesteramts erst spät zum Gericht gekommen bin und weil mich ein Sieg über Dolabella und Verres berühmt gemacht hätte.« Nach einer kurzen Pause fragte er: »Wird Vatia gegen König Tigranes vorgehen?«
    »Das bezweifle ich. Er ist in erster Linie hier, um die Seeräuber unschädlich zu machen.«
    Vatia bestätigte das, als Caesar ihn um eine Unterredung bat. Vatia war mittlerweile fünfzig, ein Altersgenosse von Metellus Pius dem Ferkel, der noch dazu sein Cousin war. Vor neun Jahren hatte Sulla ursprünglich geplant, Vatia zusammen mit Gnaeus Octavius Ruso zum Konsul zu machen, aber Cinna hatte ihn bei der Wahl geschlagen, und wie Metellus Pius hatte Vatia lange warten müssen, bis ihm das Amt des Konsuls übertragen wurde, das ihm gemäß Geburtsrecht zustand. Zum Lohn für seine unerschütterliche Treue gegenüber Sulla war er zum Statthalter von Cilicia ernannt worden; er hatte diese Provinz Mazedonien vorgezogen, das in der Folge an seinen Amtskollegen Appius Claudius Pulcher gefallen war.
    »Er ist nie nach Mazedonien gekommen«, sagte Vatia zu Caesar. »Unterwegs wurde er krank und kehrte von Tarentum aus nach Rom zurück. Glücklicherweise hatte der ältere Dolabella Mazedonien noch nicht verlassen, und er wurde angewiesen, dort zu bleiben, bis Appius Claudius sich so weit erholt hat, daß er ihn ablösen kann.«
    »Was ist mit Appius Claudius?«
    »Ich weiß nur, daß er schon lange krank ist. Schon während unseres gemeinsamen Konsulats ging es ihm nicht gut. Nichts konnte ihn damals aufmuntern. Aber er ist so verarmt, daß er sein Amt ausüben muß. Tut er es nicht, kann er sein Vermögen nicht wiedererlangen.«
    Caesar runzelte die Stirn, behielt aber seine Gedanken für sich. Er dachte über die Grenzen eines Systems nach, das einem Mann, der eine Provinz verwalten sollte, eine kriminelle Schreibtischkarriere aufzwang. Traditionsgemäß galt das Recht eines Statthalters als geheiligt, Bürgerrechte, Verträge und Steuerfreiheit zu verkaufen und den Erlös in die eigene Tasche zu stecken. Inoffiziell wurden derlei Aktivitäten von Senat und Schatzamt geduldet, um Roms Kosten niedrig zu halten — ein Grund, weshalb es so schwierig war, ein aus Senatoren bestehendes Geschworenengericht dazu zu bringen, einen Statthalter wegen Wucher in seiner Provinz zu verurteilen. Aber durch die Ausbeutung von Provinzen wurde der Haß auf Rom geschürt — schlechte Aussichten für die Zukunft.
    »Ich nehme an, wir werden gegen die Seeräuber kämpfen?« sagte Caesar.
    »Richtig«, erwiderte der Statthalter, der von Papierstapeln umgeben war. Offensichtlich machte ihm die Büroarbeit Spaß, obwohl er nicht besonders habgierig war und sein Vermögen nicht durch Ausbeutung der Provinz aufstocken mußte. Bei einem Krieg mit den Piraten konnte deren unrechtmäßig erworbener Gewinn ihm eine Menge Profit einbringen.
    »Leider«, fuhr Vatia fort, »werde ich aufgrund der Schwierigkeiten, in die mein Vorgänger die Provinz durch seine Aktivitäten gebracht hat, den Feldzug aufschieben müssen. Dieses Jahr muß ich mich um interne Angelegenheiten kümmern.«
    »Brauchst du mich dann überhaupt?« fragte Caesar, der noch zu jung war, um sich mit dem Gedanken an eine militärische Karriere hinter dem Schreibtisch anzufreunden.
    »Natürlich brauche ich dich«, sagte Vatia mit Nachdruck. »Deine Aufgabe wird es sein, für mich eine Flotte aufzustellen.«
    Caesar zuckte zusammen. »Darin habe ich Erfahrung.«
    »Ich weiß. Deshalb wollte ich dich hier haben. Es muß eine starke Flotte sein, groß genug, um notfalls in mehrere Flotillen aufgeteilt werden zu können. Die Zeiten, in denen Seeräuber mit kleinen offenen hemioliai und Kaperschiffen herumschipperten, sind fast schon vorbei. Heutzutage bemannen sie Zweiruderer und Dreiruderer — ja sogar Fünfruderer — und schließen sich zu Flottenverbänden zusammen, die von Admiralen kommandiert werden, die sie strategoi nennen. Sie befahren die Meere wie eine Kriegsflotte, und ihre Flagschiffe sind mit Gold und Purpur verziert. In ihren Verstecken leben sie wie Könige und lassen sich von Gefangenen bedienen. Sie verfügen über ganze Arsenale von Waffen und führen ein Luxusleben, von dem manch wohlhabender Römer nur träumen kann. Lucius Cornelius machte dem Senat klar, warum er mich an einen so

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