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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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voller Name von wahrhaft majestätischer Länge: Quintus Caecilius Metellus Pius Scipio Nasica. Er war jetzt neunzehn Jahre alt und vor einem Jahr nach Spanien gekommen, um im Stab seines Vaters als ständiger Begleiter eines Prätors zu dienen. Auch Metellus Pius hatte seine militärische Grundausbildung bei seinem Vater absolviert, und Metellus Scipio war stolz darauf, daß er diese Tradition fortsetzen durfte. Er war allerdings nicht der leibliche Sohn seines Vaters; Metellus Pius hatte den ältesten Sohn seiner Schwägerin adoptiert, die wie seine Frau Licinia hieß und mit Scipio Nasica verheiratet war. Warum die ältere Licinia so fruchtbar war, daß sie viele Kinder geboren hatte, die jüngere Licinia aber unfruchtbar, wußte er nicht. So etwas kam eben vor, und wenn es vorkam, ließ man sich entweder von der unfruchtbaren Frau scheiden oder, wenn man sie liebte — und Metellus liebte seine Licinia —, adoptierte man ein Kind.
    Insgesamt war Metellus Pius mit dem Ergebnis seiner Adoption durchaus zufrieden, obwohl er sich manchmal wünschte, daß die Intelligenz des Jungen etwas größer und seine angeborene Arroganz deutlich kleiner gewesen wäre. Mit letzterem hatte er freilich rechnen müssen: Auch Scipio Nasica war arrogant. Sein Adoptivsohn war zwar groß und gutgebaut, hatte aber kein attraktives Gesicht, und wahrscheinlich wollte er das durch seine Arroganz ausgleichen. Er hatte blaugraue Augen und sehr helle Haare, sah seinem Adoptivvater also überhaupt nicht ähnlich. Einige seiner Altersgenossen wie der junge Cato hatten gesagt, Metellus Scipio laufe herum, als habe er einen schlechten Geruch in der Nase. Sie stimmten jedoch darin überein, daß er allen Grund hatte, die Nase hoch zu tragen. Er war nämlich seit seinem zehnten Geburtstag mit Aemilia Lepida verlobt, der Tochter von Mamercus und dessen erster Frau, einer Claudia Pulchra. Und obwohl die beiden, jungen Leute oft genug stritten, waren sie einander doch aufrichtig zugetan.
    »Ein Brief von Gnaeus Pompeius Magnus aus Emporiae«, sagte Metellus Pius. Er hob den Brief hoch, machte jedoch keine Anstalten, ihn seinen Sohn lesen zu lassen.
    Der arrogante Ausdruck auf Metellus Scipios Gesicht verstärkte sich, und er schnaubte verächtlich. »Das ist ein Skandal, Vater.«
    »Einerseits schon, mein Sohn. Andererseits hat mich der Inhalt des Briefs wieder getröstet. Unser geniales militärisches Wunderkind hält Sertorius offensichtlich für einen militärischen Trottel und glaubt, er sei ihm haushoch überlegen.«
    »Ach wirklich?« Metellus Scipio setzte sich. »Er denkt wohl, er könne Sertorius in einem einzigen kleinen Feldzug schlagen, was?«
    »Das nicht, mein Sohn! Aber in dreien«, sagte Metellus das Ferkel lächelnd.

    Sertorius hatte den Winter zusammen mit seinem fähigsten Legaten Lucius Hirtuleius, mit dem ebenfalls sehr tüchtigen Legaten Gaius Herennius und mit dem noch relativ unerfahrenen Marcus Perperna Veiento in seiner neuen Hauptstadt Osca verbracht.
    Nach Perpernas Ankunft hatte es zunächst Schwierigkeiten gegeben. Perperna hatte automatisch angenommen, daß die zwanzigtausend Fußsoldaten und fünfzehnhundert Reiter, die er mitgebracht hatte, auch weiterhin unter seinem Befehl stehen würden. Sertorius aber lehnte dieses Ansinnen rundweg ab.
    Perperna war wütend. »Es sind doch meine Männer, Quintus Sertorius! Ich habe das Recht, zu sagen, was mit ihnen geschieht und wie sie eingesetzt werden sollen. Sie unterstehen immer noch meinem Befehl!«
    »Du führst dich noch schlimmer auf als Konsul Caepio vor der Schlacht von Arausio«, sagte Sertorius. »Ich denke nicht im Traum daran, dir die Truppen zu überlassen. Es gibt in Spanien nur einen obersten Feldherrn und einen Konsul, und der bin ich!«
    Doch damit war der Streit nicht beendet. Perperna verkündete lauthals, Sertorius habe nicht das Recht, ihm eine gleichberechtigte Stellung zu verweigern und ihm seine Soldaten wegzunehmen.
    Also brachte Sertorius das Problem vor seinen Senat. »Marcus Perperna Veiento will selbständig und gleichberechtigt mit mir gegen die Römer in Spanien Krieg führen. Er will meinen Befehlen nicht gehorchen und sich meinen Plänen nicht unterordnen. Ich bitte euch, eingeschriebene Väter, ihm zu erklären, daß er sich entweder mir unterordnen oder Spanien verlassen muß.«
    Sertorius’ Senat kam dieser Aufforderung natürlich gerne nach, aber Perperna blieb halsstarrig. Überzeugt, Recht und Herkommen auf seiner Seite zu haben, wandte

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