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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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trotzdem, daß die Wahrheit meist zum allerungünstigsten Zeitpunkt ans Licht kommt.«
    »Ah, jetzt verstehe ich!« brach es aus Afranius heraus, dem ein großer Stein vom Herzen fiel. Pompeius hatte also doch keine moralischen Skrupel; er sah einfach nur den Tatsachen ins Auge. »Dann weißt du bereits, was du dem Senat erklären mußt«, fügte er verwirrt hinzu.
    »Natürlich weiß ich das«, sagte Pompeius gereizt. »Ich weiß nur nicht, wie ich es erklären soll! Mit welchen Worten, meine ich! Varro ist nicht da, und wer sonst könnte die richtigen Worte finden?«
    »Ich glaube«, sagte Afranius taktvoll, »deine eigenen Worte sind für solche Nachrichten genau das richtige. Die literaturbegeisterten Senatoren werden einfach annehmen, daß du die ungeschminkte Wahrheit in ungeschminktem Stil erzählst — das ist die Art, wie ihre Gehirne funktionieren, wenn du mich fragst. Und die anderen haben keinen Sinn für stilistische Feinheiten und werden an deinen Worten ohnehin keinen Anstoß nehmen.«
    Diese ungemein scharfsinnige und logische Argumentation trug einiges dazu bei, Pompeius wieder aufzurichten — oberflächlich zumindest. Die tieferen und grausamer verwundeten Schichten seines Charakters, die seinen Stolz, seine dignitas und sein Selbstvertrauen beherbergten, würden langsamer heilen; Narben würden zurückbleiben, und manche Schicht war vielleicht auf immer zerstört.
    Immerhin machte sich Pompeius nun daran, den Bericht an den Senat zu schreiben. Der Gestank der verwesenden Leichen stieg ihm in die Nase, und er schonte sich nicht, sondern schilderte offen die verfehlte Strategie, mit der er in die Schlacht gegangen war, und den bodenlosen Leichtsinn, mit dem er die Herolde vor die Mauern Lauros geschickt hatte. Dann ließ er den Entwurf, den er mit einem Griffel auf ein von unzähligen Korrekturen zerfurchtes Wachstäfelchen geschrieben hatte, seinem Sekretär bringen, der ihn in ordentlicher Schrift — ohne Schreib- oder Grammatikfehler — mit Tinte auf Papier kopierte. Nicht, daß er den Brief schon abgeschickt hätte; der Kampf um Lauro war ja noch nicht entschieden.
    Sechzehn Tage vergingen. Sertorius setzte die Belagerung der Stadt fort, und Pompeius rührte sich nicht aus dem Lager. Er wußte, daß er nicht ewig untätig bleiben konnte; die Nahrungsmittel gingen schnell zur Neige, und die Pferde und Maulesel wurden zusehends magerer. Doch er konnte sich nicht zurückziehen — solange Lauro belagert wurde und Sertorius tat, was immer er wollte. Er mußte unbedingt Nahrungsmittel beschaffen. Als ihm seine Kundschafter unter Androhung der Folter schworen, daß das Gebiet im Norden völlig frei von sertorianischen Patrouillen sei, schickte er eine große, gut bewaffnete Reiterabteilung los, um in der Gegend von Saguntum Lebensmittel zu requirieren.
    Die Männer waren keine zwei Stunden fort, als ihn ein dringender Hilferuf erreichte: Das Gebiet wimmelte nur so von Sertorius’ Männern, welche die Reiter einen nach dem anderen vom Pferd holten. Pompeius schickte seinen Reitern eine ganze Legion zu Hilfe und verbrachte die nächsten Stunden damit, rastlos auf den Wällen seines Lagers hin und her zu gehen und angstvoll nach Norden zu starren.
    Bei Sonnenuntergang verkündeten ihm die Herolde des Sertorius das Urteil. »Geh nach Hause, Kind!« riefen sie. »Geh heim nach Picenum! Hier stehst du mit echten Männern im Kampf. Na, wie fühlt sich ein Amateur, wenn er es mit einem Profi zu tun bekommt? Willst du wissen, was aus deinen Leuten geworden ist, die Nahrungsmittel beschaffen sollten? Sie sind tot! Bis auf den letzten Mann! Aber diesmal brauchst du dich um ihre Bestattung nicht zu kümmern. Das wird Quintus Sertorius für dich erledigen, fast umsonst! Er hat nur ihre Waffen und Rüstungen in Zahlung genommen! Geh nach Hause, Kind! Heim zur Mama!«
    Pompeius fühlte sich wie in einem Alptraum. Es durfte einfach nicht wahr sein, daß plötzlich sertorianische Truppen im Norden aufgetaucht waren, obwohl von den Soldaten, die in der Schlacht gekämpft hatten, nicht ein einziger den Belagerungsring um Lauro verlassen hatte, auch die Reiter nicht, die während der Schlacht hinter der Stadt hervorgeprescht waren.
    »Das waren keine regulären Soldaten oder Reiter«, sagte der oberste Kundschafter, bebend vor Furcht. »Das waren Guerillakämpfer. Sie legen wie aus dem Nichts einen Hinterhalt, töten und verschwinden wieder.«
    Pompeius war von seinen spanischen Kundschaftern schwer enttäuscht. Er

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