Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
schlagen. Aber zuerst«, fügte er grimmig hinzu, »muß ich einen Brief schreiben.«
    »An Rom und den Senat.«
    »Genau, Pius. An den Senat und das Volk von Rom.« Die blauen Augen, die in letzter Zeit älter und vorsichtiger wirkten, blickten fragend in die braunen des Metellus. »Kann ich auch für dich schreiben und sprechen, Metellus Pius?«
    »Auf jeden Fall!«
    »Bist du sicher, daß du nicht lieber selbst schreiben würdest?«
    »Nein, es ist besser, wenn du ihnen die Meinung sagst. Du bist derjenige, den diese selbsternannten Experten, die sich auf ihren Liegen die Ärsche breit liegen, mit einem außerordentlichen Imperium ausgestattet haben. Ich bin nur ein normaler alter Statthalter in den Klauen eines furchtbaren Krieges. Mich würden sie überhaupt nicht beachten, denn sie wissen ganz genau, daß ich zur alten Garde gehöre. Dich aber kennen sie nicht, Magnus. Und sie trauen dir nicht so ganz über den Weg. Du bist nämlich keiner von ihnen. Schreib an sie, und jage ihnen einen gehörigen Schrecken ein, Magnus!«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, sagte Pompeius grimmig.
    Metellus Pius erhob sich. »Was mich betrifft, ich werde gleich morgen nach Narbo aufbrechen. Es kommt auf jeden Tag an, an dem ich nicht von deinen Nahrungsvorräten zehre.«
    »Willst du nicht wenigstens meine Prosa ein bißchen aufpolieren? Varro hat das immer getan.«
    »Nein, das will ich nicht«, sagte Metellus Pius lachend. »Sie kennen meinen Stil. Schreib ihnen einen Brief, wie sie ihn noch nie gesehen haben.«
    Und Pompeius schrieb einen Brief, wie sie ihn noch nie gesehen hatten.
    An den Senat und das Volk von Rom:
    Geschrieben in Emporiae an den Nonen des Oktober im Jahr der Konsuln Lucius Octavius und Gaius Aurelius Cotta. An den Iden des Oktober beginne ich meinen Marsch den Ebro hinauf zum Duero, zu einem Ort, wo die Pisuerga in den Duero mündet. Dort befindet sich eine Stadt namens Septimanca, die mitten in einem fruchtbaren Hochland liegt. Ich hoffe, daß ich dort überwintern und genug Nahrungsmittel auftreiben kann, um meinen Männern die Bäuche zu füllen. Glücklicherweise habe ich nun wesentlich weniger Männer, als ich hatte, als ich vor zwei Jahren in Emporiae eintraf. Meine Truppen sind auf vier Legionen zusammengeschmolzen; keine davon zählt mehr als viertausend Mann, und ich habe überhaupt keine Reiterei mehr.
    Warum ich meine Truppen etwa fünfhundert Meilen durch feindliches Territorium marschieren lasse, damit sie überwintern können? Weil es in Ostspanien nichts zu essen gibt. Darum! Warum ich dann keine Nahrungsmittel in Gallia Transalpina oder Cisalpina kaufe, wo doch die Winde günstig wären, um sie in meine Richtung über das Meer zu transportieren? Weil ich kein Geld habe. Darum! Weder für die Nahrungsmittel noch für die Schiffe. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mir die Nahrungsmittel bei den spanischen Stammeskriegern zu holen, und ich kann nur hoffen, daß sie schwach genug sind, sich von vierzehntausend hungrigen Römern das Essen rauben zu lassen. Darum muß ich auch so weit marschieren, um Stammeskrieger zu finden, die hoffentlich schwach genug sind. Am Ebro sind keine Nahrungsmittel zu bekommen, es sei denn, man erobert eine von Sertorius’ Festungen, und dazu bin ich nicht in der Lage. Wie lang hat Rom gebraucht, um Numantia zu erobern? UndNumantia ist ein Hühnerstall im Vergleich zu Calagurris oder Clunia. Außerdem wurde es nicht von einem Römer befehligt.
    Ihr wißt aus meinen früheren Schreiben, daß ich im Feld zwei schlechte Jahre hatte, auch wenn mein Kollege Quintus Caecilius Metellus Pius Pontifex Maximus mehr Erfolg hatte. Quintus Sertorius muß sich langsam daran gewöhnen. Dies ist sein Land. Er kennt es, und er kennt seine Bewohner. Ich kenne es nicht. Ich habe mein Bestes getan. Ich glaube nicht, daß irgendein anderer, den Ihr hättet schicken können, besser abgeschnitten hätte. Mein Kollege Metellus Pius hat drei Jahre gebraucht, bis er seinen ersten Sieg errang. Ich habe im zweiten Jahr immerhin an zwei Siegen mitgewirkt, als mein Kollege Metellus Pius und ich Sertorius mit vereinten Kräften am Júcar schlugen und dann noch einmal bei Saguntum.
    Mein Kollege Pius und ich glauben, daß wir siegen werden. Ich sage das nicht einfach so. Wir können wirklich siegen. Aber um zu siegen, brauchen wir ein bißchen Hilfe aus der Heimat. Wir brauchen mehr Legionen. Wir brauchen Geld. Ich sage nicht mehr Geld, denn bis jetzt habe ich überhaupt kein Geld erhalten.

Weitere Kostenlose Bücher