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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Wurzel auszureißen. Ihr habt Gnaeus Pompeius mit sechs Legionen und fünfzehnhundert Reitern losgeschickt. Ich will euch offen sagen, daß ich selbst nur mit zehn Legionen und einer Reiterei von dreitausend Mann losgezogen wäre. Das sind die Zahlen, die Gnaeus Pompeius in seinem Brief nennt, und sie sind einer solchen Aufgabe angemessen!
    Wenn man die militärischen Leistungen von Gnaeus Pompeius betrachtet, ist man beeindruckt. Und Pompeius ist jung genug, um flexibel und anpassungsfähig zu sein, genau die Eigenschaften, die ein Mann zusammen mit seinem jugendlichen Enthusiasmus zu verlieren pflegt. Gegen jeden anderen Feind von Rom hätten sechs Legionen und fünfzehnhundert Reiter genügt. Aber Quintus Sertorius ist ein ganz spezieller Fall. Wir haben seit Marius nicht seinesgleichen gehabt, und ich persönlich halte ihn für einen besseren Feldherrn als Marius. Deshalb sind die anfänglichen Niederlagen des Pompeius überhaupt nicht verwunderlich. Er hatte einfach kein Glück mehr. Und er stieß auf einen der besten Soldaten, die Rom je hervorgebracht hat. Daran gibt’s nichts zu rütteln.
    Auch der genialste Feldherr hat jedoch eine bestimmte Art zu denken. Der Statthalter von Hispania Ulterior, unser geschätzter Metellus Pius, ist inzwischen so lange in Spanien gewesen, daß er allmählich begreift, wie Sertorius denkt. Und ich beglückwünsche Pius dazu. Offen gesagt, hätte ich ihm eine solche Leistung nicht zugetraut! Aber er kann Sertorius nicht allein schlagen. Der Kriegsschauplatz ist zu groß — so groß wie der des Bundesgenossenkriegs, der in ganz Italien tobte. Ein Mann kann nicht im Norden und Süden gleichzeitig sein, zumal die beiden Regionen durch ein trockenes und bergiges Gebiet getrennt sind.
    Ihr habt den zweiten Mann — einen einfachen Ritter, dem ihr eine Art unbenannter militärischer Krone aufgesetzt habt — ausgeschickt, um Hispania Citerior zu regieren. Wie hast du es damals doch formuliert Philippus, non proconsule, sed pro consulibus? Ihr machtet ihn glauben, daß er mit einer angemessenen Zahl Soldaten und mit angemessenen Finanzmitteln versehen war. Und, damit kein Mißverständnis aufkommt, natürlich war er scharf auf den Job! Wer von uns alten Sodaten wäre das nicht gewesen, mit neunundzwanzig? Er war scharf auf den Job! Und er wäre vielleicht sogar mit noch weniger Truppen losgezogen! Ja, ihr hättet ihn vielleicht sogar auf vier Legionen und fünfhundert Reiter herunterhandeln können!«
    »Schade, daß wir es nicht getan haben«, versetzte Catulus. »Er hat mehr als vier Legionen verloren, seit er dort ist.«
    »Hört, hört!« schrie Hortensius.
    »Und das«, sagte Lucullus, der die beiden Schwager diesmal ignorierte, »bringt mich zum Kern der Sache. Wie kann Rom hoffen, einem Mann wie Quintus Sertorius Einhalt zu gebieten, wenn Rom nicht bereit ist, das Geld oder die Männer zu schicken, mit denen ihm Einhalt geboten werden kann? Nicht einmal ein Quintus Sertorius hätte sich in einem Zweifrontenkrieg behaupten können, in dem Pompeius und Pius je zehn Legionen und dreitausend Reiter befehligt hätten! Pompeius wirft in seinem Brief diesem Gremium vor, den Krieg zu verlieren — und ich teile diese Ansicht! Wie kann dieses Gremium Wunder erwarten, wenn es die Zauberkünstler nicht bezahlen will, die sie wirken sollen? Weder Geld noch Verstärkung — so darf es nicht weitergehen! Dieses Gremium muß das Geld auftreiben, um die erschreckend kleine Zahl von Legionen unter Pompeius und Pius zu bezahlen, und es muß das Geld auftreiben, um Pompeius mindestens zwei weitere Legionen zu schicken. Vier wären besser.«
    Gaius Cotta ergriff vom kurulischen Stuhl aus das Wort. »Ich bin mit allem einverstanden, was du gesagt hast, Lucius Licinius. Aber wir haben nicht das Geld, Lucius Licinius. Wir haben schlicht und ergreifend nicht das Geld.«
    »Dann müssen wir es auftreiben«, sagte Lucullus.
    »Woher sollen wir es nehmen?« fragte Gaius Cotta. »Es ist schon drei Jahre her, daß wir nennenswerte Einkünfte aus Spanien bezogen haben, und seit sich die Contestaner erhoben haben, haben wir überhaupt nichts mehr bekommen. Hispania Ulterior hat keinen Zugang mehr zu den Minen in den Marianischen Bergen und den südlichen Orospeda, und Hispania Citerior kann die Minen um Neu-Karthago nicht ausbeuten. Die Zeiten, als die Schatzkasse einen Anteil von zwanzigtausend Talenten in Gold, Silber, Blei und Eisen aus Spanien erhielt, sind vorüber, und die Minen verloren. Außerdem

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