MoR 03 - Günstlinge der Götter
sind unsere Einkünfte aus der Provinz Asia durch die Ereignisse der letzten fünfzehn Jahre auf ein Niveau gesunken, das noch nie so niedrig war, seit wir das Land vor über fünfundfünfzig Jahren geerbt haben. Wir führen in Illyrien, Mazedonien und Gallia Transalpina Krieg. Es gibt sogar Gerüchte, daß König Mithridates sich wieder erhebt. Und wenn Nikomedes von Bithynien sterben sollte, wird sich die Lage im Osten noch mehr zuspitzen.«
»Wenn wir unseren Statthaltern in Spanien kein Geld und keine Truppen schicken«, sagte Lucullus, »nur weil wir am anderen Ende des Mittelmeers Ereignisse voraussehen, die vielleicht gar nicht eintreffen, dann ist das absolut idiotisch, Gaius Cotta.«
»Nein, Lucius Lucullus!« schrie Cotta wütend. »Ich brauche überhaupt nichts vorauszusehen, um zu wissen, daß wir kein Geld haben, das wir nach Spanien schicken könnten, von Truppen ganz zu schweigen! Gnaeus Pompeius und Quintus Pius werden mit dem zurechtkommen müssen, was sie haben!«
Das längliche Gesicht des Lucullus wurde hart wie Stein. »Dann«, sagte er kalt, »wird ein neuer Komet am römischen Himmel erscheinen. Sein Kopf wird absolut loyal sein, nämlich ein bankrotter Gnaeus Pompeius, der mit einer zerlumpten Armee nach Hause eilt. Aber sein Schweif! Sein Schweif wird Quintus Sertorius sein, mit den spanischen Barbaren, die ihm absolut ergeben sind! Und unterwegs werden sich ihm die Volken, die Salluvier, die Vokontier, die Allobroger, die Helvier und zweifellos auch die Bojer und die Insubrer aus Gallia Cisalpina anschließen, ganz zu schweigen von den Ligurern!«
Nach diesen Worten herrschte im Senat absolutes Schweigen.
Da entschloß sich Philippus, Sullas Regel zu brechen, er sprang auf und marschierte geradewegs ins Zentrum der Curia Hostilia. Dort faßte er seine Gegner einen nach dem anderen scharf ins Auge, von Cethegus, der aschfahl geworden war, bis zu Catulus und Hortensius, die unter seinem Blick erschreckt zusammenzuckten. Schließlich wandte er sich dem kurulischen Podium zu und fixierte Gaius Cotta, der völlig aus der Fassung geraten war, was sich in seinem Gesicht deutlich spiegelte.
»Eingeschriebene Väter«, sagte Philippus, »ich schlage vor, daß wir die Verwalter der Staatskasse und die Steuerexperten zu uns bestellen und sehen, wo wir die beträchtliche Summe Geldes bekommen können, von der der ehrenwerte Konsul sagt, daß wir sie nicht haben. Außerdem schlage ich vor, daß wir zwei Legionen und eine oder zwei Reiterschwadronen auftreiben.«
Als Pompeius vor Septimanca im Land der Vakkäer eintraf, fand er das Hochland kleiner, als seine Kundschafter berichtet hatten, aber es machte einen wohlhabenden Eindruck. Die Stadt lag auf einer Klippe über der Pisuerga, aber sie war nicht unverwundbar, und das ganze Gebiet ergab sich kampflos, als Pompeius eintraf. Mit Hilfe seiner Dolmetscher versuchte er daraufhin, die Ängste seiner Bewohner zu zerstreuen. Er versicherte ihren Häuptlingen, daß er alles bezahlen werde, was er requirierte, und daß seine Männer sich anständig verhalten würden.
Einige Meilen nördlich des Quellgebiets des Duero lag Clunia, die westlichste Hochburg des Sertorius. Einige Siedlungen im Süden dieser Stadt hatten jedoch vom traurigen Schicksal Segovias gehört und schickten, kaum daß Pompeius in Septimanca eingetroffen war, Gesandte, die eifrig ihre Loyalität zu Rom betonten und ihm anboten, was immer er brauchte. In der Folge schickte Pompeius, nachdem er sich mit seinen Legaten, Dolmetschern und einheimischen Beratern besprochen hatte, Lucius Titurius Sabinus und fünfzehn Kohorten zum Überwintern nach Termes. Die Bewohner dieser Siedlung waren zwar Keltiberer, hatten aber jede Lust verloren, Sertorius zu dienen.
In der spanischen Bevölkerung, schrieb Pompeius in seinem Neujahrsgruß an Metellus Pius, zeichne sich ein Stimmungsumschwung ab. Und wenn es ihnen in den Feldzügen des nächsten Jahres gelänge, Sertorius solchen Schaden zuzufügen, daß er sichtbar ins Wanken geriete, dann werde die Zahl der Orte wachsen, die wie Septimanca und Termes ängstlich darauf bedacht seien, sich den Römern zu unterwerfen. Der Krieg werde sich in die Kernlande des Sertorius am Ebro verlagern, und es würden keine Expeditionen an die südliche Ostküste mehr notwendig sein.
Der Frühling kam früh am Oberlauf des Duero, und Pompeius verlor keine Zeit. Er ließ die Bürger von Septimanca und Termes ihre Felder unter den Pflug nehmen — sowie etwas extra
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