MoR 03 - Günstlinge der Götter
Marcus Cotta, die diesjährigen Konsuln, den Auftrag erhielten, gegen Mithridates zu kämpfen. Ich weiß, daß Rom unter Geldmangel leidet. Aber ich weiß auch, daß Ihr dem Konsul Lucullus zweiundsiebzig Millionen Sesterzen angeboten habt, um eine Flotte zu finanzieren und — daß er das Angebot abgelehnt hat. Ihr habt also mindestens zweiundsiebzig Millionen Sesterzen unter einer Bodenplatte der Schatzkammer versteckt. Und das macht mich sehr wütend. Es bedeutet nämlich, daß ihr Mithridates mehr fürchtet als .Sertorius. Ich habe da andere, ganz andere Maßstäbe. Der eine ist ein Potentat aus dem Osten, dessen einzige Stärke in der großen Zahl seiner Truppen liegt. Der andere ist ein Römer, und das ist seine Stärke! Ich weiß genau, gegen welchen Mann ich lieber kämpfen würde. Tatsächlich hätte ich es gern gesehen, wenn Ihr mich damit beauftragt hättet, Mithridates niederzuwerfen. Ich wäre wirklich scharf darauf gewesen, nach dieser undankbaren Aufgabe in Spanien, einem Land, nach dem kein Hahn zu krähen scheint.
Ich kann in Spanien nicht weitermachen ohne ein paar von den zweiundsiebzig Millionen Sesterzen. Deshalb schlage ich vor, daß Ihr Eure Bodenplatte hochhebt und ein paar .Säcke mit Geld aus dem Loch darunter holt. Die Alternative ist einfach: Ich werde meine Soldaten hier in Hispania Citerior entlassen — alle vier Legionen, die ich noch bei mir habe —, und dann sollen die Soldaten selber sehen, wie sie zurechtkommen. Der Weg nach Hause ist weit. Ohne einen ordentlichen Befehlshaber werden sich vermutlich nur wenige für den Rückmarsch entscheiden. Die Mehrheit wird tun, was ich in ihrer Lage auch tun würde. Sie werden sich von Quintus Sertorius anwerben lassen, weil er sie ernähren und regelmäßig bezahlen kann. Die Entscheidung liegt bei Euch. Entweder Ihr schickt mir Geld, oder ich entlasse auf der Stelle meine Truppen.
Übrigens bin ich noch immer nicht für mein Staatspferd entschädigt worden.
Pompeius bekam sein Geld; die Senatoren verstanden ein Ultimatum, wenn es ihnen in derart unverblümter Deutlichkeit gestellt wurde. Das ganze Land stöhnte, aber es wäre absolut nicht in der Lage gewesen, mit einer Invasion des Sertorius fertigzuwerden, besonders wenn dieser durch vier Legionen des Pompeius verstärkt gewesen wäre. Der Schock, den Pompeius’ Brief auslöste, war sogar heilsam genug, daß auch Metellus Pius Geld erhielt. Nun mußten die beiden römischen Feldherren nur noch Nahrungsmittel auftreiben.
Und siehe da, die beiden Legionen des Pompeius kehrten mit einer riesigen Wagenkolonne voller Lebensmittel zurück, und Gnaeus Pompeius Magnus konnte seinen Abnutzungskrieg wieder beginnen. Er nahm schließlich doch Pallantia ein und marschierte danach auf Cauca, wo er die Bewohner bat, seine Kranken und Verwundeten zu pflegen. Sie waren einverstanden, doch Pompeius hatte seine besten Soldaten als Kranke und Verwundete verkleidet und nahm die Stadt von innen heraus. Die Hochburgen des Sertorius fielen eine nach der anderen, und ihre Getreidevorräte kamen Pompeius zugute. Als der Winter hereinbrach, konnten sich nur noch Calagurris und Osca halten.
Pompeius erhielt einen Brief von Metellus Pius.
Pompeius, ich bin entzückt. Die Feldzüge, die Du dieses Jahr geführt hast — allein geführt hast —, haben Sertorius das Rückgrat gebrochen. Ich mag vielleicht die Siege auf dem Schlachtfeld errungen haben, aber die notwendige Zähigkeit hast allein Du bewiesen. Du hast nicht einen Augenblick aufgegeben und Sertorius nicht eine einzige Atempause gelassen. Und immer bist Du es gewesen, den Sertorius selbst angriff, während ich das Glück hatte, mich zuerst mit Hirtuleius schlagen zu dürfen. Hirtuleius war zweifellos kein schlechter Feldherr, aber Sertorius ist Klassen besser, und was diesen Perperna betrifft, er ist eine absolut mittelmäßige Figur.
Und jetzt muß ich den Soldaten unserer Legionen ein Kompliment machen. Dies war der bitterste und undankbarste aller römischen Kriege, unsere Männer haben ungeheure Strapazen erdulden müssen. Trotzdem kann sich keiner von uns über Unzufriedenheit oder gar Rebellion beklagen, und das, obwohl wir Jahre mit dem Sold im Rückstand waren und es keine Beute gab. Wir haben .Städte geplündert, nur um wie die Ratten nach dem letzten Körnchen Getreide zu suchen. Ja, wir haben zwei wunderbare Armeen, Gnaeus Pompeius, und ich wollte, ich hätte Vertrauen, daß Rom sie belohnt, wie sie es verdient haben. Aber ich habe kein
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