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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Vertrauen. Rom ist unbesiegbar. Es mag Schlachten verlieren, aber Kriege verliert es keine. Vielleicht sind unsere tapferen Soldaten der Grund dafür, wenn man sich ihre Loyalität, ihre Disziplin und ihr enormes Durchhaltevermögen vor Augen hält. Wir Befehlshaber und Statthalter leisten auch unseren Beitrag, aber letztlich gebührt der Ruhm meiner Ansicht nach doch den römischen Soldaten.
    Ich weiß nicht, wann Du nach Hause zurückkehren willst. Ich nehme an, da der Senat Dir Dein Spezialkommando verliehen hat, wird er es Dir auch wieder entziehen können. Was mich betrifft, ich bin der Statthalter des .Senats in Hispania Ulterior und habe es nicht eilig heimzukehren. Für den Senat ist es gegenwärtig einfacher, meine Statthalterschaft zu verlängern, wenn ich darum bitte, als einen neuen Statthalter für Hispania Ulterior zu finden. Also werde ich darum bitten, daß mein Imperium um mindestens zwei Jahre proragiert wird. Ich will die Provinz wieder in einen ordentlichen Zustand bringen und sie gegen die Lusitanier sichern, bevor ich gehe.
    Ich freue mich nicht auf meine Rückkehr nach Rom, denn dort erwartet mich ein neuer Konflikt — ein Kampf mit dem Senat, der mir Land bewilligen muß, auf dem ich meine Veteranen ansiedeln kann. Ich könnte es nicht ertragen, wenn meine Männer nicht belohnt würden. Deshalb will ich sie in Gallia Cisalpina ansiedeln, aber nicht südlich, sondern nördlich des Po. Es gibt dort riesige Flächen gutes Acker- und Weideland, das sich gegenwärtig in der Hand von Galliern befindet. Da es eigentlich kein römisches Land ist, wird der Senat kein Interesse daran haben, und gegen einen Haufen Insubrer werde ich meine Veteranen allemal unterstützen. Ich habe die Sache bereits mit meinen Zenturionen besprochen, und sie waren hocherfreut. Meine Soldaten werden sich also nicht ziellos herumtreiben und vielleicht mehrere Jahre warten müssen, bis ein Komitee von Landverteilern und Bürokraten vermessen und geschwatzt, Listen erstellt und geschwatzt, zugeteilt und geschwatzt und am Ende doch nichts erreicht hat. Je mehr ich von diesen Komitees sehe, desto mehr bin ich überzeugt, daß das einzige, was so ein Komitee wirklich organisieren kann, eine Katastrophe ist.
    Ich wünsche Dir alles Gute, lieber Magnus.
    Pompeius überwinterte diesmal bei den Vascones, einem mächtigen Stamm, der in den westlichen Pyrenäen ansässig und von Sertorius inzwischen schwer enttäuscht war. Da die Vascones die Soldaten des Pompeius gut behandelten, hielt dieser seine Männer auf Trab, indem er sie für den Stamm eine Festung bauen ließ. Zuvor hatte er die Vascones einen Eid schwören lassen, daß Pompaelo, wie er den neuen Mittelpunkt einer Stadt taufte, dem Senat und dem Volk von Rom immer treu ergeben sein würde.

Für Quintus Sertorius war es ein harter Winter. Vielleicht hatte er die ganze Zeit gewußt, daß er für eine verlorene Sache kämpfte, und bestimmt war ihm klar, daß er nie zu Fortunas Günstlingen gehört hatte. Aber er konnte sich diese Tatsachen nicht offen eingestehen. Statt dessen redete er sich ein, daß die Sache gut für ihn gelaufen war, solange er seine römischen Gegner hatte glauben machen können, daß sie ihn im Feld besiegen könnten. Sein Abstieg hatte begonnen, als das alte Weib und das Kind das Spiel durchschaut und beschlossen hatten, offene Feldschlachten zu vermeiden.
    Daß seine Feinde Verräter mit einem Preis lockten, hatte ihn bis ins Mark getroffen, denn er war Römer genug, um zu wissen, daß selbst im Herzen des vernünftigsten und anständigsten Menschen die Habgier erwachen kann. So konnte er seinen römischen und italischen Verbündeten nicht mehr trauen, die in der gleichen Tradition aufgewachsen waren wie er selbst. Nur seine Spanier waren noch unschuldig genug, daß sie von jenem Laster der Zivilisation noch nicht betroffen waren, das man Habgier nennt. Sertorius rechnete nun ständig damit, eine Hand verstohlen an den Messergriff wandern zu sehen oder einen verdächtigen Ausdruck auf einem Gesicht wahrzunehmen, und allmählich brach er unter der ständigen Anspannung zusammen. Da er genau wußte, daß sein neues unberechenbares Verhalten den Spaniern ungewöhnlich und seltsam erscheinen mußte, nahm er sich ihnen gegenüber mächtig zusammen; und um sich besser zusammennehmen zu können, trank er immer mehr Wein als Beruhigungsmittel.
    Dann jedoch erlitt er den härtesten Schlag seines Lebens: Aus Narsae kam die Nachricht, daß seine Mutter gestorben

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