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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Unterkunft verlassen, wann er wollte, wurde gehätschelt und geehrt, Frauen umschwärmten ihn, und wenn er am Ende seinen Abschied nahm, würde eine hübsche Summe zusammengekommen sein. Er hatte im Jahr nicht mehr als fünf oder sechs Kämpfe zu bestehen, und nach fünf Jahren oder dreißig Kämpfen, je nachdem, konnte er die Arena verlassen und sich zurückziehen. Sogar Freie wählten manchmal das Gladiatorenhandwerk, der größte Teil bestand aus Deserteuren oder Meuterern aus der Legion, und nur ein kleiner Rest kam schon versklavt in die Schulen. Daß die Männer so umsorgt wurden, hatte einen einsichtigen Grund: Ein ausgebildeter Gladiator stellte eine sehr teure Investition dar, mit der pfleglich umgegangen werden mußte, sollte sie dem Besitzer der Schule einen guten Gewinn einbringen.
    In Batiatus’ Schule war das anders. Dem lanista war es einerlei, ob ein Gladiator schon beim ersten Kampf sein Leben im Sand der Arena aushauchte oder ob er die vorgeschriebenen zehn Jahre durchhielt. Männer weit über zwanzig wurden gar nicht als Kämpfer aufgenommen, und länger als zehn Jahre trat keiner vor dem Publikum auf. Die Zuschauer und die Hinterbliebenen, welche die Gladiatoren mieteten, wollten junge, geschmeidige Kämpfer sehen. Wenn ein Mann aus der Villa Batiatus seinen Abschied von der Arena genommen hatte, blieb er innerhalb der Anstaltsmauern. Ein trostloses Schicksal im Vergleich mit einem gewöhnlichen Gladiator, der am Ende seiner Karriere tun und lassen konnte, was er wollte. Meist ging ein solcher Mann nach Rom oder in eine andere große Stadt und verdingte sich als Türsteher, Leibwächter oder berufsmäßiger Schläger.
    In der Villa Batiatus herrschte eine eherne Ordnung, die ihr Sinnbild in einem Eisenring gefunden hatte, der mit einem ebensolchen Stab geschlagen wurde und im ganzen Anwesen seinen harten, metallischen Klang verbreitete. Das Leben der Insassen wurde von dem Stundenplan diktiert, der auf der Wand des Hauptübungsplatzes so hoch geschrieben stand, daß niemand ihn auswischen konnte. Die Männer — manchmal mehr, manchmal weniger als hundert — sperrte man bei Sonnenuntergang jeweils zu siebt oder zu acht in vergitterte Zellen, zwischen denen keine Verständigung möglich war. Nicht einmal Geräusche drangen durch die Mauern. Kein Insasse blieb in der gleichen Gruppe; die Belegung für die Nacht war so gestaffelt, daß jeder Mann an jedem Abend in eine neue Zelle wechselte. Nach zehn Tagen änderte sich der Belegungsplan erneut, und der Mann kam wieder in eine andere Gruppe. Dank diesem von Batiatus ersonnenen System brauchte ein Neuling ein ganzes Jahr, bis er alle Insassen kennengelernt hatte. Die Zellen waren sauber und mit großen bequemen Betten ausgestattet, außerdem hatte jede einen Vorraum mit Bad, fließendem Wasser und mehreren Abortkübeln. Die Gladiatoren durften sich in den Zellen, die im Winter warm und im Sommer angenehm kühl waren, nur zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang aufhalten. Tagsüber wurden die Räume von Sklaven gereinigt, mit denen die Männer nicht in Kontakt kamen.
    Bei Sonnenaufgang weckte das Geräusch weggeschobener Riegel die Männer. Den ganzen Tag über blieb der einzelne Gladiator in Gesellschaft der Männer, mit denen er in der Nacht die Zelle geteilt hatte. Jede Gruppe nahm ihr Frühmahl in dem mit Mauern versehenen Hof unmittelbar vor ihrer Zelle ein. Bei Regenwetter schützte sie ein über ihren Köpfen gespanntes Leinwandzelt. Dann exerzierte die Gruppe routinemäßige Übungen durch, bis ein Fechtlehrer kam, sie in Paare aufteilte, wenn möglich Gallier gegen Thraker, und zu Zweikämpfen mit Holzschwert und Lederschild aufeinander losließ. Darauf folgte die Hauptmahlzeit des Tages — gebratenes Fleisch, frischgebackenes Brot nach Belieben, Olivenöl, Obst und Gemüse der Jahreszeit entsprechend, Eier, Fisch, Brei aus Hülsenfrüchten, der mit Brot aufgetunkt wurde, und soviel Wasser, wie ein Mann trinken konnte. Wein, und sei es auch nur, um dem Wasser etwas Geschmack zu geben, wurde nie ausgeschenkt. Nach dem Mittagessen folgte eine zweistündige Ruhepause, ehe die Männer dazu angehalten wurden, Rüstungen zu putzen, Leder einzufetten, Schuhe zu flicken oder andere Reparaturen an ihrer Ausrüstung auszuführen. Danach mußten unter der Aufsicht von Wachen sämtliche Werkzeuge wieder weggesperrt werden. Nach anstrengenden Kraftübungen bekamen alle noch ein drittes, leichteres Mahl, ehe jeder Gladiator in eine neue Zelle mit

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