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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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hatte die fünfhundert Gladiatoren, die ihm gehörten und die er so profitabel vermietete, noch nie in seinem Leben gesehen —, konnte bei diesem Handel nur gewinnen.
    Es gab nur zwei Kategorien von Gladiatoren: die Thraker und die Gallier. Während der Meister Spartacus musterte, fiel es ihm schwer zu entscheiden, für welche Kategorie er ihn ausbilden sollte. Gewöhnlich gab das Äußere des Mannes sogleich die Antwort, doch Spartacus war eine solch strahlende Erscheinung, daß er gut in beide Kategorien passen würde. Da aber Gallier mehr Narben trugen und insgesamt eher Gefahr liefen, für den Rest ihres Lebens verstümmelt zu werden, nicht zuletzt aber wegen des hohen Kaufpreises, entschied sich der Meister schließlich dafür, aus Spartacus einen Thraker zu machen. Konnte er seine natürliche Schönheit in der Arena behalten, würde sein Mietpreis steigen, wenn er sich erst einmal einen Ruf verschafft hatte. Sein Kopf besaß Adel und kam barhäuptig besser zur Wirkung, denn ein Thraker trug keinen Helm.
    Die Ausbildung begann unverzüglich. Als vorsichtiger Mann achtete der Meister darauf, daß Spartacus’ athletisches Können seinem Aussehen entsprach, ehe er für ihn einen mit Silber und Gold verzierten Leibpanzer anfertigen ließ. Spartacus trug außerdem einen scharlachroten Lendenschurz, der um die Hüften von einem schwarzen Ledergurt gehalten wurde. Als Waffe diente ihm der Krummsäbel eines thrakischen Reiters. Die Beine waren durch lange Schienen geschützt, die bis zum Oberschenkel reichten. Dadurch wurde er gegenüber seinem Gegner, dem Gallier, etwas schwerfälliger; er mußte also diesen Nachteil durch taktische Intelligenz ausgleichen. Sein rechter Arm steckte in einem mit Eisenschuppen gepanzerten Lederhandschuh. Lederriemen, die ihm an Hals und Brust befestigt waren, sorgten für festen Halt. Seine Ausrüstung wurde durch einen kleinen Rundschild vervollständigt.
    Spartacus flog alles zu. Um seine Person blieb ein Rest von Geheimnis, denn er hütete sich, jemals von seiner früheren militärischen Laufbahn zu sprechen. Die Kameraden, die mit ihm verurteilt worden waren, hatten sich in Aquileia von ihm getrennt. Was schließlich der dortige Agent in seinem Geschäftsbrief über ihn zu sagen wußte, war mehr als dürftig. Immerhin sprach er das campanische Latein genausogut wie das campanische Griechisch, er konnte halbwegs lesen und schreiben, und er kannte sich im Kriegswesen aus. All dies verwirrte seinen lanista nicht wenig, und er sah Schwierigkeiten voraus. Spartacus war in allem viel zu sehr Krieger, auch beim Kampf mit Holzschwert und Lederschild in der Übungsarena. Der erste mehrfache Armbruch bei einem seiner Gegner mochte noch ein Versehen sein, doch nachdem Spartacus fünf seiner Fechtlehrer durch Knochenbrüche außer Gefecht gesetzt hatte, ließ ihn der Meister zu sich kommen. »Schau, Spartacus«, sagte er mit ruhiger Stimme, »du mußt lernen, das Fechten in der Arena als Spiel und nicht als Krieg zu betrachten. Du spielst jetzt eine Rolle! Die Etrusker haben vor gut tausend Jahren diese Spiele erfunden. Das Wissen und das Handwerk, das jeder Gladiator braucht, ist von Generation zu Generation weitergegeben worden. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es solche Spiele. Wenn ein Mensch gestorben ist, veranstalten seine Verwandten ihm zu Ehren Leichenspiele, aber nicht solche, wie sie Achilles für seinen Patroklos ausrichtete — Wettlauf und Weitsprung, Boxen und Ringen —, sondern ein Wettkampf im Gewand von Kriegsspielen, bei denen es auf athletisches Können ankommt.«
    Der blonde Hüne hörte mit ausdruckslosem Gesicht zu, doch sein Meister bemerkte, daß sein Schüler die Finger seiner rechten Hand ständig öffnete und schloß, als spüre er den Drang, ein Schwert in die Hand zu nehmen.
    »Hörst du mir überhaupt zu, Spartacus?«
    »Ja, Meister.«
    »Der Fechtlehrer ist dein Ausbilder, nicht dein Gegner. Und ich kann dir sagen, daß ein wirklich guter Lehrer schwer zu finden ist! Dank deinem fehlgeleiteten Ungestüm habe ich fünf Lehrer weniger als vor einem Monat, und ich kann sie nicht mit gleichwertigen Vertretern ihres Fachs ersetzen. Gewiß, sie sind alle noch am Leben. Aber zwei sind für diese Arbeit nicht mehr zu gebrauchen. Spartacus, du kämpfst hier nicht gegen die Feinde Roms. In der Arena soll auch nicht Blut in Strömen fließen! Die Leute wollen ein sportliches Ereignis sehen, ein Spiel, das aus Angriff und Parade besteht und bei dem Kraft und Eleganz,

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