MoR 03 - Günstlinge der Götter
anderen Genossen wechselte.
Batiatus hielt sich vierzig Sklavinnen, deren einzige Aufgabe, abgesehen von leichter Küchenarbeit, darin bestand, die sexuellen Gelüste der Gladiatoren zu stillen. Die Frauen besuchten die Männer jede dritte Nacht. Auch hier sorgte ein ausgeklügeltes System dafür, daß ein Mann mit allen vierzig Frauen abwechselnd zusammenkam. Numeriert gingen die sieben oder acht Frauen, die einer Zelle zugeordnet waren, unter Aufsicht in die Zelle und geradewegs zu den ihnen angewiesenen Betten. Dort durften sie nur solange bleiben, bis der Mann seinen Trieb befriedigt hatte. Viele Männer waren zu wenigstens drei oder vier Geschlechtsakten pro Nacht fähig, mußten aber dazu jedesmal die Frau wechseln. Da Batiatus sich wohl bewußt war, daß in diesen nächtlichen Begegnungen die Gefahr aufkeimender zärtlicher Gefühle lag, ließ er eine Wache in der Zelle postieren, die dafür zu sorgen hatte, daß die Frauen auch tatsächlich weiterzogen und daß die Männer keine Gespräche mit ihren Beischläferinnen anfingen.
Nicht alle hundert Gladiatoren hielten sich in der Villa auf. Ein Drittel, manchmal gar die Hälfte, war auswärts unterwegs. Dieses Wanderleben mochte keiner von ihnen, da sie nicht so gut versorgt wurden wie in der Villa Batiatus, von Frauen für die Nacht ganz zu schweigen. Doch dank der regelmäßigen Abwesenheit eines Teils der Männer kamen die Frauen in den Genuß einiger freier Tage, allerdings wiederum im Rahmen des strengen Dienstplans, wie Batiatus überhaupt eine Leidenschaft für Pläne und Reglementierungen hatte. Urlaub war auch für jene Frauen nötig, die hochschwanger waren und sich auf ihre Niederkunft vorbereiteten. Batiatus gab ihnen nur für den letzten Monat vor der Niederkunft und den Monat danach frei, dann mußten sie ihren Dienst wiederaufnehmen. Die Frauen taten daher alles, um nicht schwanger zu werden, und diejenigen, die es doch wurden, trieben meist ab. Jedes Neugeborene wurde der Mutter sofort weggenommen. War es ein Mädchen, wurde es auf den Abfallhaufen der Villa Batiatus geworfen; war es ein Junge, gab man es Batiatus zur Begutachtung. Er hatte immer ein paar Klientinnen an der Hand, die gern ein männliches Neugeborenes kauften.
Die Frauen wurden von einer echten Thrakerin mit Namen Aluso geführt. Sie war einst Priesterin im Stamm der Besser gewesen und hatte sich ein kriegerisches Wesen bewahrt. Neun Jahre lang gehörte sie nun schon zu Batiatus’ Huren, wofür sie ihn mehr haßte, als es alle Gladiatoren der Schule taten. Das Mädchen, dem sie im ersten Jahr ihres Aufenthalts das Leben geschenkt hatte, hätte nach der Sitte ihres Stammes später einmal das Priesteramt ihrer Mutier übernehmen sollen, doch Batiatus hatte nur taube Ohren für ihre verzweifelten Bitten, das Kind behalten zu dürfen. So endete das Mädchen wie alle anderen auch auf dem Abfallhaufen. Danach nahm Aluso stets zu ihren geheimen Mitteln Zuflucht und brachte kein Kind mehr zur Welt. In ihrem Innern aber nährte sie unversöhnliche Rache und schwor bei ihren Göttern, daß Batiatus einmal eines schrecklichen Todes sterben werde.
Aus alledem ging hervor, daß Gnaeus Cornelius Lentulus Batiatus zu den tüchtigsten und umsichtigsten Männern gehörte, welche die Welt der Arena je gekannt hat. Nichts entging ihm, keine Vorsichtsmaßnahme wurde vernachlässigt, über keine Einzelheit hinweggesehen. Das war der eine Grund, warum seine Fechtschule für undisziplinierte Gladiatoren so erfolgreich war. Der andere lag in Batiatus’ Geschick als lanista. Er traute niemandem, übertrug nichts auf andere, was er selbst besser machte. Er allein besaß den Schlüssel zur Waffenkammer, in der Rüstungen und Schwerter verwahrt wurden. Er organisierte die Auftritte bei Leichenspielen und legte die Reiseroute fest. Er suchte sich seine Leute selbst aus, gleichgültig, ob Wächter, Sklave, Waffenschmied, Koch oder Fechtlehrer, ob Waschfrau oder Hure. Er führte die Bücher, und er war der einzige, der den Besitzer der Schule, Lucius Marcius Philippus, kannte. Philippus besuchte seine Schule nie, sondern ließ Batiatus zu sich nach Rom kommen. Batiatus war auch der einzige, der nach dem kolossalen Umbruch, für den Pompeius vor ein paar Jahren verantwortlich gewesen war, weiterhin zu Philippus’ Klienten gehörte. Tatsächlich war Pompeius von Batiatus so beeindruckt gewesen, daß er ihn gefragt hatte, ob er Philippus’ Majordomus werden wolle. Batiatus hatte lächelnd abgelehnt; denn
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