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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Oenomaus. Das war ein Zugeständnis an das Publikum, das lateinische Namen nicht mochte, weil es gern verdrängte, daß die meisten Helden der Arena Geächtete aus den römischen Legionen waren. Der Zufall wollte es, daß sich Crixus und Oenomaus zusammen mit Spartacus in Larinum aufhielten. Ein Glück für Spartacus, der den Zeitpunkt des geplanten Ausbruchs vorverlegen konnte.
    Sie wollten acht Tage nach der Rückkehr aus Larinum losschlagen, gleichgültig, wie viele oder wie wenige Gladiatoren dann in der Villa Batiatus anwesend wären. Da es der Tag nach dem Markttag war, würde ihre Zahl eher über als unter dem Durchschnitt liegen. Hinzu kam, daß Batiatus im September die Auftritte einschränkte, denn er pflegte dann seinen Urlaub zu nehmen und seinen jährlichen Besuch bei Philippus abzustatten.
    Die thrakische Priesterin Aluso war zu Spartacus’ engster Verbündeter geworden. Nachdem alle Insassen dem Komplott zugestimmt hatten, richteten die Männer und Frauen, mit denen Spartacus gerade in einer Zelle war, es so ein, daß er und Aluso die ganze Nacht zusammen verbringen konnten, wenn Aluso zur diensthabenden Abteilung der Frauen gehörte. Miteinander flüsternd, gingen sie noch einmal alle Einzelheiten durch, und Aluso versprach, sie werde gemeinsam mit den anderen Frauen alles tun, damit die Männer in ihrer fieberhaften Begeisterung blieben. Seit Sommeranfang hatte sie Küchengeräte für Spartacus gestohlen. Sie war so geschickt vorgegangen, daß der Verdacht, als die Geräte schließlich vermißt wurden, nicht auf sie, sondern auf den Koch fiel und niemand etwas von einer Gladiatorenrevolte ahnte. Ein Hackbeil, ein Tranchiermesser, ein Knäuel starker Schnur, ein gläserner Krug, der in Scherben geschlagen wurde, ein Fleischerhaken: eine bescheidene Ausbeute, aber genug für acht Männer. Alle Gegenstände wurden in den Stuben der Frauen versteckt, die sie selber sauberhalten mußten. Am Abend vor dem Ausbruch schmuggelten die Frauen, die für Spartacus’ Zelle vorgesehen waren, alle Geräte unter ihrer spärlichen Kleidung zu ihm.
    Der Morgen dämmerte. Die acht Männer verließen zum Frühmahl ihre Zellen. Nur mit Lendenschurzen bekleidet, hatten sie keine Waffen bei sich, aber jeder trug unter dem scharlachroten Tuch des Schurzes ein etwa drei Fuß langes Stück Schnur. Der Bogenschütze, ein Fechtlehrer und zwei ehemalige Gladiatoren, die als Aufseher dienten, wurden so schnell erdrosselt, daß die eiserne Zellentür noch nicht einmal geschlossen wurde. Dem Bogenschützen nahmen sie den Schlüssel für die anderen Zellen ab, dann holten sie die Waffen unter ihren Betten hervor und stürzten davon. Spartacus und seine sieben Kameraden eilten von Zelle zu Zelle, ehe die Aufseher überhaupt bemerkten, was vor sich ging. Jede Gladiatorengruppe hatte beim Aufstehen gemurrt und gebummelt und den Gang zum Frühmahl so lange wie möglich hinausgezögert, so daß keiner den Hof erreichte, ehe nicht ihre acht katzengleich heranhuschenden Kameraden zu ihnen stießen. Der Stahl eines Hackbeils blitzte auf, ein Messer grub sich in die Brust eines Aufsehers, eine messerscharfe Glasscherbe trennte eine Gurgel durch, und die acht Stück Schnur sorgten weiterhin für einen lautlosen Tod.
    Alles geschah ohne ein Wort, einen Ruf, eine Warnung. Spartacus und die anderen Gladiatoren hatten bald die Zellen und die davorliegenden Höfe erobert. Einige der toten Männer trugen Schlüssel bei sich, mit denen noch mehr Tore in dem weitläufigen Labyrinth aufgeschlossen wurden. Die siebzig Männer, die zu dieser Zeit in der Villa Batiatus wie Gefangene lebten, eilten auf leisen Sohlen der Freiheit entgegen. In einem Schuppen wurden Äxte und Gerätschaften verwahrt; ein dumpfes Geräusch, und alles, was entfernt als Waffe dienen konnte, befand sich in der Hand der Gladiatoren. Nun zeigte sich ein zweiter Fehler in der ganzen Anlage von Batiatus’ Gladiatorenschule: Die hohen inneren Mauern schirmten die Höfe so gegeneinander ab, daß nichts von dem Geschehen nach außen drang. Batiatus hätte Wachtürme errichten und seine Bogenschützen auf ihnen postieren müssen.
    Der Alarm wurde erst ausgelöst, als die Männer schon die Küchen erreicht hatten, und da war es bereits zu spät. Die Gladiatoren hatten sich jedes scharfe Küchengerät gegriffen, benutzten Topfdeckel zur Abwehr der Pfeile und ließen keinen Lebenden ungeschoren. Auch Batiatus entkam ihnen nicht. Er hatte eigentlich am Tag zuvor in Urlaub gehen wollen,

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