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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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er liebte seine Arbeit.

    Doch die Tage der Villa Batiatus waren gezählt, als Spartacus und sieben andere Gladiatoren Ende des Sextilis von einem Auftritt in Larinum heimkehrten. Es war das Jahr, in dem Caesar seinem Vorgesetzten Marcus Antonius und der Stadt Gytheion den Rük- ken kehrte und in Rom sein Pontifikat antrat.
    Die acht Männer waren wie üblich zusammengepfercht in einem geschlossenen Gefängniskarren nach Larinum gebracht und ständig in Ketten gehalten worden, bis sie zum Kampf in der Arena standen. Ende des vorhergehenden Jahres war der bekannteste Mann in der Stadt, Statius Albius Oppianicus, von seinem Stiefsohn Aulus Cluentius Habitus wegen versuchten Mordes an ihm verklagt worden. Im Laufe des Verfahrens, das in Rom stattfand, war eine lange Reihe von Morden, die sich über einen Zeitraum von zwanzig Jahren erstreckten, nach und nach ans Licht gekommen. Oppianicus, so erfuhren die Römer, war verantwortlich für den Mord an seinen Ehefrauen, Söhnen, leiblichen und Stiefbrüdern, Vettern und weiteren Menschen. Das Motiv für diese Morde, die er entweder selbst begangen oder zu denen er Mörder gedungen hatte, war ausnahmslos seine Gier nach Geld — und Macht. Dank seiner Freundschaft zu dem märchenhaft reichen Patrizier Marcus Licinius Crassus wäre Oppianicus beinahe freigesprochen worden; der Volkstribun Lucius Quinctius war ebenfalls an dem Prozeß beteiligt, und eine hohe Summe stand zur Bestechung der Geschworenen bereit. Daß Oppianicus schließlich doch verurteilt wurde, lag am Geiz des Mannes, den er für die Bestechung der Senatoren angeheuert hatte, nämlich derselbe Gaius Aelius Staienus, der Pompeius einige Jahre zuvor so nützlich gewesen war und der neunzigtausend Sesterzen für sich abgezweigt hatte, als er im Auftrag von Gaius Antonius Hybrida neun Volkstribunen bestechen sollte. Staienus war einfach nicht in der Lage, unsaubere Geschäfte sauber auszuführen; so behielt er das Bestechungsgeld, das ihm Oppianicus anvertraut hatte, und lieferte Oppianicus der Verurteilung aus.
    Die Boshaftigkeit des Oppianicus war in Larinum immer noch das beherrschende Gesprächsthema, auch wenn Gladiatoren in der Arena Leichenspiele aufführten. In der Stadt hatte es in den vergangenen Jahren einfach zu viele Leichenspiele gegeben. Während die Gladiatoren im Hof eines Gasthauses angekettet bei Tisch saßen, hörten sie mit interessierter Miene den Gesprächen ihrer vier Wächter zu. Zwar war es ihnen nicht erlaubt, miteinander zu sprechen, aber mit der Zeit hatten sie sich die Fertigkeit erworben, sich mit geheimen Kürzeln untereinander zu verständigen. Die Schauergeschichte des Mehrfachmörders aus der feinen Gesellschaft von Larinum zog alle Aufmerksamkeit auf sich, so daß keiner der Wächter viel auf die Gladiatoren achtete.
    Mochte Batiatus auch mit manischer Akribie strenge Sicherheitsvorkehrungen ausgetüftelt haben, Spartacus, der jetzt schon über ein Jahr in der Villa Batiatus überstanden hatte, vereinte dennoch in seiner Hand die Fäden eines Komplotts, das auf einen Massenausbruch und einen Massenmord abzielte. Er kannte nunmehr jeden Insassen und hatte gelernt, sich mit Menschen zu verständigen, die er tage- und sogar monatelang nicht sehen konnte. Wenn Batiatus ein kompliziertes Netz gespannt hatte, das Gladiatoren und Huren daran hindern sollte, sich näher kennenzulernen, dann war es Spartacus gelungen, ein nicht weniger kompliziertes Netz zu weben, mit dem die Männer und Frauen untereinander Botschaften austauschen und Rückmeldungen an ihn geben konnten. Tatsächlich hatte Batiatus’ System der erzwungenen indirekten Kontakte für Spartacus auch sein Gutes: Es verhinderte nämlich, daß schwierige Charaktere sich oft genug begegneten, um in Streit zu geraten oder sich ihrerseits zu einem Komplott gegen Spartacus als Anführer des geplanten Aufstands zu verschwören.
    Spartacus hatte zu Beginn des Sommers seine Fühler ausgestreckt, und nun, Ende des Sextilis, waren seine Pläne fertig. Jeder Gladiator ohne Ausnahme hatte erklärt, er werde, wenn Spartacus einen Ausbruch versuchen wolle, mit von der Partie sein. Die Huren, denen eine entscheidende Rolle bei dem Komplott zukam, hatten sich ebenfalls mit ihm verschworen.
    Zwei römische Deserteure, die sich in militärischen Dingen fast ebenso gut auskannten wie ihr Anführer, hatte Spartacus mittels seines Kassibersystems zu seinen Stellvertretern ernannt. Die beiden kämpften als Gallier und nannten sich Crixus und

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