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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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lederne Hosen und Wamse gekleideten Männer mit ihren kleinen Rundschilden und langen Lanzen in den Kampf führen würde. Ihre Langschwerter eigneten sich besser für den Kampf vom Rücken eines Pferdes aus als die Kurzschwerter der Fußsoldaten. Nach und nach hatte Pompeius die Vorteile der Reitersoldaten entdeckt und gegeneinander abgewogen, hatte beobachtet, sich Strategien ausgedacht und versucht herauszufinden, ob es etwas an der Ausrüstung oder der Taktik zu verbessern gab. Die fünftausend Reiter waren aufgegliedert in zehn Regimenter zu je fünfhundert Mann, die sich wiederum auf zehn Schwadronen zu je fünfzig Mann aufteilten. Angeführt wurde die Truppe von ihren eigenen Offizieren, nur der oberste Befehlshaber der Reiterei war ein Römer, in diesem Falle Pompeius. Er war fasziniert von seiner berittenen Streitmacht und fest entschlossen, sie unter seinem Kommando zu großen Taten zu führen.
    Das Schicksal ging doch seltsame Wege! Am Horizont erblickten sie den Aesis, und unter ihnen, am Fuß des Hügels, lag das alte Lager, von dem sie vor einem Jahr aufgebrochen waren. Als habe es all die Meilen, die sie seitdem zurückgelegt hatten, niemals gegeben. Was war das für eine Reise gewesen! Ein paar kleinere Schlachten, viele lange Märsche und sonst — nichts.
    Und das alles, um einen zahn- und haarlosen alten Greis zu besuchen. »Ob sich deine Männer jemals fragen«, sinnierte Varro, »welchem Zweck das alles eigentlich dient?«
    »Was für eine seltsame Frage!« Pompeius drehte sich verwundert zu Varro um. »Meine Soldaten brauchen nicht nachzudenken. Ich tue das für sie. Sie brauchen nur zu tun, was ihnen gesagt wird.« Er verzog sein Gesicht bei dem revolutionären Gedanken, daß es auch nur einem von Pompeius Strabos alten Veteranen einfallen könnte, selber zu denken.
    »Was sagst du da, Pompeius?« So leicht ließ Varro sich nicht abspeisen. »Sie sind Menschen — und gleichen uns zumindest in dieser einen Hinsicht. Und als Menschen ist ihnen die Gabe des Denkens verliehen, auch wenn die meisten von ihnen weder lesen noch schreiben können. Befehle nicht in Frage zu stellen ist eine Sache, nicht darüber nachzudenken, was das alles eigentlich soll, eine ganz andere.«
    »Das sehe ich gar nicht so«, erwiderte Pompeius aus Überzeugung.
    »Hast du schon einmal etwas von der jedem Menschen angeborenen Neugierde gehört? Es liegt in der Natur des Menschen, nach dem Warum zu fragen. Auch wenn er nur ein picenischer Fußsoldat ist, der noch nie in Rom war oder den Unterschied zwischen Rom und Italien nicht kennt. Wir kommen gerade aus Teanum zurück, und da unten liegt unser altes Lager. Glaubst du im Ernst, daß sich nicht wenigstens ein paar deiner Männer fragen werden, warum wir nach Teanum marschiert sind und nach weniger als einem Jahr schon wieder zurückkommen?«
    »Ach, das wissen die schon«, entgegnete Pompeius ungeduldig. »Außerdem sind das alles Veteranen. Wenn sie für jede Meile, die sie in den letzten zehn Jahren marschiert sind, tausend Sesterzen bekommen hätten, dann könnten sie sich jetzt auf dem Palatin ein Haus kaufen, und die Frauen würden ihnen die Tür einrennen, selbst wenn sie in den Brunnen pissen oder in den Kräutergarten des Kochs scheißen würden. Varro, du bist ein Original. Die Gedanken, die dich umtreiben — dir gelingt es immer wieder, mich zu überraschen.« Pompeius gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte den Hang hinab. Plötzlich zügelte er sein Pferd und wandte sich im Sattel um. Laut lachend winkte er mit den Armen und schrie: »Der Letzte im Lager ist ein faules Ei.«
    Pompeius, du bist immer noch ein Kind! sagte sich Varro. Was habe ich hier verloren? Welchen Zweck erfülle ich? Das ist doch alles nur ein Spiel, ein großes — und großartiges — Abenteuer!

    Noch in derselben Nacht rief Metellus Pius seine drei Legaten zu sich. Pompeius erschien wie immer in Varros Begleitung. Die Atmosphäre war gespannt, es hatte Neuigkeiten gegeben.
    »Carbo steht nicht weit vor uns«, sagte Pius das Ferkel. Er hielt inne und korrigierte sich. »Um genau zu sein, Carrinas steht nicht weit vor uns, und Censorinus rückt rasch nach. Offensichtlich glaubte Carbo zuerst, acht Legionen würden ausreichen, um uns aufzuhalten, und hat dann, nachdem er bemerkt hat, wie stark unsere Streitmacht ist, Censorinus mit vier weiteren Legionen ausgesandt. Sie werden den Aesis vor uns erreichen, und dort werden wir uns ihnen auch stellen müssen.«
    »Wo befindet sich

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