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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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längst blind! Ich hätte nichts zu verlieren gehabt. Ich mache nicht oft Fehler, aber heute vormittag habe ich einen gemacht, Labienus. Sieh dir Cato an. Der einzige Mann, von dem ich überzeugt war, daß er mich unterstützen würde, auch wenn er mich nicht ausstehen kann. Es war ausgemachter Unsinn, was er gesagt hat. Aber sie sind ihm gefolgt wie die Eunuchen der Magna Mater.«
    »Cato ist ein kläffender Köter.«
    »Nein, Labienus, er gehört zur schlimmsten Sorte von Dummköpfen. Er hält sich nicht für einen Dummkopf.«
    »Das gilt für die meisten von uns.«
    Caesar hob eine Augenbraue. »Ich bin kein Dummkopf, Titus.«
    »Zugegeben.« Natürlich schwächte Titus es ab. Wie war es nur möglich, daß Wein seinen Reiz verlor, wenn man ihn Gegenwart eines Abstinenzlers trank? Labienus schenkte sich Wasser ein. »Wir wollen nicht über verschüttete Milch klagen, Caesar. Ich glaube dir, wenn du sagst, daß Cicero sich noch wünschen wird, niemals geboren worden zu sein. Aber wie willst du das anstellen?«
    »Ganz einfach, ich werde ihm mit seinem Senatus Consultum Ultimum die goldene Kehle stopfen«, antwortete Caesar verträumt lächelnd, aber seine Augen blieben kalt.
    »Aber wie? Wie?«
    »Deine Amtszeit als Volkstribun währt noch vier Tage, Labienus, genügend Zeit, wenn wir uns beeilen. Morgen sammeln wir uns und studieren unsere Rollen ein. Und übermorgen läuft Phase eins ab. Die beiden folgenden Tage brauchen wir für die zweite Phase. Dann ist die Sache zwar noch nicht ausgestanden, aber wir haben sie weit genug vorangetrieben. Und du, mein lieber Titus, wirst dein Amt als Volkstribun im strahlenden Glanz des Ruhms übergeben. Und wenn du auch sonst nichts vollbracht hast, um deinen Namen der Nachwelt zu empfehlen, die Ereignisse der kommenden Tage werden es zweifellos tun!«
    »Was muß ich machen?«
    »Heute abend noch gar nichts, es sei denn, du könntest... nein. Das muß ich anders einfädeln. Hättest du wohl Zugang zu einer Büste des Saturninus? Oder deines Onkels Quintus Labienus?«
    »Noch besser«, erwiderte Labienus, ohne nachzudenken. »Ich weiß, wo ich ein imago von Saturninus finde.«
    »Ein imago? Aber er ist niemals Prätor gewesen!«
    »Stimmt«, erwiderte Labienus grinsend. »Ihr Patrizier, Caesar, habt keine Ahnung davon, wonach wir streben, wir ehrgeizigen, aufstrebenden Picentiner, Samniter, neuen Männer aus Arpinum und was es da sonst noch alles gibt. Wir sind verrückt danach, unsere Abbilder in Bienenwachs geformt zu sehen, naturgetreu, in lebensechten Farben und mit richtigen Haaren! Und sobald wir das nötige Geld in der Tasche haben, gehen wir zu einem der Handwerker auf dem Velabrum und geben ein imago in Auftrag. Ich kenne sogar welche, die nie Senatoren waren und trotzdem ihre imagines im Schrank stehen haben. Was glaubst du, wie Magius auf dem Velabrum so reich geworden ist?«
    »Siehst du, und jetzt bin ich sehr froh darüber, daß ihr Emporkömmlinge aus Picenum euch imagines zulegt«, erwiderte Caesar. »Besorg dir Saturninus’ Wachsmaske und such dir einen Schauspieler, der sie gut zur Geltung bringen kann.«
    »Onkel Quintus hat auch ein imago von sich gehabt. Auch dafür werde ich einen Schauspieler suchen. Büsten von beiden Männern kann ich ebenfalls besorgen.«
    »Bis morgen früh ist das alles, Labienus, aber danach werde ich dich erbarmungslos einspannen, bis dein Tribunal abgelaufen ist.«
    »Nur wir beide?«
    »Nein, wir sind zu viert«, sagte Caesar und erhob sich, um Labienus an die Haustür zu bringen. »Außer uns beiden brauche ich für meinen Plan noch Metellus Celer und meinen Vetter Lucius Caesar.«
    Für Labienus brachte das auch nicht mehr Licht in die Angelegenheit. Er stand vor einem Rätsel, als er das Haus verließ, und war sich nicht sicher, ob die Neugier ihn schlafen lassen würde.

    Caesar hatte von vornherein nicht an Schlaf gedacht. Er saß in seinem Arbeitszimmer, so tief in Gedanken versunken, daß sein Verwalter Eutychus sich an der Tür erst ein paarmal räuspern mußte, um sich bemerkbar zu machen.
    »Ausgezeichnet!« sagte der Pontifex Maximus. »Ich bin für niemanden zu sprechen, Eutychus, nicht einmal für meine Mutter. Verstanden?«
    »Edepol!« rief der Verwalter und legte die groben Hände vor das noch gröbere Gesicht. »Domine, Julia möchte unbedingt mit dir sprechen.«
    »Sag ihr, daß ich bereits weiß, worüber sie mit mir sprechen will, und daß ich mir am ersten Tag des neuen Volkstribunats alle Zeit der Welt

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