MoR 05 - Rubikon
Geheimnissen entdeckt. Behalte Pompeius im Auge, Cato! Ich weiß, daß die boni um ihn werben, und ich weiß auch, warum. Trotzdem tust du letzten Endes besser daran, dich Caesar anzuschließen. Caesar ist wenigstens Römer.«
»Caesar?« Cato richtete sich empört auf. »Lieber sterbe ich!« Wütend marschierte er davon.
Ende April wurde Hochzeit gefeiert. Gnaeus Pompeius Magnus heiratete die Witwe Cornelia Metella, Metellus Scipios zwanzigjährige Tochter. Die Anklage, die Plancus Bursa Scipio angedroht hatte, wurde nie erhoben.
»Keine Sorge, Scipio!« sagte der Bräutigam bei dem Hochzeitsessen im kleinen Kreis heiter. »Ich gedenke, im Quinctilis Wahlen abzuhalten, und ich verspreche dir, daß du für den Rest dieses Jahres zu meinem Mitkonsul gewählt wirst. Sechs Monate sine collega sind genug.«
Metellus Scipio wußte nicht, ob er Pompeius dafür küssen oder schlagen sollte.
Cicero ging einige Tage nicht aus dem Haus, dann hatte er sich wieder erholt. Er redete sich selbst ein, daß nichts passiert sei, daß Pompeius der war, den er kannte, und daß er Kopfschmerzen gehabt hatte, jene schrecklichen Kopfschmerzen, die Verstand und Zunge lähmten. Das sagte er auch zu Caelius. Den anderen sagte er, die Anwesenheit der Legionäre habe ihn aus dem Konzept gebracht. Wem dabei einfiel, daß Cicero schon in schlimmeren Situationen geredet hatte, ohne sich zu verheddern, der sagte nichts. Wahrscheinlich wurde Cicero einfach alt.
Milo ging nach Massilia ins Exil, Fausta kehrte allerdings schon bald wieder zu ihrem Bruder nach Rom zurück.
In Massilia bekam Milo Post: eine Abschrift der Rede, die Cicero eigentlich hatte halten wollen.
»Ich danke dir«, schrieb Milo Cicero. »Hättest du den Mut gehabt, diese Rede zu halten, lieber Cicero, dann brauchte ich jetzt nicht in Massilia ins Meer zu starren.«
IV. Gallia Cisalpina, Gallia Narbonensis und das Land der langhaarigen Galier
Januar bis Dezember 52 v. Chr.
N ach Ablauf ihres zweiten gemeinsamen Amtsjahres als Konsuln hatten Gnaeus Pompeius Magnus und Marcus Licinius Crassus mit der Verleihung außerordentlicher prokonsularischer Statthalterschaften rechnen können. Noch während ihres Konsulats hatte Caesars Legat Gaius Trebonius, damals Volkstribun, ein Gesetz durchgebracht, das ihnen auf volle fünf Jahre die Verwaltung besonders begehrter Provinzen übertrug. Angespornt durch das Beispiel Caesars, der in Gallien gerade zeigte, wie gut sich eine solche Zeitspanne nutzen ließ, übernahm Pompeius Syrien und Crassus die beiden spanischen Provinzen.
Doch dann verschlechterte sich zusehends der Gesundheitszustand von Julia, die sich nie ganz von ihrer Fehlgeburt erholt hatte. Da es Pompeius aufgrund herrschender Sitte verwehrt war, seine geliebte junge Frau nach Syrien mitzunehmen, änderte er kurzentschlossen seine Pläne. Er bekleidete nach wie vor das Amt des Verwalters der römischen Kornspeicher, und das lieferte ihm den exzellenten Vorwand, in unmittelbarer Nähe Roms zu bleiben — solange in der von ihm verwalteten Provinz Ruhe und Ordnung herrschten. Dies freilich ließ sich von Syrien nicht behaupten; die von den Römern zuletzt eroberten Gebiete grenzten nämlich an das Königreich der Parther, ein mächtiges Imperium unter König Orodes, der die römische Präsenz in Syrien voller Argwohn verfolgte; besonders mißtrauisch machte ihn, daß der berühmte Eroberer Pompeius der Große zum syrischen Statthalter ernannt werden sollte. Gerüchten zufolge spielte Rom mit dem Gedanken, das Partherreich dem eigenen Imperium einzuverleiben — eine Aussicht, die König Orodes, einen besonnenen und wachsamen Mann, mit einiger Sorge erfüllte.
Um bei Julia bleiben zu können, bat Pompeius Crassus um einen Tausch der Provinzen: Er wollte die beiden spanischen Provinzen übernehmen, Crassus sollte dafür Syrien erhalten — ein Vorschlag, dem Crassus gern zustimmte, und so wurde man sich schnell einig. Da Pompeius seine Legaten Afranius und Petreius mit der Verwaltung der spanischen Provinzen betraute, konnte er bei Julia in der Nähe Roms bleiben, während Crassus, fest entschlossen, die Parther zu bezwingen, nach Syrien übersetzte.
Die Nachricht von seiner Niederlage und seinem Tod schlug in Rom hohe Wellen, nicht zuletzt deshalb, weil sie vom einzigen adligen Überlebenden kam, von Crassus’ Quästor, einem bemerkenswerten jungen Mann namens Gaius Cassius Longinus.
Dieser hatte dem Senat zwar eine offizielle Depesche gesandt, gleichzeitig aber
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