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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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und bereits wenige Wochen später ist er verheiratet. Offenbar hat er weiter gehofft und gewartet, überzeugt, daß Julia den alten Mann, für den nichts sprach außer seinem Soldatenruhm und seinem Geld, eines Tages leid sein würde. Keine vornehme Geburt, keine nennenswerten Vorfahren. Wie lange hätte Brutus noch gewartet? Doch Julia hatte mit Pompeius die Liebe ihres Lebens gefunden, und auch er wurde ihrer nicht überdrüssig. Ich habe mir immer Vorwürfe gemacht, daß ich Brutus so verletzt habe, obwohl ich erst danach merkte, was Julia ihm bedeutete. Doch ich mußte es tun, egal wen ich damit kränkte und wie sehr. Fortuna gab mir eine Tochter, deren Schönheit und sprühendes Leben ausgerechnet den Mann bezauberten, den ich unbedingt als Bundesgenossen brauchte. Aber wie kann ich Pompeius Magnus jetzt halten?
    Servilia hatte wie Brutus nur einmal geschrieben und nur kurz, während Cicero im selben Zeitraum vierzehn episch lange Briefe geschickt hatte. Doch empfand er ein merkwürdiges Gefühl, als er das Papier berührte, das sie berührt hatte. Als ob es mit einem Gift getränkt wäre, das durch die Fingerspitzen aufgenommen wurde. Er schloß die Augen und versuchte sie sich vorzustellen, wie sie aussah und wie sie sich anfühlte, jene kluge Frau mit ihrer zerstörerischen Leidenschaft. Was würde er empfinden, wenn er sie wiedersah? Fast fünf Jahre. Sie würde jetzt, da er sechsundvierzig war, fünfzig sein, aber wahrscheinlich immer noch sehr attraktiv. Sie pflegte sich, ihr Haar war so unergründlich dunkel wie ihr Herz. Nicht er, Caesar, war für die katastrophale Entwicklung des Brutus verantwortlich, sondern ganz allein dessen Mutter.
    Wahrscheinlich hast du Brutus’ Ablehnung schon gelesen. Alles immer genau der Reihe nach, das ist typisch für dich, deshalb liest du die Briefe der Männer zuerst. Wenigstens habe ich eine patrizische Schwiegertochter, obwohl es nicht leicht ist, das Haus mit einer anderen Frau zu teilen, die nicht meine leibliche Tochter ist und deshalb auch an meine Autorität und meine Art, die Dinge zu tun, nicht gewöhnt ist. Zum Glück für den häuslichen Frieden ist Claudia eine Maus. Ich glaube nicht, daß Julia bei all ihrer Zartheit eine gewesen wäre. Schade, daß sie nicht Deine Kraft und Härte hatte, denn natürlich mußte sie deshalb sterben.
    Brutus hat Claudia nur aus einem einzigen Grund geheiratet. Der Emporkömmling aus Picenum, Pompeius Magnus, verhandelte mit Appius Claudius, um das Mädchen für seinen eigenen Sohn Gnaeus zu bekommen. Gnaeus ist ja zur Hälfte ein Mucius Scaevola, doch zeigt sich das weder an seinem Gesicht noch in seinem Wesen. Er ist ein Pompeius Magnus ohne dessen Verstand. Reißt wahrscheinlich Mücken die Flügel aus. Es reizte Brutus, dem Mann eine Braut wegzuschnappen, der ihm die Braut weggeschnappt hatte. Und das tat er auch, denn Appius Claudius ist nicht Caesar. Ein protziger Konsul und nächstes Jahr zweifellos ein besonders korrupter Statthalter des armen Kilikien. Er wog das Vermögen und die makellosen Vorfahren meines Brutus gegen Pompeius’ Einfluß ab und den Umstand, daß Pompeius jüngerer Sohn Sextus es wahrscheinlich weiter bringen wird als sein Bruder, und die Waage neigte sich zugunsten meines Brutus. Worauf Pompeius Magnus einen seiner berühmten Wutanfälle bekam. Wie ist Julia bloß damit zurechtgekommen? Sein Gezeter und Geschrei war in ganz Rom zu hören. Dann tat Appius etwas sehr Kluges. Er bot Pompeius Magnus seine nächste Tochter Claudilla für Gnaeus an. Sie ist noch keine siebzehn, aber Pompeius’ Familie hatte ja noch nie Skrupel, sich an Kindern zu vergreifen. Ende gut, alles gut. Appius bekam zwei Schwiegersöhne, die so viel wert sind wie der ganze Staatsschatz, zwei schrecklich naive und farblose Mädchen bekamen zwei prominente Ehemänner, und Brutus gewann seine kleine Privatfehde gegen den Ersten Mann von Rom.
    Jetzt will er mit seinem Schwiegervater nach Kilikien, noch in diesem Jahr, wie sie hoffen, obwohl der Senat sich dagegen sperrt, Appius Claudius frühzeitig in seine Provinz ziehen zu lassen. Appius Claudius teilte den eingeschriebenen Vätern daraufhin mit, daß er auf jeden Fall gehen würde, notfalls auch ohne lex curiata. Die endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen, doch mein schrecklicher Halbbruder Cato jammert von Sonderprivilegien, die Patriziern gewährt würden. Du hast mir keinen Gefallen getan, Caesar, als Du meinem Sohn Julia weggenommen hast. Seitdem sieht es so aus,

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