MoR 05 - Rubikon
und überlasse dir die anderen neuntausendfünfhundert.«
»Du bist verrückt, Cato! Miete ein einbruchssicheres Lagerhaus für den Wein oder verkaufe ihn! Ich werde so viel kaufen, wie ich mir leisten kann, dann habe ich auch etwas davon. Du kannst ihn doch nicht einfach verschenken!«
»Von verschenken war nicht die Rede. Ich habe von einem Geschäft gesprochen. Ich will ihn eintauschen.«
»Was um alles in der Welt sollte ich besitzen, was so wertvoll wäre?«
»Deine Tochter.«
Philippus fiel die Kinnlade herunter. »Was?«
»Ich tausche den Wein gegen deine Tochter.«
»Aber du hast dich doch von ihr scheiden lassen!«
»Dann heirate ich sie jetzt eben wieder.«
»Du bist wirklich verrückt! Wozu willst du sie zurückhaben?«
»Das ist meine Sache«, sagte Cato und strahlte. »Ich werde sie heiraten, sobald Quintus Hortensius zu Asche geworden ist.«
Die Kinnlade schnappte wieder zu, der Mund arbeitete, Philippus schluckte. »Mein lieber Cato, das ist unmöglich! Die offizielle Trauerzeit dauert volle zehn Monate! Selbst wenn ich zustimmen würde.«
Das Strahlen in Catos Augen erlosch, und Catos Gesicht bekam wieder seinen gewohnten strengen Ausdruck. Er preßte die Lippen zusammen. »In zehn Monaten ist vielleicht schon die Welt untergegangen«, sagte er schroff. »Oder Caesar ist in Rom einmarschiert, oder ich bin in ein Dorf am Schwarzen Meer verbannt. Zehn Monate sind eine wertvolle Zeit. Deshalb heirate ich Marcia sofort nach der Bestattung von Quintus Hortensius.«
»Das geht nicht! Ich werde niemals zustimmen! Rom würde wahnsinnig werden!«
»Das ist es doch schon.«
»Nein, ich kann nicht zustimmen!«
Seufzend drehte Cato sich um und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. »Neuntausendfünfhundert große, runde Amphoren, gefüllt mit erlesenen Weinen«, sagte er. »Wieviel paßt in eine Amphore? Fünfundzwanzig Krüge? Multipliziert man neuntausendfünfhundert mit fünfundzwanzig, dann sind das zweihundertsiebenunddreißigtausendfünfhundert Krüge unvergleichlicher Weine, Falerner, Fuciner, Weine aus Chios, aus Samos...« Er richtete sich so plötzlich auf, daß Philippus zusammenfuhr. »Ich glaube sogar, Quintus Hortensius besaß einige Amphoren jenes Weines, den König Tigranes, König Mithridates und der Partherkönig immer bei Publius Servilius gekauft haben!«
Philippus riß seine Augen auf, und auf seinem schönen Gesicht malte sich Bestürzung. Er schlug die Hände zusammen und streckte sie Cato flehend entgegen. »Ich kann nicht! Es gäbe einen noch größeren Skandal als deine Scheidung und Marcias Hochzeit mit dem alten Hortensius! Bitte , Cato! Warte ein paar Monate!«
»Dann eben keinen Wein!« erklärte Cato. »Statt dessen kannst du mir dabei zusehen, wie ich eine Wagenladung nach der anderen zum Mons Testaceus im Hafen von Rom bringe und die Amphoren eigenhändig mit dem Hammer zerschlage.«
Philippus wurde leichenblaß. »Das würdest du nie tun!«
»Doch, das würde ich. Schließlich bin ich, wie du selbst gesagt hast, der größte Kostverächter Roms. Den Wein aber zu verkaufen wäre dasselbe, wie Geld von Quintus Hortensius zu nehmen, und ich akzeptiere nun einmal keine finanziellen Hinterlassenschaften.« Cato lehnte sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und sah Philippus ironisch lächelnd an. »Entscheide dich! Entweder du führst deine verwitwete Tochter in fünf Tagen zur Hochzeit mit ihrem früheren Mann und trinkst dich durch zweihundertsiebenunddreißigtausendfünfhundert Krüge mit den besten Weinen der Welt — oder du wirst Zeuge, wie ich die Amphoren auf dem Mons Testaceus in Scherben schlage. Und danach heirate ich Marcia trotzdem. Sie ist vierundzwanzig Jahre alt und kann schon seit sechs Jahren selbst entscheiden, was sie will. Du kannst uns nicht aufhalten. Das einzige, was du tun kannst, ist, unserer zweiten Verbindung zu ein wenig Achtbarkeit zu verhelfen. Du weißt, daß ich persönlich darauf keinen Wert lege, aber ich möchte, daß Marcia aus dem Haus gehen kann, ohne angepöbelt zu werden.«
Stirnrunzelnd musterte Philippus Cato, der ihn unverwandt anstarrte. Vielleicht war er tatsächlich verrückt, ja, er mußte verrückt sein. Im Grunde war das bekannt. Sich mit einer solchen Hingabe einem bestimmten Ziel zu widmen! Man brauchte nur an die Verbissenheit zu denken, mit der er Caesar verfolgte. Er würde nie lockerlassen. Die heutige Begegnung hatte jedoch erheblich mehr Seiten von Catos Wahnsinn enthüllt, als Philippus
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