MoR 05 - Rubikon
bis dahin vermutet hatte.
Seufzend zuckte er mit den Achseln. »Na schön, wenn es denn unbedingt sein muß. Aber auf eure Verantwortung, deine und Marcias.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Daß Hortensius sie nicht angerührt hat, weißt du ja. Oder zumindest nehme ich an, daß du es weißt, weil du sie heiraten willst.«
»Ich wußte es nicht. Ich nahm das Gegenteil an.«
»Er war zu alt, zu krank und zu verwirrt. Er verehrte sie einfach als Catos Frau.«
»Dann hat sie nie aufgehört, Catos Frau zu sein. Danke für den Hinweis, Philippus. Sie hätte es mir bestimmt selbst gesagt, aber ich hätte ihr vermutlich nicht ohne weiteres geglaubt.«
»Denkst du so schlecht von meiner Marcia? Nachdem du mit ihr verheiratet warst?«
»Ich war auch mit einer Frau verheiratet, die mich mit Caesar betrogen hat.«
Philippus stand auf. »Stimmt, aber Frauen unterscheiden sich ebensosehr wie Männer.« Er ging zur Tür, drehte sich jedoch noch einmal um. »Ist dir eigentlich klar, Cato, daß ich bis heute nicht wußte, daß du Humor hast?«
Cato machte ein verdutztes Gesicht. »Ich habe keinen Humor«, sagte er.
Und so kam es kurz nach der Beerdigung des Quintus Hortensius Hortalus zum pikantesten und aufregendsten Skandal in der Geschichte Roms. Marcus Porcius Cato heiratete zum zweiten Mal Marcia, die Tochter des Lucius Marcius Philippus.
Mitte Mai stimmte der Senat dafür, die Debatte über Caesars Provinzen auf die Iden des November zu vertagen. Catos Bemühen war erfolgreich gewesen, auch wenn sich — nicht weiter verwunderlich — die Überredung seiner treuesten Anhänger als besonders schwer erwiesen hatte. Lucius Domitius Ahenobarbus weinte, Marcus Favonius heulte. Erst nachdem beide Briefe von Bibulus erhalten hatten, fanden sie sich schließlich mit der Verlegung ab.
»Wunderbar!« frohlockte Curio nach der Abstimmung im Senat. »Jetzt nehme ich mir ein paar Monate frei. Aber glaubt bloß nicht, daß ich an den Iden des November kein Veto einlege, denn genau das werde ich tun.«
»Tu das ruhig, Gaius Curio!« rief Cato, dem seine skandalöse Wiedervermählung eine nicht unbeträchtliche Faszination verlieh. »Kurz danach scheidest du ohnehin aus dem Amt, und dann stürzt Caesar.«
»Jemand anders wird meinen Platz einnehmen«, erwiderte Curio unbekümmert.
»Aber keiner wie du«, sagte Cato. »Einen wie dich findet Caesar nicht mehr.«
Vielleicht hatte er damit recht, aber der von Caesar vorgesehene Nachfolger Curios war bereits auf dem Weg von Gallien nach Rom. Mit Hortensius war nicht nur ein großer Anwalt gestorben, sondern auch ein Augur, was bedeutete, daß im Augurenkollegium ein Nachfolger gewählt werden mußte. Einer der Anwärter war Ahenobarbus, fest entschlossen, seiner Familie wieder Zugang zur exklusiven Priesterelite Roms zu verschaffen. Ob er Priester oder Augur wurde, war ihm egal, auch wenn das Priesteramt für den Enkel eines ehemaligen Pontifex Maximus angemessener gewesen wäre.
Nur die Bewerber für das Amt des Konsuls oder Prätors mußten ihre Kandidatur persönlich innerhalb der heiligen Stadtgrenze anmelden; für alle anderen Ämter einschließlich der religiösen Ämter konnte man in absentia kandidieren. Deshalb schickte der aus Gallien herbeieilende, von Caesar zum Nachfolger Curios bestimmte Mann einen Boten voraus und ließ sich als Kandidat für die vakante Augurenstelle von Quintus Hortensius eintragen. Die Wahl fand statt, bevor er Rom erreichte — und er gewann, sehr zum Ärger des Ahenobarbus.
»Marcus Antonius!« schluchzte Ahenobarbus und grub die Fingernägel in seinen glänzenden, kahlen Schädel. Seine Wut war einer tiefen Verzweiflung gewichen; schon bei der letzten Augurenwahl war er unterlegen, damals Cicero. »Ausgerechnet Marcus Antonius! Dieser Einfaltspinsel, diese Ratte, dieser hirnlose Schläger! In Rom wimmelt es von seinen Bastarden! Ein Kretin, der sich öffentlich übergibt, dessen Vater lieber Selbstmord beging, als sich dem Gericht zu stellen, dessen Onkel freie griechische Männer, Frauen und Kinder gefoltert hat, dessen Schwester so häßlich war, daß sie mit einem Krüppel verheiratet werden mußte, dessen Mutter zwar eine Julia ist, aber trotzdem das dümmste aller Weiber, und dessen Brüder sich nur darin von ihm unterscheiden, daß sie noch dümmer sind!«
Ahenobarbus’ einziger Zuhörer war Marcus Favonius. Cato schien jede freie Minute zu Hause mit Marcia zu verbringen, Metellus Scipio hielt sich in Kampanien auf, wo er um
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