MoR 05 - Rubikon
Ich könnte mir vorstellen, daß man mit ihr einigen Spaß hat.«
»Ganz sicher«, sagte Dolabella.
»Bloß mit Terentia als Mutter, wie sehen da wohl Tullias Kinder aus?« fragte Curio in gespieltem Ernst.
Alle brüllten vor Lachen, aber Dolabella schien tatsächlich verliebt.
»Paß bloß auf, daß Cicero eine anständige Mitgift herausrückt«, riet Antonius ihm. »Kann sein, daß er jammert, er sei ein armer Mann, aber unter Geldmangel leidet er ganz bestimmt nicht. Ihm gehören einige der besten Ländereien Italias, und Terentia besitzt sogar noch mehr.«
Anfang Juni versammelte sich der Senat in der Curia Pompeia, um über die Gefahr eines Überfalls der Parther auf Syrien zu sprechen, mit dem man im Sommer rechnete. Dabei stellte sich auch die leidige Frage nach den Nachfolgern für Cicero in Kilikien und Bibulus in Syrien. Beide Männer hatten ihre Anhänger beauftragt, darauf zu drängen, daß ihre Statthalterschaft nicht um ein Jahr verlängert wurde, ein ausgesprochen schwieriges Unterfangen, weil nur wenige potentielle Statthalter zur Verfügung standen (die meisten übernahmen gleich nach Ablauf ihrer Amtszeit als Konsul oder Prätor eine Provinz — Fälle wie Cicero und Bibulus waren selten) und die wichtigsten von ihnen Caesar nachfolgen wollten, nicht Cicero oder Bibulus. Niemand wollte gegen die Parther Krieg führen, während Caesars Provinzen unleugbar für viele Jahre befriedet waren.
Pompeius saß unübersehbar in der unteren Sitzreihe links, Auge in Auge mit seiner Statue auf dem kurulischen Podium. In der unteren Reihe rechts saß mit entschlossenem, erheblich zuversichtlicherem Gesicht als früher Cato, neben sich Appius Claudius Pulcher, der von der Anklage gegen ihn freigesprochen und prompt zum Zensor gewählt worden war. Problematisch war dabei nur, daß der andere Zensor Lucius Calpurnius Piso war, Caesars Schwiegervater, mit dem Appius Claudius sich nicht verstand. Immerhin sprachen sie noch miteinander, vor allem deshalb, weil Appius Claudius eine Säuberungsaktion im Senat plante, und ein Zensor nach den neuen Gesetzen, die sein eigener Bruder Publius Clodius noch als Volkstribun durchgesetzt hätte, nicht eigenmächtig jemanden aus dem Senat ausschließen oder den Status eines Ritters in den Tribus oder Zenturien ändern durfte. Clodius hatte das Vetorecht bei den Zensoren eingeführt, was hieß, daß Appius Claudius für sein Vorhaben die Zustimmung Lucius Pisos brauchte.
Die Claudii Marcelli waren nach wie vor das Zentrum der Opposition im Senat gegen Caesar und seine Anhänger, deshalb leitete der zweite Konsul Gaius Marcellus der Ältere die Sitzung — er war im Juni Träger der fasces.
»Wie wir durch die Briefe von Marcus Bibulus wissen, ist die militärische Lage in Syrien kritisch«, begann Marcellus. »Bibulus verfügt über insgesamt siebenundzwanzig Kohorten, eine lächerlich geringe Zahl. Außerdem taugen die Soldaten nicht viel, nicht einmal die aus Alexandria zurückgeholten Legionäre, und Bibulus ist in der schwierigen Situation, Soldaten befehligen zu müssen, die seine Söhne ermordet haben. Wir müssen unbedingt zusätzliche Legionen nach Syrien schicken.«
»Woher sollen wir diese Legionen nehmen?« rief Cato. »Dank Caesars rücksichtsloser Rekrutierung — in diesem Jahr waren es weitere zweiundzwanzig Kohorten — gibt es in ganz Italia und Gallia Cisalpina keine Männer mehr.«
»Dessen bin ich mir durchaus bewußt, Marcus Cato«, sagte Marcellus steif. »Doch ändert das nichts daran, daß wir mindestens zwei zusätzliche Legionen nach Syrien schicken müssen.«
Pompeius zwinkerte Metellus Scipio zu, der ihm mit selbstgefälliger Miene gegenübersaß; dank Pompeius’ Nachsicht gegenüber der Vorliebe seines Schwiegervaters für Pornographie verstanden sich die beiden blendend. Dann meldete er sich zu Wort. »Zweiter Konsul, darf ich einen Vorschlag machen?«
»Nur zu, Gnaeus Pompeius.«
Mit einem süffisanten Grinsen stand Pompeius auf. »Wenn ein Mitglied dieses Hauses jetzt vorschlagen würde, unser Dilemma dadurch zu lösen, daß wir Gaius Caesar befehlen, eine seiner vielen Legionen aufzugeben, würde unser geschätzter Volkstribun Gaius Curio wahrscheinlich sofort sein Veto dagegen einlegen. Deshalb schlage ich vor, im Rahmen der von Gaius Curio geforderten Gleichbehandlung vorzugehen.«
Cato lächelte, Curio runzelte die Stirn.
»Wenn das möglich ist, wäre ich hocherfreut, Gnaeus Pompeius«, sagte Marcellus.
»Ganz einfach.«
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