MoR 05 - Rubikon
der Beute noch erhalten würden und bedauerte sie, weil sie von nun an wieder nur den üblichen Sold bekommen würden.«
»Ein gerissener alter Fuchs, wahrhaftig!« rief Curio. Doch plötzlich fröstelte er und sah Antonius besorgt an. »Antonius, er würde doch nicht — oder etwa doch?«
»Was denn?« Antonius zwinkerte einem hübschen Mädchen zu.
»Nach Rom marschieren.«
»Doch, wir glauben alle, daß er es tun würde, wenn man ihn dazu zwingt«, sagte Antonius beiläufig.
»Wir alle?«
»Seine Legaten. Trebonius, Decimus Brutus, Fabius, Sextius, Sulpicius und Hirtius.«
Curio brach der kalte Schweiß aus. Zitternd fuhr er sich mit der Hand über die Stirn.
»Beim Jupiter! Antonius, hör sofort auf, den Frauen nachzustarren, und komm zu mir nach Hause!«
»Warum denn?«
»Damit ich endlich anfangen kann, dir ernsthaft etwas beizubringen, du Trottel! Es liegt an mir und dann an dir, zu verhindern, daß Caesar nach Rom marschieren muß.«
»Du hast recht, wir müssen erreichen, daß er in absentia für das Konsulat kandidieren kann. Ansonsten wird es von Rhegium bis Aquileia ein schönes Schlamassel gehen.«
»Wenn Cato und seine Parteigänger doch nur den Mund halten würden, dann hätten wir vielleicht eine Chance.« Curio rannte inzwischen fast.
»Dazu sind sie zu dumm«, sagte Antonius verächtlich.
Im Quinctilis wurden dreierlei Wahlen abgehalten. Marcus Antonius bekam bei der Wahl der Volkstribunen die meisten Stimmen, ein Ergebnis, das die boni allerdings nicht im geringsten beeindruckte. Curio hatte die ganzen Jahre hindurch stets hervorragendes Können bewiesen, während alles, was Marcus Antonius jemals gezeigt hatte, der Umriß seines gewaltigen Penis unter einer enganliegenden Tunika gewesen war. Wenn Caesar tatsächlich hoffte, Curio durch Antonius ersetzen zu können, mußte er, so das einhellige Urteil der boni , verrückt sein. Neben Marcus Antonius wurden Gaius Cassius Longinus, der sich nach wie vor im Ruhm seiner in Syrien vollbrachten Heldentaten sonnte, und sein jüngerer Bruder Quintus Cassius Longinus zu Volkstribunen gewählt. Während jedoch Gaius Cassius, wie es sich für den Mann von Brutus’ Schwester gehörte, ein überzeugter Anhänger der boni war, gehörte Quintus Cassius hundertprozentig zu Caesar. Die Konsuln für das kommende Jahr waren beide boni; Gaius Claudius Marcellus der Jüngere würde Erster, Lucius Cornelius Lentulus Crus Zweiter Konsul werden. Die Prätoren unterstützten größtenteils Caesar, mit Ausnahme von Catos Geschöpf Marcus Favonius, der die wenigsten Stimmen erhielt.
Metellus Scipio wurde zum Nachfolger Bibulus’ in Syrien ernannt, obwohl Curio und Antonius, der als gewählter Volkstribun mittlerweile Rederecht im Senat besaß, das zu verhindern suchten. Der ehemalige Prätor Publius Sestius ging als Nachfolger Ciceros nach Kilikien; er nahm als obersten Legaten Marcus Junius Brutus mit.
»Wie kannst du Rom nur in einer solchen Zeit verlassen?« wollte Cato mißmutig von Brutus wissen.
Brutus sah ihn wie gewöhnlich zerknirscht an, aber sogar Cato wußte inzwischen, daß Brutus sich nie von seinen Plänen abbringen ließ. »Ich muß gehen, Onkel Cato«, sagte er entschuldigend.
»Warum?«
»Weil Cicero als Statthalter von Kilikien fast alle meine finanziellen Beteiligungen in dieser Gegend ruiniert hat.«
»Brutus!« rief Cato aufgebracht. »Du hast mehr Geld als Pompeius und Caesar zusammen! Was sind schon ein oder zwei Außenstände, verglichen mit dem Schicksal Roms? Ich sage dir: Caesar will die Republik stürzen! Wir brauchen jeden Mann, um dem, was Caesar bis zu den Konsulatswahlen im nächsten Jahr tun wird, entgegenzutreten. Es ist deine Pflicht, in Rom zu bleiben, statt dich in Kilikien, Zypern, Kappadokien oder wo immer man dir Geld schuldet, herumzutreiben! Du bist ja noch schlimmer als Marcus Crassus!«
»Tut mir leid, Onkel, aber ich habe Klienten wie Matinius und Scaptius, die dadurch geschädigt wurden. Die oberste Pflicht eines Mannes ist die Sorge für seine Klienten.«
»Nein, die Sorge für sein Land.«
»Rom ist nicht in Gefahr.«
»Rom steht am Rande des Bürgerkriegs!«
»Das behauptest du schon die ganze Zeit«, seufzte Brutus. »Aber ich glaube dir nicht. Du bildest dir das ein, Onkel Cato, wirklich.«
Cato funkelte seinen Neffen zornig an. »Gerrae! In Wirklichkeit gehst du doch gar nicht wegen deiner Klienten oder wegen unbezahlter Schulden, Brutus. Du willst abhauen, um dich vor dem Militärdienst zu
Weitere Kostenlose Bücher