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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Abschnitt, wo er über den Auszug der Plebs auf den Aventin schreibt.«
    Aha, das klang schon besser! Erleichtert wandte Brutus seine Aufmerksamkeit dem Buch zu, wobei sein Blick allerdings häufiger auf Porcias munterem Gesicht als auf dem Text von Fabius Pictor ruhte.
    Die Gerüchte verstummten freilich nicht, sondern verstärkten sich noch. Glücklicherweise brachte der Frühling, der mit dem kalendarischen Sommer zusammenfiel, in diesem Jahr heitere Tage. Es fiel weder zu viel noch zu wenig Regen, die Sonne schien angenehm warm, und die Vorstellung, Caesar würde in Gallia Cisalpina wie eine Spinne darauf lauern, sich auf Rom zu stürzen, schien unwirklich. Das einfache Volk hatte sowieso keine derartigen Sorgen; es betete Caesar an, gab eher dem Senat die Schuld an Caesars Verstimmung und glaubte, daß alles schon wieder ins Lot kommen würde. Den mächtigen Rittern der achtzehn obersten Zenturien gingen die Gerüchte jedoch entschieden unter die Haut. Ihr Interesse galt nur dem Geld, und deshalb ließ der geringste Hinweis auf Bürgerkrieg ihnen die Haare zu Berge stehen.
    Die Bankiers, die Caesar unterstützten — Balbus, Oppius und Rabirius Postumus — machten unermüdlich für ihn Stimmung, hielten Reden, beschwichtigten unterschwellige Ängste und versuchten Plutokraten wie Titus Pomponius Atticus davon zu überzeugen, daß Caesar unmöglich ein Interesse an einem Bürgerkrieg haben könne, daß Cato und die Marcelli unverantwortlich handelten, wenn sie Caesar Motive unterstellten, die seinem tatsächlichen Verhalten widersprachen, und daß Cato und die Marcelli Rom und seiner Wirtschaft mit ihren Verdächtigungen mehr schadeten als alles, was Caesar im Interesse seiner Karriere und seiner dignitas unternehmen würde. Er sei ein verfassungstreuer Mensch, sei es immer gewesen: Weshalb sollte er plötzlich die Verfassung brechen wollen? Hatten Cato und die Marcelli auch nur einen einzigen greifbaren Beweis dafür? Nein, denn es gab keinen. Benutzten Cato und die Marcelli Caesar nicht vielmehr als Mittel zum Zweck, um Pompeius zum Diktator zu machen? War es nicht Pompeius, der sich am Rande der Legalität bewegte? Strebte nicht Pompeius nach der Diktatur? Wer hatte denn in der Vergangenheit mehr Machtgier gezeigt, Caesar oder Pompeius? Wer stellte die wahre Gefahr für die Republik dar, Caesar oder Pompeius?
    Indessen wurde Pompeius, der auf Urlaub in seiner Villa an der kampanischen Küste nahe Neapolis weilte, krank — sterbenskrank, wie es hieß. Zahlreiche Senatoren und Ritter pilgerten unverzüglich zu seiner Villa, wo sie von einer sehr gefaßten Cornelia Metella empfangen, mit präzisen Angaben zum Gesundheitszustand ihres Mannes versorgt und mit der entschiedenen Ablehnung eines Krankenbesuches abgefertigt wurden.
    »Bedaure, Titus Pomponius«, sagte sie zu Atticus, der sich als einer der ersten einfand. »Die Ärzte haben jeglichen Besuch verboten. Mein Mann kämpft um sein Leben, und dazu braucht er jetzt all seine Kraft.«
    »Das ist ja schrecklich«, keuchte Atticus entsetzt. »Der gute Gnaeus Pompeius ist für uns unersetzlich, Cornelia!«
    Dabei hatte er eigentlich etwas ganz anderes sagen wollen. Er hatte Pompeius fragen wollen, inwieweit er hinter der Hetzkampagne des Senats gegen Caesar steckte. Der steinreiche Atticus mußte Pompeius unbedingt erklären, welch fatale Auswirkung es auf das Geld hatte, wenn die Senatoren ihren politischen Gegner weiterhin mit Schmutz bewarfen. Pompeius, der selbst reich war, verstand nämlich nichts vom Umgang mit Geld. Sein Geld wurde für ihn verwaltet; es lag auf einer Bank oder war wie bei Senatoren üblich in Grundbesitz angelegt. Brutus an seiner Stelle hätte die reizbaren boni längst zum Schweigen gebracht, denn ihr Geschrei verschreckte das Geld. Und das war für Atticus ein Alptraum. Das Geld verschwand, wurde an unzugänglichen Orten in Sicherheit gebracht, war nicht mehr zu sehen und arbeitete nicht mehr. Irgend jemand mußte den boni klarmachen, daß sie mit Roms Lebenselixier spielten — mit dem Geld.
    So aber blieb ihm nichts anderes übrig, als unverrichteter Dinge abzuziehen, wie alle anderen, die nach Neapolis gekommen waren.
    Pompeius saß indessen unerreichbar für Augen und Ohren seiner Besucher in einem Zimmer seiner Villa und dachte nach. Je höher er in Rom aufstieg, desto weniger echte Freunde schien er zu haben. Gegenwärtig war sein einziger Trost sein Schwiegervater Metellus Scipio, mit dem er die List seiner schweren Krankheit

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