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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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weniger wichtigen Senatoren würde der träge Piso dagegen kaum tätig werden.

    Anfang Oktober schrieb Labienus, Caesar habe Gallia Cisalpina verlassen und sich mit der gewohnten Schnelligkeit auf den langen Weg zur Festung Nemetocenna im Land der belgischen Atrebaten gemacht, wo Trebonius mit der Fünften, Neunten, Zehnten und Elften Legion einquartiert sei. Trebonius habe Caesar durch einen Eilkurier mitgeteilt, daß die Belgen einen neuen Aufstand planten.
    Pompeius rieb sich die Hände. Er würde, während Caesar tausend Meilen von Rom entfernt war, mit Hilfe seiner Handlanger unzählige Gerüchte in Rom verbreiten, je verrückter, desto besser. Und so hörten Atticus und andere plötzlich, Caesar werde an den Iden des Oktober vier Legionen über die Alpen nach Placentia führen und sie dort stationieren; er wolle Druck auf den Senat ausüben, damit dieser die Finger von seinen Provinzen ließ, wenn an den Iden des November erneut darüber verhandelt wurde.
    Ganz Rom wisse, schrieb Atticus in einem Eilbrief an Cicero, der auf dem Rückweg von Kilikien in Ephesus eingetroffen war, daß Caesar sich weigern würde, seine Armee abzugeben.
    In heller Panik eilte Cicero über das Ägäische Meer nach Athen, wo er an den Iden des Oktober eintraf. Von dort schrieb er Atticus, daß er lieber an Pompeius’ Seite untergehen wolle, als mit Caesar zu siegen.
    Verwundert starrte Atticus Ciceros Brief an und lachte bitter. Was für eine seltsame Formulierung! Glaubte Cicero das wirklich? Glaubte er allen Ernstes, daß Pompeius und alle staatstreuen Römer in einem Bürgerkrieg keine Chance gegen Caesar hatten? Diese Meinung konnte er nur von seinem Bruder Quintus Cicero übernommen haben, der lange Jahre unter Caesar im Land der langhaarigen Gallier gedient hatte. Aber wenn Quintus Cicero das glaubte, wäre es dann nicht klüger, alles zu vermeiden, was Caesar auf den Gedanken bringen könnte, Atticus sei sein Gegner?
    Die folgenden Tage verbrachte Atticus damit, seine Finanzen neu zu ordnen und seine Mitarbeiter zu instruieren. Anschließend reiste er nach Kampanien, um Pompeius aufzusuchen, der wieder in seiner neapolitanischen Villa weilte. Rom schwirrte noch immer vor Gerüchten über die vier in Placentia stationierten Veteranenlegionen — obwohl alle Römer, die Verwandte oder Bekannte in Placentia hatten, von diesen hörten, daß nirgendwo in der Nähe von Placentia Legionen zu sehen seien.
    Pompeius äußerte sich zu Caesar nur sehr vage und wollte sich auf keine Meinung festlegen. Seufzend wechselte Atticus das Thema — nachdem er sich im Stillen vorgenommen hatte, weiterhin auf seinen gesunden Menschenverstand zu vertrauen und alles zu vermeiden, was Caesar reizen konnte — und erging sich statt dessen in Lobeshymnen über Ciceros Statthalterschaft in Kilikien. Wobei er nicht einmal übertrieb, denn der Stubenhocker Cicero hatte seine Sache in der Tat sehr gut gemacht, angefangen bei einer gerechten und vernünftigen Reform des kilikischen Finanzwesens bis hin zu einem profitablen kleinen Feldzug. Pompeius nickte zu allem; auf seinem runden, fleischigen Gesicht lag ein gnädiger Ausdruck. Was Pompeius wohl sagen würde, wenn er ihm erzählte, daß Cicero lieber mit ihm untergehen als mit Caesar siegen wollte, überlegte Atticus boshaft. Laut sprach er von Ciceros Anspruch auf einen Triumphzug für seine Siege in Kappadokien und im Amanus-Gebirge, worauf Pompeius in freundlichem Ton bekräftigte, daß Cicero sich den Triumphzug redlich verdient habe und er im Senat dafür stimmen werde.
    Daß Pompeius an der entscheidenden Senatssitzung an den Iden des November nicht teilnahm, war bezeichnend für ihn; er rechnete nicht mit einem Sieg des Senats und ersparte sich lieber die persönliche Demütigung, wenn Curio wieder die Gleichbehandlung von Caesar und Pompeius forderte. Pompeius sollte recht behalten, der Senat kam keinen Schritt weiter, die Lage blieb weiter ungeklärt, und wenn Curios hartnäckiges Gekläff einmal verstummte, ertönte sofort das rechthaberische Gebell von Marcus Antonius.
    Die Ritter und unter ihnen besonders die, die aufgrund ihres hohen Ranges zu einer der ersten achtzehn Zenturien gehörten, standen dem Hin und Her mit sehr gemischten Gefühlen gegenüber, liefen sie doch Gefahr, im Falle eines Bürgerkriegs am meisten zu verlieren. Ihre Geschäfte würden zusammenbrechen, Schulden könnten nicht mehr eingetrieben werden, und Investitionen in Übersee wären früher oder später nicht mehr

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