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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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kommen, außerdem verspürte er wenig Lust auf einen Krieg gegen seine Landsleute. Kurz nachdem das Lager aufgeschlagen war, erschienen auf erschöpften Pferden zwei Gesandte des Senats, die Senatoren Lucius Caesar Junior, der Sohn von Caesars Vetter in Narbo, und Lucius Roscius. Beide waren boni , sehr zum Leidwesen von Lucius Caesar Senior, dessen Sohn ein besonders sturer und untypischer Sproß des julianischen Geschlechts war.
    »Wir sind gekommen, um deine Bedingungen für einen Rückzug nach Gallia Cisalpina zu hören«, sagte Lucius Caesar schroff.
    »Aha.« Caesar sah ihn durchdringend an. »Meinst du nicht, du solltest dich zuerst nach deinem Vater erkundigen?«
    Lucius Caesar Junior errötete, sagte aber nur: »Da ich nichts von ihm gehört habe, gehe ich davon aus, daß es ihm gutgeht.«
    »Es geht ihm gut.«
    »Dann also deine Bedingungen!«
    »Geduld, Geduld, Lucius! Ich brauche ein paar Tage, um sie auszuarbeiten. Bis dahin müßt ihr beide mit mir marschieren. Nach Süden.«
    »Das ist Hochverrat!«
    »Da ich schon des Hochverrats beschuldigt wurde, als ich noch auf der anderen Seite der Grenze war, macht das nun auch keinen Unterschied mehr.«
    »Ich bringe einen Brief von Gnaeus Pompeius«, sagte Roscius.
    »Sei bedankt.« Caesar nahm den Brief. Nach einer Pause, in der keiner etwas sagte, entließ Caesar sie mit einem Kopfnicken. »Ihr könnt gehen. Hirtius kümmert sich um euch.«
    Von einem Verräter so herablassend behandelt zu werden, mißfiel ihnen zwar entschieden, aber sie gehorchten. Caesar setzte sich und öffnete Pompeius’ Brief.
    Was für eine schreckliche Geschichte, Caesar! Ich muß gestehen, ich hätte nie gedacht, daß Du es tun würdest. Mit einer Legion! Das schaffst Du nicht. Du wirst zugrunde gehen. Ganz Italia steht unter Waffen.
    Ich schreibe Dir nun, um Dich inständig zu bitten, das Gemeinwohl über Deine Interessen zu stellen — auch ich habe das getan, seit diese Wirren ausgebrochen sind. Denn eigentlich läge es doch mehr in meinem Interesse, mich mit Dir zu verbünden. Zusammen könnten wir beide über die ganze Welt herrschen, aber einer allein ist dazu nicht stark genug. Soweit ich mich erinnere, waren das Deine eigenen Worte, bevor Du Konsul wurdest, und Du hast sie vor sechs, nein sieben Jahren in Luca noch einmal bekräftigt. Wie die Zeit vergeht! Seit sieben Jahren haben wir uns nicht mehr gesehen.
    Ich hoffe, Du bist dadurch, daß ich mich Deinen Gegnern angeschlossen habe, nicht gekränkt. Ich kann Dir versichern, meine Entscheidung hatte nichts mit Dir persönlich zu tun, sie erfolgte zum Nutzen Roms und der Republik. Ein bewaffneter Aufstand ist sinnlos, Caesar, das müßtest Du eigentlich selbst am besten wissen. Kein bewaffneter Aufstand hatte je Erfolgg. Denk doch an Lepidus, an Brutus, an Catilina. Ist es das, was Du dir erträumst? Ein Tod in Schimpf und Schande? Bitte denke nach, Caesar!
    Ich bitte Dich dringend, Deinen Arger und Deinen Ehrgeiz im Interesse unserer geliebten Republik zurückzustellen, wie ich es auch getan habe. Du kannst mit dem Senat sicher zu einer Einigung kommen; ich werde alles tun, Dir dabei zu helfen. Denke immer zuerst an Rom und die Republik! Solltest Du weiterhin zum Kampf entschlossen sein, so wisse, Du schadest damit unweigerlich auch der Republik — denn Deine Feinde sind genauso Teil der Republik wie Du. Verständige Dich mit uns und kehre nach Gallia Cisalpina zurück. Das ist das einzig Vernünftige für unser Vaterland. Wäge zwischen den Möglichkeiten ab und sende uns durch Lucius Caesar und Lucius Roscius die Antwort eines vernünftigen Mannes.
    Caesar lächelte kalt, knüllte das kurze Schreiben zusammen und warf es ins Kohlenbecken.
    »Was bist du nur für ein Heuchler, Pompeius!« murmelte er und sah zu, wie das Papier Feuer fing und verbrannte. »Ich habe also nur eine Legion, was? Was du wohl geschrieben hättest, wenn du wüßtest, daß ich sogar mit nur zwei Kohorten nach Süden marschiere, mit nur tausend Mann? Wenn du das wüßtest, Pompeius, würdest du gegen mich kämpfen. Aber gegen eine ganze Legion anzutreten, wagst du nicht. Von deinen Legionen taugen nur die Sechste und die Fünfzehnte etwas, und sie haben für mich gekämpft! Und du weißt nicht, wie sie reagieren würden, wenn du ihnen befiehlst, das Schwert gegen mich zu ziehen, gegen ihren ehemaligen Befehlshaber!«

    Tausend Mann waren entschieden genug. Als Caesar in Pisaurum mit Jubelrufen und Blumen empfangen wurde, schickte er einen Boten zu

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