MoR 05 - Rubikon
zwei Flotten zusammengestellt, eine in Cosa und eine auf der Insel Igilium«, sagte Balbus Minor. »Von dort scheint er Italia in Richtung Spanien verlassen zu wollen, das jedenfalls erzählt man sich in Etrurien.«
»Wie sieht es in Rom aus?« fragte Caesar Atticus.
»Seitdem du in Corfinium hast Gnade walten lassen, haben sich die Leute weitgehend beruhigt. Außerdem wissen sie jetzt, daß du Blutvergießen vermeiden willst. Für einen Bürgerkrieg verläuft dieser Konflikt nach Meinung der Römer bemerkenswert unblutig.«
»Laßt uns den Göttern opfern und beten, daß es so bleiben möge.«
»Deine Gegner sind da leider weniger rücksichtsvoll«, bemerkte Gaius Matius. »Ich glaube nicht, daß es sie kümmert, wieviel Blut es kostet, dich zu bezwingen — mit Ausnahme von Pompeius vielleicht.«
»Wo ist Cato, Oppius?«
»Er ist nach Sizilien gegangen, Caesar.«
»Stimmt, er ist zum Statthalter der Provinz ernannt worden.«
»Schon, aber die meisten Senatoren, die in Rom geblieben sind, nachdem du den Rubikon überschritten hast, können ihn nicht leiden und haben versucht, ihn als Statthalter zu umgehen, indem sie einen Mann ernannten, der speziell für die Sicherung der Getreideversorgung zuständig sein sollte. Dazu hatten sie ausgerechnet Lucius Postumius ausersehen! Postumius lehnte jedoch ab; er sagte, er wolle Cato nicht ausbooten, der ja nominell Statthalter ist. Als sie Postumius auf Knien anflehten, nahm er schließlich doch an, allerdings nur unter der Bedingung, daß Cato ihn begleitete. Cato wollte natürlich nicht — wie jeder weiß, verläßt er Italia nur ungern. Doch Postumius blieb hart, und Cato stimmte schließlich zu.«
Caesar hatte lächelnd zugehört. »Lucius Postumius, was? Die Senatoren haben wirklich eine außerordentliche Begabung, den Falschen zu wählen! Ich kenne keinen größeren Pedanten und Umstandskrämer.«
»Da hast du recht!« bestätigte Atticus. »Kaum hatte er angenommen, weigerte er sich, abzufahren. Er erklärte, er rühre sich nicht vom Fleck, bevor Lucius Caesar Junior und Lucius Roscius nicht mit deinen Bedingungen zurückkämen. Danach weigerte er sich, bevor nicht Publius Sestius mit deiner Antwort auf Pompeius’ Bedingungen einträfe.«
»Du meine Güte! Wann ist der Hühnerhaufen denn dann gefahren?«
»Mitte Februar.«
»Haben sie Truppen mitgenommen? In Sizilien ist doch keine Legion stationiert.«
»Nein! Pompeius sollte ihnen zwölf Kohorten von Ahenobarbus’ Armee nachschicken, aber du weißt ja, daß Pompeius alle bis zum letzten Mann nach Dyrrhachium mitgenommen hat.«
»An das Wohl Roms scheinen sie ja keine großen Gedanken verschwendet zu haben.«
»Das brauchten sie auch nicht, Caesar«, bemerkte Gaius Matius achselzuckend. »Sie wußten, du würdest nicht zulassen, daß Rom und Italia hungern.«
»Hm, wenigstens können wir Sizilien dann problemlos besetzen«, sagte Caesar. Stirnrunzelnd wandte er sich an Balbus. »Kaum zu glauben, daß sie den Staatsschatz nicht mitgenommen haben. Ist das wirklich wahr?«
»Ja. Die Schatzkammern sind voll mit Gold-- und Silberbarren.«
»Hoffentlich ist auch Münzgeld da.«
»Willst du dich etwa selbst bedienen?« fragte Gaius Matius.
»Ich muß, alter Freund. Ein Krieg kostet Geld, schwindelerregende Summen, und in einem Bürgerkrieg gibt es schließlich nichts zu erbeuten.«
Balbus Minor sah ihn zweifelnd an. »Aber du willst doch sicher nicht mit Tausenden Wagenladungen von Silber, Gold und Münzgeld durch die Lande ziehen!«
»Ach so, du meinst, ich kann den Staatsschatz nicht in Rom lassen?« fragte Caesar. »Aber genau das werde ich tun. Pompeius kommt nicht an mir vorbei, wenn er nach Rom zurückkehren will, das er so schmählich verlassen hat. Ich nehme mir nur, was ich zur Zeit brauche, ungefähr tausend Talente in Münzen, wenn überhaupt so viel da ist. Ich muß den Krieg in Sizilien und Africa finanzieren und meinen Feldzug im Westen. Aber du kannst dich darauf verlassen, daß ich die Aufsicht über den Staatsschatz auch dann nicht abgeben werde, wenn ich mich selbst und die Senatoren, die in Rom geblieben sind, als offizielle Regierung eingesetzt habe.«
»Meinst du, das wird dir gelingen?« fragte Atticus.
»Ich hoffe es.«
Doch als der Senat am ersten Tag des April im Apollo-Tempel zusammentrat, waren so wenige Senatoren gekommen, daß er nicht beschlußfähig war. Caesar war schwer getroffen. Von den Konsularen waren nur Lucius Volcatius Tullus und Servius Sulpicius Rufus
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