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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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meine Integrität als ich selbst. Allein zu herrschen kann gefährlich sein. Ich glaube nicht, daß es einen Menschen gibt, der der Versuchung widerstehen kann, die Macht an sich zu reißen, wenn er keine Gegner hat.« Caesar zuckte mit den Achseln. »Aber das macht Bibulus nicht mehr lebendig.«
    »Pompeius’ Sohn könnte uns mit seinen ägyptischen Quinqueremen noch viel gefährlicher werden. Er hat unseren Seestützpunkt in Oricum gestürmt und in Lissus dreißig meiner Frachtschiffe niedergebrannt.«
    »Pah!« schnaubte Caesar voller Verachtung. »Er ist ein Nichts, genau wie sein Vater! Eines sage ich dir, Antonius: Ich bringe meine Armee nach Brundisium zurück, und zwar auf Pompeius’ Schiffen! Und was ist schon Oricum — dann muß ich eben ohne die Kriegsschiffe auskommen, die dort stationiert waren! Pompeius begreift nicht, daß ich ihn nie in Ruhe lassen werde. Wohin er geht, überall werde ich schon sein und ihm das Leben zur Qual machen!«

    Im Mai regnete es ununterbrochen. Währenddessen begann ein eigenartiger Wettlauf. Beide Seiten hoben wie besessen Schanzgräben aus — Caesar, um Pompeius einzuschließen, Pompeius, um dies zu verhindern und sein Gebiet auszuweiten. Caesars Legionäre wurden in ihrer Arbeit erheblich durch den ständigen Beschuß mit Pfeilen, Steinen und Felsbrocken behindert, Pompeius hatte Schwierigkeiten, weil seine Männer das Graben verabscheuten und entsprechend zögerlich ans Werk gingen. Sie arbeiteten nur aus Angst vor Labienus, der sie antrieb, weil er die Leistungsfähigkeit Caesars und seiner Männer auch unter widrigen Bedingungen kannte. Pompeius verfügte zwar über doppelt soviel Männer wie Caesar, brachte aber nicht mehr zuwege, als seine Stellung zu halten — von einem Durchbruch nach Osten konnte keine Rede sein.
    Gelegentlich kam es auch zu kleineren Gefechten, aber Pompeius war verzweifelt bemüht, eine größere Auseinandersetzung zu vermeiden. Allmählich dämmerte ihm auch ein anderes Problem: Er befand sich im Westen eines Landes, dessen viele Flüsse alle nach Westen flossen. Caesar hielt die Quellen besetzt und kontrollierte somit die Wasserversorgung seiner Gegner.
    Was Pompeius vor allem tröstete, waren die Versorgungsschwierigkeiten Caesars. Die pompeianische Flotte kontrollierte die gesamte Küste, deshalb mußte der Proviant von Westgriechenland über Land herangeschafft werden, durch ein zerklüftetes Gebiet und auf ungepflasterten, schlammbedeckten Straßen.
    Eines Tages jedoch brachte ihm Labienus ein paar gräuliche Brocken einer klebrigen, faserigen Masse.
    »Was ist denn das?« fragte Pompeius überrascht.
    »Das, Pompeius, sind Caesars Vorräte. Davon ernähren er und seine Männer sich, von den zermahlenen Wurzeln einer einheimischen Pflanze, die mit Milch vermischt und gebacken wird. Sie nennen es >Brot<.«
    Pompeius zog an der zähen Masse, bis er ein kleines Stück abgerissen hatte. Er steckte es in den Mund, spuckte es aber sofort wieder aus.
    »Du willst mir doch nicht weismachen, daß sie das essen, Labienus? Unmöglich!«
    »Sie essen es.«
    »Nimm dieses Zeug weg!« rief Pompeius schaudernd. »Verbrenne es! Und kein Sterbenswörtchen darüber zu den Soldaten oder meinen Legaten! Wenn die wüßten, was Caesars Soldaten freiwillig essen, nur um mich einzuschließen, würden sie den Mut verlieren und sich ergeben!«
    »Keine Sorge, ich verbrenne es. Von mir erfährt keiner etwas. Falls es dich interessiert, wie ich an das Zeug gekommen bin — Caesar hat es mir mit den besten Empfehlungen schicken lassen. Das Maul nimmt er ja immer gern voll, egal, wie seine Chancen stehen.«

    Ende Mai wurde das Weideland für Pompeius’ Pferde knapp. Er ließ deshalb Frachtschiffe kommen und ein paar tausend Tiere zu guten Weiden nördlich von Dyrrhachium verschiffen. Das Städtchen lag an der Spitze einer kleinen Halbinsel, die eine halbe Meile östlich des Hafens fast das Festland berührte; die Via Egnatia führte an dieser Stelle über eine Brücke. Die Einwohner von Dyrrhachium betrachteten die Ankunft der Tiere mit Mißfallen, denn sie brauchten die kostbaren Weiden selbst. Nur die Angst vor Labienus machte sie gefügig.
    Der Wettlauf zwischen Caesar und Pompeius ging auch den Juni über unvermindert weiter. Die in Pompeius’ Lager gebliebenen Pferde und Maultiere wurden immer schwächer und kränker, und Ende Juni starben sie in solchen Mengen, daß Pompeius, dessen Soldaten immer noch wie besessen gruben, nicht genügend Männer

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