MoR 05 - Rubikon
bekommt man den Eindruck, daß du deine eigenen Legaten nicht unter Kontrolle hast!«
»Schweig!« sagte Pompeius mit tränenerstickter Stimme. »Was erwartest du denn von mir, Cato? Ich bin kein wirklicher Feldherr, ich bin nur eine Marionette, an deren Fäden jeder zieht, wie er will. Labienus in seine Schranken weisen? Hast du es denn versucht? Wie soll ich ein Erdbeben in seine Schranken weisen, Cato?«
»Ich kann so nicht weitermachen«, sagte Cato fest, »ich kann nicht länger in einer Armee dienen, die von Leuten wie einem Titus Labienus befehligt wird! Wenn du ihn nicht rauswirfst, Pompeius, gehe ich!«
»Gut! Dann geh doch! Mir soll es recht sein!«
Cato entfernte sich schweigend, und Pompeius schrie ihm noch nach: »Du Narr! Begreifst du denn nicht? Keiner von euch kann kämpfen, keiner von euch kann Truppen führen! Labienus aber kann das!«
Als Pompeius zu seinem Haus zurückkehrte, wartete dort schon Lentulus Crus auf ihn. Wie er ihn verwünschte!
»Was für ein schreckliches Massaker!« Lentulus Crus rümpfte die Nase. »Mein lieber Pompeius, bist du auf Tiere wie Labienus angewiesen? Mußt du denn alles falsch machen? Du brüstest dich mit einem Sieg über Caesar, dabei hast du nichts getan, um ihn wirklich zu besiegen! Caesar ist entkommen. Warum bist du noch hier im Lager?«
»Ich wollte, ich könnte euch entkommen!« sagte Pompeius wütend. »Wenn du keine konstruktiven Vorschläge hast, Crus, schlage ich vor, daß du in dein Quartier zurückkehrst und packst. Wir marschieren!«
Am vierundzwanzigsten Tag des Quinctilis brach Pompeius auf. Fünfzehn Kohorten Verwundeter ließ er unter Cato in Dyrrhachium zurück.
»Ich würde auch gerne hierbleiben, wenn es dir nichts ausmacht, Magnus«, bat Cicero fast flehentlich. »Ich fürchte, in einem Krieg bin ich nicht von Nutzen, aber vielleicht kann ich mich hier in Dyrrhachium nützlich machen. Wenn doch nur mein Bruder Quintus zu dir stoßen würde! Er ist ein guter Soldat.«
»Bleibe ruhig«, sagte Pompeius müde. »Hier bist du nicht in Gefahr. Caesar ist nach Griechenland unterwegs.«
»Woher willst du das wissen? Was ist, wenn er in Oricum in Stellung geht, um deine Rückkehr nach Italia zu verhindern?«
»Caesar doch nicht! Caesar ist eine Klette, der läßt nicht locker.«
»Afranius ist dafür, daß du den Feldzug abbrichst, Caesar ziehen läßt und nach Italia zurückkehrst.«
»Ja, ich weiß! Und dann soll ich nach Westen eilen und Spanien zurückerobern. Ein schöner Traum, Cicero, nicht mehr. Wenn wir Caesar ungehindert nach Griechenland oder Makedonien ziehen lassen, wäre das unser Ende. Ich würde nämlich alle meine Truppen aus dem Osten und die Unterstützung meiner Klienten verlieren.« Pompeius tätschelte Cicero die Schulter. »Mach dir um mich keine Sorgen! Ich weiß schon, was ich tue. Die Vernunft sagt mir, daß ich Caesar weiter hinhalten muß. Keine offene Schlacht, auch wenn die anderen das nicht so sehen. Selbst wenn Caesar schnell marschiert, hat er noch einen langen Weg vor sich. Bis dahin hole ich ihn lässig ein, und ich werde noch meine Pferde und Maultiere durch Tiere ersetzen können, die ich von den Dakern und Dardanen gekauft habe und die in Herakleia auf mich warten. Bestimmt keine tollen Pferde, aber besser als nichts.« Pompeius lächelte. »Und Scipio müßte mit den syrischen Legionen jetzt in Larissa sein.«
Cicero sagte nichts. Er hatte einen Brief von Dolabella erhalten, der ihn dringend aufforderte, nach Italia zurückzukehren, und wenn er ehrlich war, wollte er nichts lieber als das. Wenn er in Dyrrhachium blieb, trennte ihn wenigstens nur das Adriatische Meer von der geliebten Heimat.
»Ich beneide dich, Cicero«, sagte Pompeius zum Abschied. »Hier ist es mild, und auch die Sonne wird jetzt gelegentlich wieder scheinen. Dein einziges Problem wird Cato sein. Cato hat mir übrigens mitgeteilt, Favonius werde mich begleiten, damit ich >rein< bleibe — seine Worte, nicht meine. Ich muß mich weiter mit Leuten wie Labienus, Lentulus Spinther und Crus herumschlagen, und dann muß ich mich ja auch noch um Frau und Sohn kümmern. Aber mit einem Bruchteil von Caesars Glück überstehe ich das auch noch.«
Cicero sah auf. »Frau und Sohn?«
»Ja. Cornelia Metella war es in Rom zu einsam, sie wollte unbedingt bei ihrem Vater und bei mir sein. Und der kleine Sextus ließ ihr keine Ruhe. Er ist verrückt darauf, mein contubernalis zu werden. Sie wollen in Thessalonike zu mir stoßen.«
»In
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