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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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und gefährlich. Ich bin ein gezeichneter Mann. Caesar weiß, daß er mich gefangennehmen muß, denn solange ich in Freiheit bin, besteht die Gefahr eines neuen Krieges.«
    »Ich werde dich genausowenig verlassen, wie Sextus das tun wird. Wir sollten auch nach Africa gehen, nach Utica, Magnus.«
    »Meinst du?« Und plötzlich krampfte er sich wieder zusammen in Erinnerung an vergangene Qualen und an seinen verletzten Stolz. »Es war schrecklich, Cornelia! Ich meine nicht Caesar oder den Krieg, sondern meine Verbündeten. Nein, nicht deinen Vater! Er war ein Fels in der Brandung, aber er war die meiste Zeit nicht da. Ich meine diese ewige Nörgelei, dieses ewige Gemecker und die pausenlose Suche nach einem Schuldigen für alles, was schiefging.«
    »Sie machten dir Vorwürfe?«
    »Ständig. Sie zermürbten mich. Vielleicht hätte ich Caesar bezwingen können, wenn ich meine Legaten in der Hand gehabt hätte, aber das hatte ich nicht. Labienus hat diesen Krieg befehligt, Cornelia, nicht ich. Er ist ein Ungeheuer! Ich verstehe nicht, wie Caesar es jemals mit ihm aushalten konnte. Er ist ein Barbar! Wahrscheinlich verschafft es ihm Befriedigung, wenn er anderen die Augen aussticht und noch viel schlimmere Dinge tut, die ich dir gar nicht sagen will! Und auch Ahenobarbus — Friede seiner Asche. Er ist ehrenvoll gefallen, aber er hat keine Gelegenheit ausgelassen, mich zu quälen. Er nannte mich Agamemnon, König der Könige!«
    Die Schrecken und Erschütterungen der vergangenen zwei Monate hatten ihre Spuren in Cornelia Metella hinterlassen. Die Frau, die früher nur die Wissenschaften geliebt hatte, hatte Mitleid mit anderen und Einfühlungsvermögen in ihre Gefühle entwickelt. So deutete sie Pompeius’ Worte nicht falsch als Zeichen von Selbstmitleid.
    »Sie haben den Krieg wahrscheinlich als eine Art Senatssitzung betrachtet, Magnus. Sie haben eben immer noch nicht begriffen, daß Politik und Kriegsführung nichts miteinander zu tun haben. Weil sie sich von Caesar nicht herumkommandieren lassen wollten, haben sie das senatus consultum ultimum verhängt. Warum sollten sie sich dann von dir herumkommandieren lassen?«
    Er lächelte gequält. »Genauso ist es! Und deshalb will ich auch nicht nach Africa. In Africa wäre ich genausowenig mein eigener Herr. Nicht nur dein Vater ist dort, sondern auch Labienus und Cato.«
    »Dann laß uns zu den Parthern gehen!« sagte sie entschlossen. »Nach Ekbatana werden dir weder Caesar noch Labienus folgen.«
    »Aber dort werde ich ständig die römischen Feldzeichen vor Augen haben, die die Parther von uns erbeutet haben, und Crassus’ Schatten spüren.«
    »Wo könnten wir sonst hin?«
    »Nach Ägypten.«
    »Das ist nicht weit genug von Africa entfernt.«
    »Aber es ist ein guter Ausgangspunkt. Kannst du dir vorstellen, wieviel die Menschen am Indus oder im noch ferneren Serica für einen römischen Feldherrn bezahlen würden? Ich könnte für sie arbeiten. Die Ägypter wissen, wie man nach Taprobane kommt, und in Taprobane wissen sie, wie man zum Indus oder nach Serica kommt.«
    Cornelia Metella lächelte über das ganze Gesicht. »Das ist eine großartige Idee, Magnus! Ja, laß uns alle drei zusammen nach Serica gehen!«

    Pompeius blieb nicht lange in Mytilene, doch als er erfuhr, daß der große Philosoph Cratippus sich auf der Insel aufhielt, machte er ihm seine Aufwartung.
    »Es ist mir eine Ehre, Pompeius«, sagte der alte Mann. Er trug ein weißes Gewand, über das sein weißer Bart floß.
    »Die Ehre ist ganz meinerseits«, sagte Pompeius. Er machte keine Anstalten, sich zu setzen, sondern sah nur in die wäßrigen Augen des Philosophen und suchte dort nach Anzeichen seiner Weisheit.
    »Laß uns ein paar Schritte gehen«, schlug Cratippus vor und schob seinen Arm unter den des Pompeius. »Der Garten ist wunderschön, und er ist natürlich im römischen Stil angelegt. Wir Griechen haben für Gartengestaltung keinen Sinn. Die Griechen haben ihre Liebe zur Schönheit auf das Werk der Menschen übertragen, aber ihr Römer habt die Gabe, von Menschenhand geschaffene Dinge so in die Natur einzufügen, als würden sie dort hingehören. Brücken, Aquädukte... alles so vollkommen. Wir haben nie einen Sinn für die Schönheit eines Bogens entwickelt, aber die Natur ist eben nicht linear, Gnaeus Pompeius, sie ist rund wie der Erdball.«
    »Ich habe nie verstanden, warum die Erde rund sein soll.«
    »Nun, Eratosthenes hat es doch bewiesen. Wäre die Erde flach, so müßte es eine

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