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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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treiben zu lassen. Da Africa das Meer im Süden begrenzt, wird er unweigerlich dorthin gelangen.
    Das heißt aber, daß der Krieg gegen Caesar noch lange nicht vorbei ist. Wir leben noch und beherrschen immer noch das Meer. Da die meisten nach Africa geflohen sind, wird sich der Widerstand dort konzentrieren. Ich bitte Dich also, mein geliebter Vater, stelle so viele Schiffe zusammen, wie Du kannst, und komme entweder zu mir oder fahre nach Africa.

    Pompeius’ Antwort war kurz.
    Mein lieber Sohn, zähle nicht auf mich. Ich kann für die Republik nichts mehr tun, meine Zeit ist um. Außerdem kann ich, ehrlich gesagt, den Gedanken nicht ertragen, im Feldherrnzelt ständig Cato und Labienus im Nacken zu haben. Tu, was Du für richtig hältst, aber nimm Dich vor Cato und Labienus in acht. Der erste ist ein unverbesserlicher Dogmatiker, der letzte ein Barbar.
    Cornelia, Sextus und ich werden weit, weit weggehen — wohin, kann ich Dir nicht sagen, denn es könnte sein, daß dieser Brief abgefangen wird. Die beiden Lentuli haben mich bis jetzt begleitet, ich hoffe aber, ich kann ihnen hier in Attaleia entwischen, ohne ihnen mein Ziel preisgeben zu müssen.
    Paß auf Dich auf, mein Sohn. Ich liebe Dich.
    Anfang September war es soweit. Unbemerkt von den Lentuli und den sechzig Senatoren glitt Pompeius’ Schiff aus dem Hafen. Er nahm drei der zwölf Triremen mit, die anderen neun schickte er seinem Sohn Gnaeus nach Corcyra.
    Im kilikischen Syedra machten sie einen kurzen Halt, dann setzten sie nach Paphos auf Zypern über. Der Präfekt von Zypern war der Sohn des Appius Claudius Pulcher Censor, und er war bereit, Pompeius zu helfen, wo er konnte.
    »Es tut mir sehr leid, daß dein Vater so überraschend gestorben ist«, sagte Pompeius.
    »Ich bin auch sehr traurig«, sagte Gaius Claudius Pulcher, der allerdings keineswegs einen traurigen Eindruck machte. »Aber du weißt sicher, daß er zum Schluß geistig verwirrt war.«
    »Das habe ich gehört. Tja, wenigstens ist ihm Pharsalus erspart geblieben.«
    »Stimmt. Er und ich waren immer auf deiner Seite, was man von den anderen Claudiern nicht behaupten kann.«
    »Alle großen Familien sind gespalten, Gaius Claudius.«
    »Leider kannst du nicht hier bleiben. Antiochia und Syrien haben sich auf Caesars Seite gestellt, und Sestius in Tarsus war schon immer für Caesar, er wird sich früher oder später öffentlich für ihn erklären.«
    »Wie steht der Wind für Ägypten?«
    Gaius Claudius’ Blick verdüsterte sich. »Ich würde nicht nach Ägypten gehen, Magnus.«
    »Warum nicht?«
    »Dort herrscht Bürgerkrieg.«

Die dritte Nilschwelle während Kleopatras Herrschaft war die niedrigste seit Beginn der Aufzeichnung der Pegelstände vor zweitausend Jahren. Das Wasser erreichte acht Fuß, einen neuen Tiefstand für den Pegel des Todes.
    Kleopatra wußte, daß es im kommenden Jahr keine Ernte geben würde, nicht einmal auf den Feldern der To-she-Oase und am Moeris-See. Sie tat, was sie konnte, um die Katastrophe abzuwenden. So erließ sie im Februar zusammen mit dem kleinen König ein Edikt, dem zufolge sämtliches Getreide, das in Mittelägypten geerntet oder gespeichert wurde, nach Alexandria geschickt werden mußte. Die Menschen in Mittel-- und Oberägypten sollten sich selbst ernähren, indem sie das enge Niltal zwischen dem Ersten Katarakt und Theben bewässerten. Da alles Getreide in Ägypten Eigentum der Krone war, konnte Kleopatra über Getreidehändler oder Beamten, die dieses Gesetz übertraten, die Todesstrafe verhängen und ihren Besitz beschlagnahmen. Wer eine solche Straftat anzeigte, wurde mit Geld belohnt, Sklaven wurde zusätzlich die Freiheit geschenkt.
    Das Edikt löste einen Sturm des Protests aus, doch im März erließ die Königin ein zweites Edikt, durch das alle, die von der Steuer oder dem Militärdienst befreit waren, diese Privilegien bestätigt bekamen unter der Bedingung, daß sie in der Landwirtschaft tätig wurden. Angesichts des ausbleibenden Nilschlammes sollte das ganze Land gezwungen werden, die Felder mühsam von Hand zu bewässern. Als daraufhin zahlreiche Bestellungen von Saatgut und Bitten um Steuernachlaß eingingen, sah sich die Krone zu beidem außerstande.
    Noch schlimmer war, daß es in Alexandria gärte. Die Lebensmittelpreise schossen in die Höhe; die Armen mußten ihre wenigen Habseligkeiten verkaufen, um Geld für Lebensmittel zu haben, während die Reichen anfingen, Geld und unverderbliche Lebensmittel zu horten. Der kleine

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