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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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die Menschen zum Siegestempel von Tralles, wo sie ein wirklichkeitsgetreues Bildnis des neuen Ersten Mannes von Rom ansehen konnten. Einige Küstenstädte der Provinz gaben gemeinsam in den berühmten Werkstätten von Aphrodisias eine Kopie der Caesarstatue von Tralles in Auftrag. Die fertige Statue wurde auf der Agora von Ephesus aufgestellt, ihr Sockel trug die Inschrift: »Für Gaius Julius Caesar, des Gaius Sohn, Pontifex Maximus, Imperator, Konsul zum zweiten Mal, den von Ares und Aphrodite abstammenden, in Erscheinung getretenen Gott und gemeinsamen Retter der Menschheit.« So gab man sich alle Mühe, sich auf die kommenden Zeiten einzustellen.
    In diese Atmosphäre aus unterschwelliger Panik und geheuchelter Verehrung platzte Pompeius, als er mit den beiden Lentuli im Hafen von Mytilene einlief. Die Insel Lesbos hatte zwar stets auf seiner Seite gestanden, doch jetzt den besiegten Feldherrn zu empfangen war eine schwierige und heikle Angelegenheit. Seine Ankunft zeigte an, daß er noch nicht endgültig besiegt war, daß es womöglich in naher Zukunft ein weiteres Pharsalus geben würde. Doch ob er dann siegen würde? Schließlich ging das Gerücht, daß Caesar noch nie eine Schlacht verloren habe und niemand ihn besiegen könne; an Pompeius’ angeblich so überragenden Sieg bei Dyrrhachium glaubte inzwischen niemand mehr.
    Pompeius zeigte jedoch Verständnis für die Sorgen der Bevölkerung. Nach wie vor in griechischen Kleidern, ließ er den Rat der Ethnarchen wissen, daß Caesar für seine Milde berühmt sei.
    »Seid nett zu ihm!« riet er. »Er regiert die Welt.«
    Cornelia Metella und sein Sohn Sextus erwarteten ihn schon. Es war ein merkwürdiges Wiedersehen, das vor allem von Sextus bestimmt wurde, der sich in die Arme des angebeteten Vaters warf und bitterlich weinte.
    »Weine nicht!« tröstete Pompeius ihn und strich über seine glatten, braunen Haare. Sextus war das einzige seiner drei Kinder, das Mucia Tertias dunkle Haarfarbe geerbt hatte.
    »Ich wäre so gern dabeigewesen!«
    »Das wärst du auch, wenn nicht alles so schnell gegangen wäre. Aber du hast viel mehr für mich getan, Sextus, du hast dich um Cornelia gekümmert.«
    »Weiberkram!«
    »Nein, auch das ist die Aufgabe der Männer, Sextus. Die Familie ist eine wichtige Einrichtung und die Frau des Pompeius Magnus eine wichtige Person. Wie auch seine Söhne.«
    »Ich werde dich nie wieder verlassen!«
    »Hoffentlich nicht. Wir müssen den Laren, den Penaten und der Vesta opfern, damit wir eines Tages alle wieder vereint sind.« Pompeius gab Sextus ein Taschentuch, damit er seine Nase putzen und seine Tränen trocknen konnte. »Und jetzt tu mir einen Gefallen. Schreibe an deinen Bruder Gnaeus. Ich komme bald zu dir und helfe dir dabei.«
    Erst als Sextus schniefend weggegangen war, um die Bitte seines Vaters zu erfüllen, konnte Pompeius seine Frau richtig betrachten.
    Sie hatte sich nicht verändert, sah noch genauso hochmütig und unnahbar aus wie früher. Ihre grauen Augen waren jedoch rotgerändert, und aus ihnen sprach aufrichtiger Schmerz.
    »Ich habe eine traurige Nachricht«, sagte er.
    »Mein Vater?«
    »Ja. Soviel ich weiß, ist er nach Africa unterwegs. Wir werden es irgendwann sicher erfahren. Jedenfalls wurde er in... Pharsalus nicht verwundet.« Pharsalus — welche Mühe es ihn kostete, das Wort auszusprechen! Er nahm ihre Hand und spielte mit ihren Fingern. »Cornelia, du bist frei, dich von mir scheiden zu lassen. Dein Besitz wird weiterhin dir gehören. Zum Glück habe ich dir die Villa in den Albaner Bergen überschrieben, ich habe sie also nicht verloren, als ich so viel verkaufen mußte, um diesen Krieg zu finanzieren. Die Villa auf dem Marsfeld und das Haus auf den Carinae gehören mir zwar noch, aber Caesar wird euch vielleicht beides wegnehmen.«
    »Ich dachte, er wollte niemanden in die Verbannung schicken.«
    »Nein, aber den Besitz seiner wichtigsten Gegner wird er beschlagnahmen, Cornelia, das ist ein Brauch, den er nicht abschaffen wird. Deshalb ist es auf jeden Fall sicherer und auch vernünftiger, wenn du dich von mir scheiden läßt.«
    Sie schüttelte den Kopf und schenkte ihm eins ihrer seltenen Lächeln. »Nein, Magnus. Ich bin deine Frau und bleibe deine Frau.«
    »Dann kehre wenigstens nach Rom zurück!« Er ließ ihre Hand los. »Ich weiß nicht, was aus mir werden wird, Cornelia! Ich weiß nicht, was ich tun soll und wohin ich gehen soll. Hier kann ich nicht bleiben. Ein Leben mit mir wäre anstrengend

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