MoR 05 - Rubikon
war) standen an der Via Principalis rechts und links vom Gebäude des Kommandanten, umgeben von einem offenen Platz. Ein weiterer Platz gegenüber vom Haus des Kommandanten diente als Forum und Versammlungsplatz der Legionen. So mathematisch exakt waren die Maße, daß, wann immer ein neues Lager aufgeschlagen wurde, alle genau wußten, wohin sie gehen mußten, auch wenn es sich nur um ein Nachtlager an der Straße oder ein Feldlager unmittelbar vor der Schlacht handelte; sogar die Tiere wußten, wo ihr Platz war.
Labienus’ Lager dagegen erstreckte sich über zwei Quadratmeilen, denn er hatte zweitausend Reiter der Haeduer und die Elfte Legion unterzubringen. Jeder Reiter hatte zwei Pferde, einen Pferdeknecht und ein Lasttier, so daß in Labienus’ Lager viertausend Pferde und zweitausend Maultiere in festen Winterställen sowie deren zweitausend Besitzer in geräumigen Häusern untergebracht waren.
Labienus’ Lager waren stets dreckig und heruntergekommen, denn er herrschte mehr durch Angst als durch Ordnung und Disziplin, und es war ihm egal, ob die Ställe einmal am Tag ausgemistet wurden und ob die Straßen vor Abfall überquollen. Er ließ auch Frauen im Winterlager wohnen, was Caesar allerdings weniger mißfiel als die allgemeine Unordnung und der Gestank sechstausend verdreckter Tiere und zehntausend ungewaschener Männer. Da Rom keine eigenen Reiter ins Feld schicken konnte, mußte es auf Aushebungen unter Nichtbürgern zurückgreifen, und diese Ausländer hatten immer ihre eigenen Sitten und Gebräuche, die man ihnen auch lassen mußte. Was wiederum bedeutete, daß man auch den Fußsoldaten, die römische Bürger waren, Frauen erlauben mußte, sonst wäre es im Winterlager zu einem Aufstand unzufriedener Bürger gegen bevorzugte Nichtbürger gekommen.
Caesar sagte nichts. Schmutz und Terror waren die eine Seite von Titus Labienus, doch auf der anderen war er ein glänzender Soldat. Außer Caesar, dessen Pflichten als Feldherr ihm dazu keine Zeit ließen, führte niemand die Reiterei besser. Auch als Anführer von Legionären war Labienus ein tüchtiger Mann, und er war ein hervorragender Stellvertreter. Nur jammerschade, daß er den Wilden in sich nicht bändigen konnte. Seine Strafen waren so berüchtigt, daß Caesar ihm für einen längeren Lageraufenthalt nie dieselbe Legion anvertraute. Die Soldaten der Elften hatten gestöhnt, als sie gehört hatten, daß sie unter Labienus überwintern sollten, doch dann beschlossen, das Beste daraus zu machen, in der Hoffnung, den folgenden Winter unter Fabius oder Trebonius verbringen zu dürfen, gleichfalls strengen, doch weniger unbarmherzigen Kommandanten.
»Nach meiner Rückkehr nach Samarobriva muß ich als erstes Mamurra und Ventidius im italischen Gallien schreiben«, sagte Caesar. »Ich habe nur noch sieben Legionen, und die Fünfte Alauda ist weit unter ihrer Sollstärke, weil ich mit ihr die Verluste der anderen ausgeglichen habe. Wenn ein hartes Jahr im Feld auf uns zukommt, brauche ich elf Legionen und viertausend Reiter.«
Labienus verzog den Mund. »Vier Legionen unerfahrener Rekruten?« fragte er. »Das wäre über ein Drittel der gesamten Armee! Sie werden uns mehr behindern als nützen.«
»Nur drei mit Rekruten«, erwiderte Caesar freundlich. »In Placentia lagert gegenwärtig eine Legion mit gut ausgebildeten Soldaten. Zugegeben, sie haben noch keine Kampferfahrung, aber sie sind voll ausgebildet und dürsten danach, sich zu bewähren. Sie langweilen sich so, daß sie noch ganz unzufrieden werden.«
»Ach ja!« Labienus nickte. »Die Sechste, die Pompeius Magnus vor einem Jahr in Picenum ausgehoben hat und die immer noch darauf wartet, nach Spanien zu gehen. Mein Gott, ist er langsam! Du hast vollkommen recht mit der Langeweile, Caesar. Aber es sind Pompeius’ Soldaten.«
»Ich schreibe ihm und frage, ob er sie mir leiht.«
»Tut er das?«
»Ich glaube ja. Pompeius hat in Spanien nicht viel Sorgen — Afranius und Petreius verwalten die beiden Provinzen sehr gut für ihn. Die Lusitanier sind ruhig, dasselbe gilt für Cantabria. Ich sage ihm, daß die Sechste unter mir Kampferfahrung sammeln kann. Das wird ihm gefallen.«
»Mit Sicherheit. Bei Pompeius kann man sich auf zweierlei verlassen — er kämpft nur, wenn er viele Soldaten hat, und er kämpft nur mit Soldaten, die Kampferfahrung haben. So ein Schwindler! Ich habe ihn immer verachtet!« Eine kurze Pause entstand, dann fragte Labienus: »Willst du wieder eine Dreizehnte
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