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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Samarobriva beschäftigt war, diktierte Rhiannon einem Schreiber der Haeduer auf Lateinisch einen Brief an die berühmte Römerin Servilia. Daß sie ausgerechnet an Servilia schrieb, zeigte, daß der römische Klatsch überall kursierte.
    Ich schreibe Dir, verehrte Servilia, weil ich weiß, daß Du jahrelang eine enge Freundin Caesars warst und das nach Caesars Rückkehr nach Rom auch wieder sein wirst. So sagt man jedenfalls hier in Samarobriva.
    Ich habe Caesar einen Sohn geboren, der jetzt drei ist. Ich bin königlichen Geblüts, denn ich bin die Tochter König Orgetorix’ von den Helvetiern. Caesar nahm mich meinem Mann weg, dem Haeduer Dumnorix. Doch als mein Sohn geboren wurde, sagte Caesar, er solle in Gallia Comata als Gallier aufwachsen, und er bestand darauf, ihm einen gallischen Namen zu geben. Ich nannte ihn Orgetorix, aber viel lieber hätte ich ihn Caesar Orgetorix genannt.
    Bei uns in Gallien ist es absolut notwendig, daß ein Mann mindestens einen Sohn hat. Deshalb haben die Adligen mehr als eine Frau, für den Fall, daß eine unfruchtbar ist. Denn was ist die Karriere eines Mannes wert, wenn er keinen Sohn hat, der ihm nachfolgen kann?
    Und Caesar hat keinen Sohn, will aber nichts davon hören, daß mein Sohn ihm in Rom nachfolgt. Ich fragte ihn nach dem Grund. Er sagte nur, ich sei keine Römerin. Damit meinte er, ich sei nicht gut genug. Selbst wenn ich Königin der ganzen Welt wäre, aber keine Römerin, sei ich nicht gut genug. Ich verstehe das nicht, und das macht mich wütend.
    Verehrte Servilia, kannst Du mir das erklären?
    Der Schreiber erhob sich mit seinen Wachstafeln, um Rhiannons kurzen Brief auf Papier zu übertragen. Anschließend fertigte er eine Zweitschrift an, die er Aulus Hirtius gab, damit dieser sie Caesar vorlegen konnte.
    Die Gelegenheit dazu ergab sich, als Hirtius Caesar mitteilte, Labienus habe die Treverer mit durchschlagendem Erfolg in der Schlacht gestellt.
    »Er hat ihnen eine Lektion erteilt«, sagte Hirtius mit ausdruckslosem Gesicht.
    Caesar musterte ihn mißtrauisch. »Und?« fragte er.
    »Indutiomarus ist tot.«
    Caesar sah ihn überrascht an. »Seltsam! Ich dachte, die Belgen und die Kelten hätten inzwischen gelernt, daß ihre Anführer zu wertvoll sind, um sie in vorderster Front kämpfen zu lassen.«
    »Das — haben sie ja auch«, sagte Hirtius. »Aber Labienus hat seine Anordnungen erteilt. Egal wer oder wie viele entkamen, er wollte Indutiomarus, das heißt — nicht alles von ihm, nur seinen Kopf.«
    »Beim Jupiter, der Mann ist ja selbst ein Barbar!« rief Caesar zornig. »Es gibt im Krieg wenig Regeln, aber eine davon ist, daß man einem Volk nicht die Anführer wegnimmt, indem man sie ermordet! Wieder etwas, das ich für den Senat in tyrischen Purpur einwickeln muß! Ich wünschte, ich könnte mich in so viele Legaten aufteilen, wie ich brauche, und alles selbst tun! Ist es nicht schlimm genug, daß in Rom die Köpfe von Römern auf der Rednerbühne zur Schau gestellt wurden? Tun wir jetzt dasselbe mit den Köpfen unserer barbarischen Gegner? Er hat den Kopf doch ausgestellt, oder?«
    »Ja, auf den Wällen des Lagers.«
    »Haben seine Männer ihn zum Imperator ausgerufen?«
    »Ja, noch auf dem Schlachtfeld.«
    »Dann hätte er Indutiomarus gefangennehmen und für seinen Triumphzug aufsparen können. Indutiomarus hätte sterben müssen, aber zuvor wäre er als Roms Gast geehrt worden, und er hätte die Größe seines Schicksals begriffen. Denn während eines Triumphes zu sterben, ist eine Auszeichnung, aber ihn zu töten, das war gemein — schäbig! Wie kann ich das in meinen Briefen an den Senat so hinstellen, daß es gut klingt, Hirtius?«
    »Mein Rat ist, nichts zu beschönigen, sondern einfach zu sagen, was geschah.«
    »Er ist mein Legat, mein Stellvertreter.«
    »Richtig.«
    »Was ist in ihn gefahren, Hirtius?«
    Hirtius zuckte die Schultern. »Er ist ein Barbar, der genauso Konsul werden will wie Pompeius Magnus. Um jeden Preis, und ohne Rücksicht auf den mos maiorum.«
    »Wieder ein Picentiner!«
    »Labienus ist nützlich, Caesar.«
    »Wie du sagst, nützlich.« Caesar starrte die Wand an. »Er erwartet, daß ich ihn als Kollegen wähle, wenn ich in fünf Jahren wieder Konsul bin.«
    »Ja.«
    »Rom will mich, aber nicht Labienus.«
    »Ja.«
    Caesar begann auf-- und abzugehen. »Darüber muß ich nachdenken.«
    Hirtius räusperte sich. »Da ist noch etwas.«
    »Ja?«
    »Rhiannon.«
    » Rhiannon? «
    »Sie hat an Servilia geschrieben.«
    »Mit

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