MoR 05 - Rubikon
ihre Haare unter sich heraus, eine schwierige und schmerzhafte Prozedur, und legte sie zwischen sich und Caesar wie einen Fluß aus Feuer. »Hast du Dumnorix wegen mir umbringen lassen?« fragte sie.
»Nein. Er wollte während meiner Abwesenheit in Britannien Unruhe stiften, deshalb befahl ich ihm, mich nach Britannien zu begleiten. Er glaubte, ich wollte ihn dort töten, wo niemand es sehen und mir vorwerfen konnte, also floh er. Daraufhin zeigte ich ihm, daß ich ihn, wenn ich es wollte, vor aller Augen töten lassen konnte. Labienus gehorchte mit Vergnügen. Er konnte Dumnorix nie leiden.«
»Ich mag Labienus nicht«, sagte Rhiannon fröstelnd.
»Das überrascht mich nicht. Labienus gehört zu den Römern, die meinen, man dürfe nur einem toten Gallier vertrauen. Das gilt übrigens auch für Gallierinnen.«
»Warum hast du nicht widersprochen, als ich sagte, Orgetorix würde König der Helvetier sein?« wollte sie wissen. »Er ist dein Sohn! Als er geboren wurde, wußte ich nicht, wie mächtig und berühmt du in Rom bist. Jetzt weiß ich es.« Sie richtete sich auf und legte die Hand auf seine Schulter. »Caesar, nimm ihn als Sohn an! König eines mächtigen Volkes wie die Helvetier zu sein ist ein großes Los, aber König von Rom zu sein ist noch viel größer.«
Er schüttelte ihre Hand ab. Seine Augen blitzten. »Rhiannon, Rom wird nie einen König haben! Ich würde dem auch nie zustimmen! Rom ist seit fünfhundert Jahren Republik! Ich werde der Erste Mann in Rom sein, aber das ist nicht dasselbe wie König von Rom. Könige sind veraltet, das merkt ja selbst ihr Gallier. Es geht dem Volk besser, wenn eine Gruppe von Männern es regiert, die immer wieder neu gewählt wird.« Er lächelte spöttisch. »Wahlen geben jedem die Chance, der Beste zu sein — oder der Schlechteste.«
»Aber du bist doch der Beste!« rief sie. »Niemand ist besser als du! Du bist zum König geboren, Caesar! Rom würde unter deiner Herrschaft blühen — und zuletzt wärst du König der ganzen Welt!«
»Das will ich gar nicht sein«, sagte er geduldig. »Ich will nur Erster Mann in Rom sein — der erste unter gleichen. Als König hätte ich keine Rivalen, und das macht doch keinen Spaß. Ohne einen Cato und einen Cicero, die mich herausfordern, würde ich verdummen.« Er beugte sich vor und küßte ihre Brüste. »Es ist schon gut so, wie es ist, Frau.«
»Willst du denn nicht, daß dein Sohn Römer ist?« fragte sie und kuschelte sich an ihn.
»Was ich will, spielt keine Rolle. Mein Sohn ist kein Römer.«
»Du könntest ihn zu einem machen.«
»Mein Sohn ist kein Römer. Er ist Gallier.«
Sie küßte seine Brust und wickelte eine Haarsträhne um seinen wachsenden Penis. »Aber«, murmelte sie, »ich bin eine Prinzessin. Er hat besseres Blut, als wenn er eine Römerin zur Mutter gehabt hätte.«
Caesar rollte auf sie. »Sein Blut ist nur zur Hälfte römisch — und nicht einmal das läßt sich beweisen. Er heißt Orgetorix, nicht Caesar, und wird auch weiterhin so heißen. Schicke ihn zu deinen Leuten, wenn er alt genug ist. Mir gefällt die Vorstellung, daß ein Sohn von mir König sein wird. Aber nicht König von Rom.«
»Und wenn ich eine berühmte Königin wäre, so berühmt, daß sogar Rom zu mir aufblicken würde?«
»Auch wenn du die Königin der ganzen Welt wärst, meine Liebe, es wäre nicht gut genug. Du bist weder eine Römerin noch Caesars Frau.«
Was immer sie darauf erwidern wollte, es blieb ungesagt, denn Caesar verschloß ihr den Mund mit einem Kuß. Weil er sie im Bett so verzauberte, ließ sie das Thema fallen und gab sich ganz den körperlichen Wonnen hin. Doch nahm sie sich vor, später weiter darüber nachzudenken.
Dazu hatte sie den ganzen Winter über reichlich Gelegenheit, während römische Legaten gewichtig über die steinerne Schwelle von Caesars Haus schritten, ihrem Sohn Reverenz erwiesen und zu Tisch lagen und endlos von Armeen sprachen, von Legionen, Nachschub, Befestigungen...
Ich verstehe das nicht, dachte sie, und er hat es mir auch nicht erklären können. Mein Blut ist doch viel edler als das aller Römerinnen! Ich bin die Tochter eines Königs! Ich bin die Mutter eines Königs! Mein Sohn sollte König von Rom sein, nicht nur König der Helvetier. Was Caesar sagt, leuchtet mir nicht ein, und wie kann ich es je verstehen, wenn er es mir nicht erklärt? Könnte eine Römerin es mir erklären? Eine Römerin?
Während Caesar mit den Vorbereitungen seiner pangallischen Konferenz in
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