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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Schicksal der Nervier eingehen«, begann Caesar mit der hohen Stimme, mit der er seine Reden hielt. »Ihr wißt alle, was passiert ist.« Er sah Vertico an und nickte. »Daß heute ein Nervier hier ist, zeugt von seiner Vernunft. Warum gegen das Unvermeidliche kämpfen? Fragt euch doch selbst, wer euer wahrer Gegner ist! Rom oder die Germanen? Die Anwesenheit Roms in Gallia Comata ist letzten Endes nur zu eurem Guten. Sie gewährleistet, daß ihr eure gallischen Bräuche und Traditionen behalten könnt. Sie stellt sicher, daß die Germanen nicht über den Rhenus kommen. Ich, Gaius Julius Caesar, habe in jedem Vertrag, den ich mit euch geschlossen habe, zugesagt, daß ich für euch gegen die Germanen kämpfen werde! Denn ohne die Hilfe Roms könnt ihr die Germanen nicht in Schach halten. Wer das bezweifelt, frage die Abgeordneten der Sequaner.« Er zeigte auf die in Karmesin und Rosa gekleideten Männer. »König Ariovistus von den Sueben hat sie überredet, ihn auf einem Drittel ihres Landes siedeln zu lassen. Da die Sequaner Frieden wollten, beschlossen sie, als freundliche Geste auf seinen Wunsch einzugehen. Doch gebt den Germanen den kleinen Finger, und sie nehmen nicht nur eure ganze Hand, sondern euer ganzes Land! Glauben die Cadurcer vielleicht, daß sie diesem Schicksal entgehen, weil sie weit weg im Südwesten leben, neben den Aquitanern? Sie entgehen ihm nicht! Hört auf mich, sie entgehen ihm nicht! Wenn ihr nicht die Römer bei euch duldet und willkommen heißt, werdet ihr alle dasselbe Schicksal erleiden!«
    Der Abgeordneten der Arverner belegten eine ganze Reihe, denn die Arverner waren ein sehr mächtiges Volk. Sie waren alte Feinde der Haeduer und bewohnten das bergige Land der Cebenna, in dem die Flüsse Elaver, Caris und Vigemna entsprangen. Vielleicht deshalb trugen sie Hemden und Hosen in einem verwaschenen Braun und dazu hellblau, braun und dunkelgrün karierte Umhänge. Damit waren sie im Schnee oder in felsigem Gelände kaum zu sehen.
    Einer von ihnen, ein glattrasierter junger Mann, stand auf.
    »Erkläre mir den Unterschied zwischen Römern und Germanen«, sagte er in dem carnutischen Dialekt, den Caesar auch sprach, einem Dialekt, den alle Druiden sprachen und der deshalb überall verstanden wurde.
    »Nein.« Caesar lächelte. »Erkläre du ihn mir.«
    »Ich sehe überhaupt keinen, Caesar. Fremdherrschaft ist Fremdherrschaft.«
    »Aber es gibt gewaltige Unterschiede! Daß ich hier heute eure Sprache spreche, ist einer davon. Als ich nach Gallia Comata kam, sprach ich die Dialekte der Haeduer, Arverner und Vocontier. Seit damals habe ich mir die Mühe gemacht, die Sprache der Druiden, Atrebatisch und einige weitere Dialekte zu lernen. Stimmt, ich habe ein Ohr für Sprachen, aber ich bin auch Römer und weiß, wenn man direkt miteinander sprechen kann, hat ein Dolmetscher keine Gelegenheit, das Gesagte zu entstellen. Trotzdem habe ich keinen von euch aufgefordert, Latein zu lernen. Die Germanen dagegen würden euch zwingen, ihre Sprache zu sprechen, und ihr würdet eure allmählich verlernen.«
    »Glatte Worte, Caesar!« sagte der junge Arverner. »Aber sie zeigen die größte Gefahr der Römerherrschaft: ihre raffinierten Methoden! Die Germanen sind nicht raffiniert und deshalb leichter zu bekämpfen.«
    »Da das hier offenbar deine erste pangallische Konferenz ist, kenne ich deinen Namen nicht«, sagte Caesar unbeeindruckt. »Wie heißt du?«
    »Vercingetorix!«
    Caesar trat zum Rand der Rednerbühne. »Zuerst einmal, Vercingetorix, mit einer Fremdherrschaft müßt ihr Gallier euch abfinden. Die Welt schrumpft. Sie schrumpft, seit die Griechen und die punischen Völker sich entlang der Küste des Meeres ausgebreitet haben, das wir in Rom jetzt mare nostrum , Unser Meer nennen. Dann betrat Rom die Bühne. Die Griechen waren nie ein geeinter Staat. Sie bestanden aus vielen Kleinstaaten und kämpften wie ihr gegeneinander, bis das Land erschöpft war. Auch Rom war ein Stadtstaat, aber es unterwarf nach und nach ganz Italia und machte daraus einen Staat. Rom ist Italia. Doch beruht die Herrschaft Roms in Italia nicht auf einer Einzelperson, einem König. Ganz Italia wählt die römischen Magistraten, ganz Italia hat an Rom teil, ganz Italia stellt die Soldaten Roms. Denn Rom ist Italia. Und Rom wächst. Das ganze italische Gallien südlich des Padus gehört inzwischen zu Italia und wählt römische Magistraten, und bald wird auch das ganze italische Gallien nördlich des Padus römisch sein, das

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