Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
Hilfe eines Schreibers, da sie selbst nicht schreiben kann.«
    »Und der Schreiber gab mir eine Zweitschrift des Briefes. Den Boten mit dem Original habe ich zurückgehalten, bis du den Brief absegnest.«
    »Wo ist er?«
    Hirtius übergab ihn.
    Wieder wurde ein Brief zu Asche verbrannt, diesmal in einer Kohlenpfanne. »Närrisches Weib!«
    »Soll der Bote das Original nach Rom mitnehmen?«
    »Ja, soll er. Aber laß mich die Antwort sehen, bevor Rhiannon sie bekommt.«
    »Selbstverständlich.«
    Caesar zog den scharlachroten Feldherrnmantel von dem tförmigen Ständer. »Ich brauche Bewegung«, sagte er, warf sich den Mantel um die Schultern und band die Schnüre eigenhändig zusammen. Dann sah er Hirtius starr an. »Laß Rhiannon beobachten.«
    »Noch eine gute Nachricht, bevor du in die Kälte hinausgehst, Caesar.«
    Ein trübseliges Lächeln huschte über Caesars Gesicht. »Das kann ich gebrauchen! Was?«
    »Ambiorix hatte bei den Germanen noch keinen Erfolg. Sie sind vorsichtig geworden, seit du eine Brücke über den Rhenus gebaut hast. Sein Bitten und Schmeicheln hat keinen einzigen Germanen über den Fluß nach Gallien gebracht.«

    Der Winter näherte sich dem Ende, und die pangallische Konferenz stand unmittelbar bevor, als Caesar mit vier Legionen in das Gebiet der Nervier zog, um die Macht des Stammes endgültig zu brechen. Er hatte Glück; der ganze Stamm hatte sich in seinem größten oppidum versammelt, um zu besprechen, ob Abgeordnete nach Samarobriva geschickt werden sollten. Die Männer waren zwar bewaffnet, waren aber nicht auf einen Überfall Caesars gefaßt, und Caesar ließ keine Gnade walten. Die überlebenden Nervier sowie die beträchtliche Beute überließ er seinen Soldaten. Er selbst und seine Legaten verzichteten diesmal auf persönlichen Gewinn; alles, auch der Erlös aus dem Verkauf der Sklaven, ging an die Legionäre. Danach verwüstete er das Gebiet der Nervier und brannte alles nieder außer dem Dorf, das Vertico gehörte. Die gefangenen Stammesführer wurden nach Rom gebracht, wo sie bis zum Tag seines Triumphes ehrenvoll behandelt und standesgemäß untergebracht werden sollten, wie er zu Aulus gesagt hatte. Am Tag seines Triumphes würde man ihnen im Tullianum den Hals brechen, aber bis dahin hatten sie Zeit zu erkennen, welch ruhmreiches Schicksal ihnen zuteil wurde.
    Caesar hatte seit seiner Ankunft in Gallia Comata jährlich eine Konferenz aller gallischen Stämme abgehalten, die ersten in Bibracte im Land der Haeduer. In diesem Jahr sollte sie zum erstenmal so weit im Westen stattfinden, und alle Stämme waren durch Boten aufgeforden worden, Abgeordnete zu schicken. Caesars Ziel war, mit allen Stammesführern zu sprechen, mit Königen, Räten und gewählten Vergobreten, und sie davon zu überzeugen, daß ein Krieg mit Rom nur ein Ergebnis haben konnte — die Niederlage.
    In diesem Jahr hoffte er auf mehr Erfolg. Alle Stämme, die in den vergangenen Jahren Krieg geführt hatten, waren besiegt worden, egal wie groß sie gewesen waren und für wie unbesiegbar sie sich gehalten hatten. Sogar der Verlust der Dreizehnten hatte in einen Vorteil umgemünzt werden können. Jetzt würden sicher alle erkennen, was für ein Schicksal ihnen drohte!
    Doch je näher der Eröffnungstag der Konferenz rückte, desto mehr schwand Caesars Hoffnung. Drei der größten Stämme hatten niemanden geschickt: die Treverer, die Senonen und die Carnuten. Auch die Nemeten und Tribocer waren nicht gekommen; sie waren allerdings noch nie gekommen, aus verständlichen Gründen — ihr Gebiet grenzte an den Rhenus und lag dem Gebiet der besonders wilden und kriegerischen germanischen Sueben gegenüber. Die Verteidigung ihres Landes nahm sie so in Anspruch, daß sie mit den anderen Stämmen in Gallia Comata sowieso kaum Kontakt hatten.
    Der gewaltige, aus Holz errichtete und mit Bären-- und Wolfsfellen behängte Saal war trotzdem voll, als Caesar die Rednerbühne betrat. Grellweiß leuchtete seine purpurgeränderte Toga aus dem farbigen, exotischen Gepränge der versammelten Gallier heraus. Jeder Stamm war mit seinen Farben vertreten: die Atrebaten in Person König Commius’ mit ihren scharlachroten Karos, die Cadurcer mit Orange und Smaragdgrün, die Remer mit Karmesin und Blau und die Haeduer mit scharlachroten und blauen Streifen. Doch das Gelb und Scharlachrot der Carnuten fehlte, und ebenso das Indigo und Gelb der Senonen und das Dunkel-- und Hellgrün der Treverer.
    »Ich will nicht näher auf das

Weitere Kostenlose Bücher