Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
habe ich mir geschworen. Ich glaube an die Einheit, denn in der Einheit liegt die Stärke. Und ich möchte aus Gallia Comata ein geeintes Land machen. Das wäre das Geschenk Roms an euch. Die Germanen bringen keine erstrebenswerten Geschenke. Wenn Gallia Comata ihnen gehörte, wäre das ein Rückschritt. Sie haben kein Staatswesen, keine Institutionen des Handels, keinerlei Strukturen, die die Bevölkerung mit einer zentralen Regierung verbinden.«
    Vercingetorix lachte verächtlich. »Ihr regiert doch nicht, ihr vergewaltigt! Es gibt keinen Unterschied zwischen Rom und den Germanen!«
    Caesar antwortete ohne Zögern. »Wie gesagt, es gibt viele Unterschiede, ich habe nur einige genannt. Du hast mir nicht zugehört, Vercingetorix, weil du nicht zuhören willst. Du appellierst an die Leidenschaft, nicht an die Vernunft. Das wird dir viele Anhänger bringen, aber du wirst nicht in der Lage sein, ihnen zu geben, was sie am dringendsten brauchen — weisen Rat und ein nüchternes Urteil. Sieh dir die schrumpfende Welt an. Überlege, welchen Platz Gallia Comata in ihr haben wird, wenn es sich Rom anschließt statt den Germanen, wenn ihr euch nicht untereinander zerfleischt. Ich will nicht gegen euch kämpfen, bin aber sehr wohl bereit dazu, wenn es sein muß. Nach fünf Jahren Rom in der Person von Gaius Julius Caesar wißt ihr das. Rom eint, Rom bringt die römische Bürgerschaft, Verbesserungen des täglichen Lebens und Frieden und Wohlstand. Rom bringt geschäftliche Möglichkeiten und einen weitgespannten Handel, es eröffnet dem lokalen Handwerk die Möglichkeit, seine Waren in allen Ländern zu verkaufen, die zu Rom gehören. Ihr Arverner macht die beste Töpferware ganz Galliens. Als Teil der römischen Welt könntet ihr eure Töpfe noch viel weiter verkaufen als nach Britannien. Wenn römische Legionen die gallischen Grenzen bewachen, könnten die Arverner ihre Geschäfte ausweiten und ihren Reichtum mehren, ohne Überfälle, Plünderungen und — Vergewaltigung fürchten zu müssen.«
    »Leere Worte, Caesar! Was passierte mit den Atuatucern? Den Eburonen? Den Morinern? Den Nerviern? Ausgeplündert! Versklavt! Vergewaltigt!«
    Caesar hob seufzend die rechte Hand und steckte die linke in die Falten seiner Toga. »Alle diese Völker hatten ihre Chance«, sagte er ruhig. »Sie brachen ihre Verträge, sie zogen den Krieg der Unterwerfung vor. Sich zu unterwerfen hätte sie wenig gekostet. Sie hätten Tribut gezahlt und dafür Frieden bekommen, Schutz vor germanischen Überfällen und ein Leben in Sicherheit und Wohlstand. Sie hätten weiter zu ihren Göttern beten können, sie hätten ihr Land nicht verloren, sie wären freie Männer geblieben, und — vor allem — sie wären noch am Leben!«
    »Unter fremder Herrschaft«, sagte Vercingetorix.
    Caesar nickte. »Das ist der Preis, Vercingetorix. Die leichte Hand Roms am Zügel oder die schwere der Germanen. Das ist die Alternative. Die Welt wächst zusammen, Gallia Comata ist in den Kreis der Länder des mare nostrum getreten. Das muß euch allen klar sein. Es gibt kein Zurück. Rom ist hier und wird hier bleiben. Weil auch für Rom wichtig ist, daß die Germanen nicht über den Rhenus kommen. Vor gut fünfzig Jahren zog eine Dreiviertel Million Germanen durch Gallia Comata. Ihr mußtet ihre Anwesenheit hinnehmen, Rom in der Person des Gaius Marius hat euch gerettet. Und jetzt wird euch Rom in der Person seines Neffen retten. Findet euch mit der Anwesenheit Roms ab, das rate ich euch dringendst! Wenn ihr das tut, wird sich nur wenig ändern. Fragt die gallischen Stämme in unserer Provinz Gallia Narbonensis — die Volcer, die Vocontier, die Helvier, die Allobroger. Sie sind zwar Römer, aber deshalb nicht weniger Gallier. Sie leben in Frieden und Wohlstand.«
    »Ha!« schnaubte Vercingetorix. »Schöne Worte! Diese Stämme warten doch nur darauf, daß jemand sie von dem fremden Joch befreit!«
    »Du irrst dich«, entgegnete Caesar freundlich. »Geh hin und rede selbst mit ihnen, und du wirst sehen, daß ich recht habe.«
    »Wenn ich hingehe, dann nicht, um sie zu fragen«, sagte Vercingetorix, »sondern mit einem Speer in der Hand.« Er lachte und schüttelte ungläubig den Kopf. »Wie könnt ihr hoffen, uns zu besiegen? Ihr seid eine Handvoll, nicht mehr! Rom ist ein einziger Bluff! Die Völker, mit denen ihr bisher zu tun hattet, waren zahm, dumm und feige! In Gallia Comata gibt es mehr Krieger als in ganz Italia und im italischen Gallien! Vier Millionen Kelten,

Weitere Kostenlose Bücher