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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Achilles, und sogar einer, Echion, dessen Kopf mit gebrochenem Hals umknickte, wenn er auf den Boden fiel. Caesar hatte angefangen, Orgetorix die Sage zu erzählen und die Namen vorzustellen, aber weder Gedächtnis noch Verstand des Kindes hatten für die Beschäftigung mit Homer ausgereicht, und so hatte Caesar es wieder aufgegeben. Wenn der Knabe trotzdem über das Geschenk begeistert war, dann aus ganz anderen, kindlichen Gründen: Das Spielzeug bewegte sich, in ihm waren Dinge versteckt, die man herausnehmen und wieder hineinstecken konnte, und alle, die es sahen, bewunderten es und waren neidisch.
    »Mama!« rief er, ließ die Schnur fallen, die an dem Pferd befestigt war, und streckte die Arme aus.
    Rhiannons Tränen versiegten. Sie trug ihn zu einem Stuhl und nahm ihn auf den Schoß. »Mach dir nichts draus«, flüsterte sie, die Wange an seine glänzenden Locken gedrückt. »Du bist zwar kein Römer, sondern ein Gallier, aber du wirst König der Helvetier sein! Und du bist Caesars Sohn!« Ihr Atem wurde heftiger, und sie bleckte die Zähne. »Sei verflucht, Servilia! Nie soll er zu dir zurückkehren! Heute abend gehe ich zur Priesterin im Schädelturm und kaufe den Fluch für ein langes, in Elend verbrachtes Leben!«

Am nächsten Tag kam Nachricht von Labienus. Ambiorix’ Werben bei den germanischen Sueben hatte allmählich Erfolg, und unter den noch keineswegs unterworfenen Treverern brodelte es.
    »Hirtius, übernimm du zusammen mit Trogus die Leitung der Konferenz«, sagte Caesar. Er übergab das Kästchen mit der Feldherrnschärpe Thrasyllus, der für ihn packte. »Meine vier neuen Legionen sind bei den Haeduern eingetroffen und werden zu den Senonen weitermarschieren, die ich das Fürchten lehren will. Ich stoße mit der Zehnten und def Zwölften zu ihnen.«
    »Was wird aus Samarobriva?« fragte Hirtius.
    »Trebonius bleibt mit der Achten hier, aber ich halte es für klug, die Konferenz an einen Ort zu verlagern, der für unsere abwesenden Freunde, die Carnuten, keine so große Versuchung darstellt. Die Delegierten sollen nach Lutetia im Gebiet der Parisier umziehen. Lutetia liegt auf einer Insel und ist deshalb leicht zu verteidigen. Versucht weiter, die Gallier zur Vernunft zu überreden — und nimm die Fünfte Alauda mit und dazu Silanus und Antistius.«
    »Ist das jetzt ein großer Krieg?«
    »Hoffentlich noch nicht. Zuerst würde ich in den neuen Legionen gerne noch ein paar Rekrutenkohorten durch meine Veteranen ersetzen.« Caesar grinste. »Man könnte in den Worten des jungen Vercingetorix sagen, daß ich einen gigantischen Bluff vorbereite. Obwohl ich nicht glaube, daß die Gallier das so sehen werden.«
    Die Zeit drängte, aber er mußte sich noch von Rhiannon verabschieden. Er fand sie im Wohnzimmer — allerdings nicht allein! Vercingetorix war bei ihr. Göttin Fortuna, du bringst mir immer Glück!
    Er blieb unbemerkt an der Tür stehen. Es war die erste Gelegenheit, Vercingetorix aus der Nähe zu beobachten. Sein Rang war erkenntlich an der Zahl der massivgoldenen Arm-- und Halsreifen, die er trug, an dem saphirbesetzten Gürtel und Wehrgehenk und an der Größe des in die Spange seines Umhanges eingelassenen Saphirs. Daß er glattrasiert war, fesselte Caesars Aufmerksamkeit, denn es war unter den Kelten sehr selten. Seine mit Kalk gewaschenen Haare waren fast weiß und zu einer Art Löwenmähne aufgekämmt, sein unbehaartes Gesicht war ausgezehrt und bestand fast nur aus Knochen. Schwarze Brauen und Wimpern — ja, er war anders! Auch sein Körper war ausgemergelt. Ein Mensch mit dünnen Nerven, dachte Caesar und trat ins Zimmer. Und sehr gefährlich.
    Rhiannons Augen leuchteten auf und wurden wieder stumpf, als sie sah, daß Caesar reisefertig gekleidet war. »Caesar! Wohin gehst du?«
    »Zu meinen neuen Legionen.« Er streckte Vercingetorix, der aufgestanden war, die rechte Hand hin. Vercingetorix war wie die meisten Kelten groß, ungefähr ein Meter achtzig. Seine Augen waren dunkelblau, und er musterte die Hand mißtrauisch.
    »Los!« sagte Caesar freundlich. »Du vergiftest dich nicht, wenn du sie anfaßt!«
    Veringetorix zog eine lange, schmale Hand aus seinem Umhang. Dann vollzogen die beiden Männer das universale Begrüßungsritual, beide klug genug, kein Kräftemessen daraus zu machen. Fest, kurz, nicht zu lang.
    Caesar sah Rhiannon mit erhobenen Augenbrauen an. »Ihr kennt euch?« fragte er, ohne sich zu setzen.
    »Vercingetorix ist mein Vetter ersten Grades«, sagte sie

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