Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
atemlos. »Seine und meine Mutter waren Schwestern, Arverner. Habe ich dir das nicht erzählt? Ich wollte es, Caesar. Sie haben beide Könige geheiratet — meine Mutter König Orgetorix und seine Mutter König Celtillus.«
    »Ach so«, sagte Caesar kühl. »Celtillus. Ich würde eher sagen, er versuchte, König zu sein, allerdings erfolglos. Haben die Arverner ihn nicht deswegen umgebracht, Vercingetorix?«
    »Das stimmt. Du sprichst gut Arvernisch, Caesar.«
    »Meine Amme Cardixa war Arvernerin und mein Lehrer Marcus Antonius Gnipho zur Hälfe Salluvier. Und im Haus meiner Mutter wohnten im oberen Stockwerk Haeduer zur Miete. Man könnte sagen, ich bin unter gallisch sprechenden Menschen aufgewachsen.«
    »Aber in den ersten beiden Jahren in Gallien hast du die ganze Zeit einen Dolmetscher verwendet. Damit hast du uns schön reingelegt.«
    »Sei nicht ungerecht! Ich spreche keine germanischen Sprachen, und im ersten Jahr hatte ich viel mit Ariovistus zu tun. Auch die Sequaner habe ich nicht gut verstanden. Es braucht Zeit, bis man die Sprachen der Belgen versteht, obwohl Druidisch leicht war.«
    »Du bist nicht, der du scheinst«, sagte Vercingetorix und setzte sich wieder.
    »Wer ist das schon?« Caesar beschloß, sich auch zu setzen. Ein paar Minuten mit Vercingetorix zu sprechen konnte sich lohnen.
    »Wahrscheinlich niemand, Caesar. Für wen hältst du mich?«
    »Für einen jungen Hitzkopf mit viel Mut und einigem Verstand. Dir fehlt das taktische Geschick. Es war nicht klug, die Älteren in einer wichtigen Versammlung vor den Kopf zu stoßen.«
    »Jemand mußte reden! Sonst wären alle nur stumm dagesessen und hätten dir zugehört wie Schüler einem berühmten Druiden. Ich habe bei vielen einen Nerv getroffen.« Vercingetorix klang zufrieden.
    Caesar schüttelte langsam den Kopf. »Das hast du«, sagte er, »aber es war nicht weise. Eins meiner Ziele ist, Blutvergießen zu vermeiden — ich habe kein Vergnügen daran, wenn es in Strömen fließt. Du mußt eure Lage bis zum Ende durchdenken, Vercingetorix. Am Ende steht die römische Herrschaft, sei dir darüber im klaren. Warum sich also dagegen sträuben? Du bist ein Mensch, kein unvernünftiges Tier! Du hast die Fähigkeit, Menschen zu führen, dir eine große Gefolgschaft aufzubauen. Aber führe dein Volk weise. Zwinge mich nicht zu Maßnahmen, die ich nicht will.«
    »Ich soll mein Volk in die ewige Knechtschaft führen, das ist es doch, was du damit sagen willst, Caesar.«
    »Nein, das sage ich nicht. Führe sie zu Frieden und Wohlstand.«
    Vercingetorix beugte sich vor, und seine Augen sprühten wie der Saphir seiner Spange. »Ich werde sie führen, Caesar! Aber nicht in die Knechtschaft, sondern in die Freiheit. Zurück zu den alten Sitten, zu den Königen und Helden. Auf euch können wir verzichten! Obwohl einiges von dem, was du gestern gesagt hast, stimmt. Wir Gallier müssen zu einem Volk zusammenwachsen. Ich kann das erreichen, und ich werde es erreichen! Wir werden dich überdauern, Caesar, und dich und alle deine Nachfolger hinauswerfen. Auch was ich gesagt habe, stimmt. Ich sagte, Rom würde dich durch einen Narren ersetzen. So ist es eben in Demokratien, in denen jeder Idiot wählen darf und wo man sich dann wundert, warum Narren gewählt werden. Ein Volk braucht einen König, nicht Anführer, die fortwährend durch andere ersetzt werden. Davon profitiert immer nur eine kleine Gruppe, nie das ganze Volk. Die einzige Lösung ist ein König.«
    »Ein König ist nie eine Lösung.«
    Vercingetorix lachte, doch es war ein schrilles, erregtes Lachen. »Aber du bist doch selbst ein König, Caesar! Ich sehe das in deinen Bewegungen, deinem Aussehen, der Art, wie du andere behandelst. Du bist ein Alexander der Große, der zufällig von den Wählern an die Macht gebracht worden ist. Nach dir wird alles zusammenbrechen.«
    Caesar lächelte freundlich. »Nein, ich bin kein Alexander der Große, ich bin lediglich ein Teil der glorreichen Geschichte Roms, obwohl ein wichtiger Teil, zugegeben; ich hoffe, daß man in Zukunft sagen wird, der wichtigste. Aber doch nur ein Teil. Als Alexander der Große starb, starb mit ihm Macedon. Sein Land ging mit ihm unter. Er schwor seiner griechischen Herkunft ab und verlegte den Mittelpunkt seines Reiches an einen anderen Ort, weil er wie ein König dachte. Sein Land war groß allein durch ihn. Er tat, was er wollte, und ging, wohin er wollte. Er dachte wie ein König, Vercingetorix !Er verwechselte sich mit einer Idee.

Weitere Kostenlose Bücher