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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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schickte, brauchte er rund tausend Mann. Decimus Brutus hatte ihn mit Einsatzplänen und Namenslisten versehen, die ihm ermöglichten, die Massen einzuteilen und ihnen insgesamt fünfhundert Sesterze pro Einsatz auszubezahlen. Erst nach Monaten sollten wieder dieselben Männer geholt werden; auf diese Weise blieben die Bandenmitglieder unerkannt.
    Als dann aber Milo von Pompeius Magnus beauftragt wurde, rivalisierende Banden aus ehemaligen Gladiatoren und professionellen Schlägern einzusetzen, wurde die Sache kompliziert. Clodius mußte sein Ziel im Auge behalten — Einschüchterung der Plebs —, und er mußte gegen Milo und seine Schläger kämpfen. Nachdem dann Caesar mit Pompeius und Crassus in Luca seinen Bund geschlossen hatte, wurde Clodius endlich zur Räson gebracht. Er wurde auf Mission nach Anatolien geschickt, wo er innerhalb eines Jahres sehr viel Geld verdiente. Auch nach seiner Rückkehr hielt er still, bis Calvinus und Messalla Rufus Ende Quinctilis zu Konsuln gewählt wurden. Damals war der Krieg zwischen Milo und Clodius erneut ausgebrochen.

    Curios Augen hingen an Fulvia. Sie taten dies allerdings schon so viele Jahre, daß es niemandem mehr auffiel. Zugegebenermaßen war sie mit ihren hellbraunen Haaren, den ausgeprägten Augenbrauen, den schwarzen Wimpern und den großen, dunkelblauen Augen auch sehr sehenswert. Die Kinder, die sie geboren hatte, hatten ihre Reize nur vermehrt, desgleichen ihr sicheres Gefühl dafür, welche Kleider ihr standen. Die Enkelin des großen Demagogen Gaius Gracchus war sich ihres Platzes in der Gesellschaft so sicher, daß sie sich die Freiheit nahm, Versammlungen auf dem Forum zu besuchen und dort ihren angebeteten Clodius in sehr undamenhafter Manier anzufeuern.
    »Wie ich höre«, sagte Curio und nahm den Blick von der Frau seines besten Freundes, »willst du die Freigelassenen von Rom nach deiner Wahl zum Prätor auf die fünfunddreißig Tribus verteilen. Stimmt das, Clodius?«
    »Ja, natürlich«, antwortete Clodius selbstzufrieden.
    Curio runzelte die Stirn, was ihm ganz und gar nicht gut zu Gesicht stand. Der Sproß der alten und vornehmen Plebejerfamilie Scribonius hatte mit seinen zweiunddreißig Jahren immer noch ein richtiges Lausbubengesicht. Seine braunen Augen funkelten schelmisch, seine Haut war mit Sommersprossen übersät, und seine roten Haare standen widerspenstig ab, egal mit welchen Mitteln sein Friseur sie zu glätten versuchte. Wenn er lachte, sah er noch mehr wie ein Lausbub aus, denn ihm fehlte ein Schneidezahn. Curios Äußeres stand freilich in keinem Verhältnis zu seinem Inneren. Er war in jeder Beziehung erwachsen, ausdauernd und manchmal geradezu schockierend mutig und besaß einen scharfen Verstand. Zehn Jahre zuvor hatte er zusammen mit seinem Kumpan Antonius seinen ultrakonservativen Vater, einen Konsular, fast zur Verzweiflung getrieben; die beiden hatten vorgegeben, ineinander verliebt zu sein, zugleich allerdings Gerüchten zufolge mehr vaterlose Kinder in die Welt gesetzt als je ein Römer vor ihnen.
    Doch jetzt runzelte Curio die Stirn, deshalb sah man seine Zahnlücke nicht, und auch der Schalk war aus seinen Augen verschwunden. »Wenn du die Freigelassenen auf die fünfunddreißig Tribus verteilst, stellst du das gesamte Wahlsystem der Tribus auf den Kopf, Clodius«, sagte er langsam. »Wer ihre Stimmen hat — und das bist dann du —, wird unaufhaltsam aufsteigen. Um sicherzustellen, daß deine Leute gewählt werden, brauchst du nur die Wahl so lange aufzuschieben, bis keine Wähler aus den Landbezirken mehr in der Stadt sind. Gegenwärtig können die Freigelassenen nur in zwei Tribus wählen. Doch leben eine halbe Million von ihnen in Rom! Wenn man sie zu gleichen Teilen auf alle fünfunddreißig Tribus verteilt, haben sie genügend Stimmen, um die wenigen ständigen Einwohner Roms, die zu den einunddreißig Landbezirken gehören — die Senatoren und die Ritter der Ersten Klasse —, zu überstimmen. Du würdest die Kontrolle über die Tribuswahlen also in die Hände eines Haufens von Nichtrömern legen! Griechen, Gallier, Syrer, ehemalige Piraten, die ihr Leben lang Sklaven gewesen sind — der Abschaum der Welt! Ich mißgönne ihnen weder die Freiheit noch das Bürgerrecht, aber ich kann es nicht gutheißen, daß sie die Herrschaft über die echten Römer bekommen!« Finster schüttelte er den Kopf. »Nein, Clodius! Damit kommst du niemals durch. Auch bei mir nicht!«
    »Weder du noch sonst jemand kann mich daran

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